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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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Die Rundung ihres Beckens. Die Röte auf ihren Wangen. Der Speichelfaden.
    Kolb machte einen Schritt über die Leiche.
    23:58. Er hockte sich vor das Sakko und kramte das Handy aus der Innentasche. Adressbuch, V: nichts, N: nichts. Kolb schaltete das Handy aus und steckte es ein. Er machte einen Schritt zum Schreibtisch. Er verwarf den Gedanken das Notebook hochzufahren. Er wusste, dass Computerexperten der Polizei später rekonstruieren konnten, welche Eingaben er machte. Um es hinterher einzustecken und mitzunehmen, war es zu groß.
    23:59. Auf dem Schreibtisch zwei Ablagen mit Papieren: Korrespondenz, Rechnungen, Ausdrucke von E-Mails. Ein Stoß Zeitschriften,
Focus
obenauf. Die beiden Kristallkelche, der eine leer mit Lippenstift dran, der andere kaum angetrunken. Ein kleiner gelber Post-it-Block. Er öffnete die Schublade. Kugelschreiber, Bleistifte, ein Tucker, schwarzer Notizblock. Er blätterte darin.
    00:00. Nichts. Kolb spürte eine leichte Unruhe. Er sollte verschwinden. Er durchsuchte den Zeitschriftenstapel. Weit unten im Stapel die aktuelle
Zitty
. Kolb blätterte zum Anzeigenteil: WG-tausche, Job Suche, harte Welle, Massagen, Professionals. Eine Annonce war eingekringelt: Zärtliche Valérie (20), Hobbynutte aus Schöneberg, verwöhnt den anspruchsvollen Herrn zärtlich. Diskretion und Sauberkeit. 0177/4254276.
    Die Wohnungstür sprang auf. Kolb blickte auf. Schritte: Parkett.
    „Hallo, Herr Müller?“ Serbokroatischer Akzent. „Sind sie oben?“
    Kolb zog sich in den hinteren Teil des Zimmers zurück. Er hockte sich vor den offenen Wandschrank. Es war Ante, Goran oder Rade. Er hatte ihn nicht das Treppenhaus hoch kommen hören. Er hatte sich in der Suche verloren. Kolb hatte damit gerechnet, dass der Leibwächter klingeln würde. Das war bisher immer so geschehen. Vielleicht hatte der Leibwächter eine Eingebung gehabt, dachte Kolb, oder der verängstigte Geschäftspartner des Pedanten hatte ihn mit Anrufen in Unruhe versetzt.
    Kolb hörte wie Ante, Goran oder Rade seine Waffe aus dem Schulterhalfter zog. Kolb zielte auf den Fußboden vor der Treppe. Kaum hörbar setzte der Leibwächter den ersten Schritt auf die Stufen. Die Ledersohle legte sich vorsichtig auf das Holz. Das leise Knartzen. Der zweite Schritt. Der Leibwächter pirschte sich die Stufen hoch. Der dritte Schritt. Kolb zielte. Der Vierte. Fünfte … Als er hörte, dass der Leibwächter die richtige Höhe erreicht haben musste, schoss er. Kolb feuerte eine Salve von sechs Schuss ab. Die Geschosse schlugen in den Teppich ein. Holz knackte, Putz rieselte. Etwas Schweres prallte gegen eine Wand, schlug krachend auf den Holztreppen auf, polterte die Stufen herunter, schlug wieder dumpf gegen eine Wand. Stille.
    Kolb blieb einen Augenblick in der Hocke. Er lauschte. Ein kurzer kehliger Laut, Plätschern. Kolb erhob sich. Sein Blick ging über den Lauf der Waffe hinweg zum Treppenaufgang. Geduckt schlich er darauf zu. Kolbs Blick senkte sich in den Treppenaufgang hinab. Blutspritzer auf der weißen Tapete. Einschusslöcher. Rote Pfützchen auf den Holzstufen. Ganz unten lag der Körper. Schwarzer Anzug. Der breite Rücken gegen die Wand gelegt, die Beine hoch, eines angewinkelt. Leicht abgewetzte Ledersohlen. Die Augen starrten zu Kolb hinauf. Groß, weit. Der Mund stand offen. Ersticktes Schweigen. Der Leibwächter presste sich die Finger auf den Hals. Zwischen den Fingern spritzte Blut hindurch. Im Rhythmus des Herzschlages. Das Plätschern. Der Leibwächter versuchte die Waffe zu heben. Der Oberarm richtete sich auf Kolb. Die Waffe blieb unten. Sie steckte in der Faust des Leibwächters, schlenkerte am Ende des, wie an Gummibändern herabhängenden Unterarmes, über dessen Hüfte. Ein schwerer, brünierter Revolver:
Smith & Wesson
, Model 29. Der Ausdruck in dem blassen Mondgesicht des Leibwächters blieb unverändert. Starr und aufgerissen fixierten seine Augen Kolb. Der Mund aufgeklappt, wie staunend. Aus der Kehle kam ein leises, kurzes Krächzen. Der Revolver rutschte aus der Faust und schlug schwer und hart auf das Holz einer Treppenstufe. Noch ein Krächzen. Das Starren der aufgerissen Augen.
    Dumm! Der Kopf kippte leicht zur Seite. An der Wand dahinter entstand ein riesiger roter Fleck. Kolb schoss noch ein zweites und drittes Mal in den Kopf. Diesmal traf er den Schädel seitlich. Die Schädeldecke platzte auf wie eine Eierschale. Graue Gehirnmasse, gelbliche Knochensplitter, Blut brachen hervor.
    Die Hand rutschte von der Wunde

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