Ich bin eine Nomadin
erfassen und eine unermüdliche Kampagne starten, um die Muslime zu überzeugen, dass eine freiheitliche Verfassung einer auf Unterwerfung basierenden vorzuziehen ist und dass man den Herausforderungen des Lebens am besten mit den traditionellen christlichen Werten begegnet: fleißige Arbeit, individuelle Verantwortung, Sparsamkeit, Toleranz und Maßhalten.
Der eine oder andere Leser mag seine Zweifel haben, ob der Kampf der Kulturen über einen Wettstreit der Religionen gewonnen werden kann. Aber ich weiß, dass es gelingen kann, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe.
Das Asylzentrum in Lunteren, wo ich direkt nach meiner Einreise in die Niederlande lebte, lag am Rand der sozial intakten Kleinstadt Ede. Einheimische aus den vielen protestantischen Kirchen des Orts kamen häufig ins Zentrum und boten Sprachkurse und andere Unterstützung an. Sie hießen Flüchtlingsfamilien bei sich zu Hause willkommen. Für andere Einwanderer setzten sie sich nicht so ein, weil das Wort »Asyl« einen starken, fast schon spirituellen Reiz hat und ein Leiden suggeriert, das niemand mit dem Wort »Gastarbeiter« assoziiert. Die marokkanische und die türkische Gastarbeitergemeinde von Ede blieben sich selbst überlassen.
Die Flüchtlinge in Ede bekamen Unterricht in Holländisch, Hilfe für ihre Kinder und konnten Sport treiben. Ganze Kirchengemeinden halfen ihnen bei Behördengängen und allen möglichen praktischen Fragen, kleinen und großen. Ein paar Flüchtlingsfamilien konvertierten tatsächlich zum Christentum und wurden in die lokalen Gemeinden aufgenommen. Schon bald zeigte sich, dass sich diese Menschen in den neuen Lebensbedingungen viel besser zurechtfanden als die Bewohner der Einwandererviertel. In den meisten Fällen nahmen die ehrenamtlichen Helfer jedoch nur die christlichen Einwanderer in ihren Schoß auf und respektierten den Glauben der Flüchtlinge, sie versuchten nicht, sie zu bekehren. Viele Flüchtlinge zogen später genau wie ich in die großen Städte Hollands und behielten die Güte und Liebenswürdigkeit der vielen Holländer in Erinnerung, die uns in dem Land geholfen hatten. Ich würde wetten, dass diese Flüchtlinge und deren Kinder viel weniger anfällig waren für die Hassbotschaft der radikalen Muslime.
Der Gegensatz zwischen dem, was wir als Asylbewerber erlebten, und dem, was die wachsende Zahl der Migranten in Ede erlebte, war auffallend. Letztere erhielten nicht die Hilfe wie wir Flüchtlinge, weil sie als eine Gruppe für sich angesehen wurden. Führende Vertreter der Gemeinschaft, in der Regel die Imame, bekamen von der niederländischen Regierung Zuschüsse, um Gemeinschaftszentren zu errichten. Und dort hielten radikale Muslime den Menschen Vorträge über den »Kreuzzug« des Westens gegen den Islam. Mit anderen Worten: Das Land zahlte für die eigene Unterwanderung. Am 11. September 2001 drehten CNN-Reporter zufällig in Ede einen Film über eine Einwanderergemeinde und fingen Bilder von muslimischen Kindern ein, die über die Flugzeugentführer jubelten, die soeben das World Trade Center hatten einstürzen lassen.
Doch das war nur ein Gesicht von Ede.
Als ich Abgeordnete des niederländischen Parlaments wurde, schob die Regierung bereits Asylbewerber, denen der Flüchtlingsstatus verweigert worden war, in ihre Heimatländer ab. In großen Städten wie Rotterdam oder Amsterdam traf man häufig in Holland geborene Kinder marokkanischer Abstammung, die selbst nach mehreren Jahren Schulbesuch nur ein paar Brocken Holländisch sprachen. Im Gegensatz dazu waren jedoch viele abgelehnte Asylbewerber, die in Kleinstädten wie Ede gelebt hatten, vollständig integriert, und das in manchen Fällen nach nur drei oder vier Jahren. Ganze Gemeinden setzten sich für »ihre« Asylbewerber ein und versuchten, die Abschiebungen zu verhindern. Sie sagten meist: »Sie sind Teil unserer Gemeinde, ihre Kinder wurden hier geboren, sie sind assimiliert.«
Und dank der christlichen Kirchen, die sich so fürsorglich um sie kümmerten, stimmte das auch. Das sollte eine Lehre nicht nur für die Niederlande und nicht nur für Europa sein, sondern für den ganzen Westen, einschließlich Amerika.
Schluss
MIYÉ UND MAGAALO
In vieler Hinsicht gleicht mein Leben einer Zeitreise, denn ich habe die Jahrhunderte zwischen der Clankultur und den modernen, liberalen Gesellschaften des Westens durchwandert. Doch auch meine Großmutter, Ibaado, Tochter des Hassan, der Sohn des Ali und Enkel des Seed war, durchquerte
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