Ich bin eine Nomadin
erreicht durch Einschüchterung Unterwerfung. Auch an die Angst erinnere mich noch genau. Die Kirchen sollten alles in ihrer Macht Stehende tun, um den Kampf um die Seelen der Menschen zu gewinnen, die auf der Suche nach einem barmherzigen Gott sind und feststellen, dass Allah schneller zur Hand ist.
Für die Vereinigten Staaten hängt alles von der Frage ab: Gibt es christliche, in ihrer Dichte mit der katholischen Kirche vergleichbare Netzwerke, mit deren Hilfe die nächste Phase der Expansion des fundamentalistischen Islam nach Amerika abgewehrt werden kann?
Ich bin keine Christin und habe auch nicht vor, zu konvertieren. Aber mich faszinieren religiöse Einrichtungen und die Rolle, die sie bei der Sozialisierung junger Menschen spielen. Seit meiner Einreise in die Vereinigten Staaten habe ich deshalb gelegentlich Einladungen angenommen, in die Kirche zu gehen. Als Muslimin habe ich früher natürlich regelmäßig die Moschee besucht. Obwohl Kirchen wie Moscheen religiöse Einrichtungen sind, merkte ich schon bald, dass sie so verschieden sind wie Tag und Nacht.
Eine Moschee ist eine Insel der Geschlechterdiskriminierung. Als Mädchen in Nairobi ging ich in eine wunderschöne Moschee im Stadtzentrum, musste aber den versteckten Eingang an der Rückseite nehmen. Mit all den anderen Mädchen schlüpfte ich rasch hinein und stieg die schmale Treppe zum Gebetsraum für Frauen hinauf. Dieser Saal war kein Vergleich zu dem Saal der Männer mit seinen kalligraphischen Verzierungen, Marmorsäulen und der gewölbten Decke mit kleinen Kuppeln. Der Frauensaal war in einem tristen, gebrochenen Weiß gestrichen, und der Fußboden war mit einfachen Matten und Teppichen bedeckt.
Sobald wir in den bescheidenen Saal kamen, nahmen wir die rituellen Waschungen vor. (Damals hatten weibliche Gläubige noch die Wahl, in der Moschee den Schleier zu tragen und nach dem Gebet den Schleier abzunehmen. Wegen der strengen gesellschaftlichen Kontrolle und der Verbreitung orthodoxer Strömungen ist das heute nicht mehr möglich.) Dann stellten wir uns in Reihen auf. Lautsprecher übertrugen die Stimme des Imam zu uns. Wir warfen uns auf den Boden. Nach dem förmlichen Gebet mit unzähligen Verneigungen setzten wir uns zu den Bittgebeten hin. Wir antworteten »Amin« auf jede Bitte, die der Imam an Allah richtete. Freitags und im Ramadan wurde auf Arabisch gepredigt, und wir lauschten stumm. Nach den Gebeten und der Predigt schlüpften wir ebenso leise aus der Moschee, wie wir hineingegangen waren.
Der Gegensatz zu den Kirchen, die ich in Amerika besucht habe, könnte nicht krasser sein. Männer und Frauen, Kinder und Erwachsene, Menschen aller Rassen strömen zusammen. Sie tragen Alltagskleidung. Es gibt keine Waschungen. Die Gemeindemitglieder nehmen auf langen Holzbänken Platz. Gelegentlich stehen die Leute auf, um Gott zu danken oder zu beten, manche knien mit gebeugtem Haupt und gefalteten Händen. Die Predigt wird auf Englisch gehalten, für alle verständlich und leicht zu verfolgen. Und die Botschaft ist Liebe.
An dieser Stelle möchte ich allerdings mit allem Nachdruck betonen, dass keineswegs alle christlichen Kirchen so lobenswert sind. Als ich mir einige charismatische Prediger im Fernsehen ansah, erlebte ich offene Feindseligkeit gegen die Naturwissenschaften, Phrasen über die Schrecken einer Abtreibung und Begeisterung über den ignoranten Aberglauben der »Kreationisten«. Ich habe »Heilungen durch den Glauben« gesehen und Menschen »in Zungen« reden hören. Leider nimmt die Popularität solcher Kirchen, die auf Show-Effekte aus sind, derzeit zu. Das sind nicht die Verbündeten, die ich mir wünsche.
Ich meine vielmehr die großen, gemäßigten Bekenntnisse, die die Verantwortung des Einzelnen hervorheben und die Behauptung ablehnen, Glaube und Vernunft seien unvereinbare Gegensätze. Diese Kirchen sind in Amerika bereits etabliert und stecken eines Teil ihrer Zeit und ihres Geldes in Bildungsprojekte und Armenhilfe. Einige haben bereits zu Neuankömmlingen aus Afrika und anderen Regionen Kontakte geknüpft.
Anders als die Islamisten bieten diese gemäßigten Kirchen aber keine spirituelle Führung, sondern lediglich praktische Hilfe. Meiner Meinung nach sollten sie beides tun. Sie müssen sich der Herausforderung stellen und muslimischen Einwanderern ein Bild von einem Gott bieten, der ein Symbol der Liebe, Toleranz, Rationalität und des Patriotismus ist. Sie müssen sich organisieren, die muslimischen Gemeinden
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