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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Napalm, das ich leider nur allzu gut kennen gelernt habe …
    Newborn senkte den Kopf und betrachtete seine Hände, als schämte er sich für das, was er sagen wollte.
    » Mein Cousin und ich haben ihn mit der Grausamkeit junger Menschen als das Phantom der Baustelle bezeichnet, in Anlehnung an das Phantom der Oper.«
    » Erinnern Sie sich noch an den Namen.«
    » Nein, leider nicht.«
    » Haben Sie Kopien der Lohnzettel?«
    » Das ist fast zwanzig Jahre her. So lange müssen wir die Unterlagen nicht aufheben.«
    Vivien versuchte, so beruhigend wie möglich zu klingen.
    » Mr. Newborn, ich bin keine Finanzbeamtin. Ich bin in einer äußerst wichtigen Angelegenheit hier. Jegliches Detail, auch das unbedeutendste, kann für uns von größtem Interesse sein.«
    Chuck Newborn gab nach und gewährte einen Einblick in die Geheimarchive seiner Firma.
    » Zu jener Zeit haben wir, um die Kosten niedrig zu halten, auch Schwarzarbeiter beschäftigt. Jetzt wäre das nicht mehr möglich. Die Firma hat einen solchen Umsatz, dass Unregelmäßigkeiten nicht anzuraten sind oder sich geradezu verbieten. Damals waren wir aber gezwungen, das zu tun, wenn wir überleben wollten. Diese Leute bekamen ihr Geld bar auf die Hand, ohne viel Papierkram.«
    » Erinnern Sie sich an irgendwelche anderen Dinge, die diesen Mann betreffen?«
    » Mein Vater hat mal beim Abendessen von ihm erzählt. Eines Tages kam er einfach zur Baustelle und bot seine Arbeitskraft zu einem Preis an, der meinem Vater und meinem Onkel sehr moderat erschien. Außerdem war er ziemlich gut. Noch während sie vor der Baugrube standen, hat der Mann ausgerechnet, wie viel Beton man für die Fundamente brauchen würden.«
    » Und später hat er nicht mehr für Sie gearbeitet?«
    » Nein. Gleich nachdem wir mit dem Haus von Mistnick fertig waren, hat er wieder gekündigt.«
    Vivien befahl sich, die Fragen nicht so rasch hintereinander zu stellen. Sie gönnte ihrem Gesprächspartner eine Pause. Der wurde immer bedrückter, je weiter die Befragung voranschritt.
    » Und was können Sie mir zu dem Unfall sagen?«
    » Das Haus ist eines Nachts einfach explodiert. Der Major und seine Familie wurden dabei getötet. Vielleicht sollte man aber besser sagen, dass das Haus implodiert ist, denn es ist in sich zusammengefallen, ohne die Häuser in der Nachbarschaft zu beschädigen.«
    Vivien sah Russell an. Beide hatten sie denselben Gedanken. Dieser Mann hatte bei Stahl und Beton dieselbe teuflische Fähigkeit unter Beweis gestellt wie bei der Berechnung der Menge und der Platzierung von Sprengstoff.
    » Haben Sie damals der Polizei von ihm erzählt?«
    Schuldgefühle überzogen Chuck Newborns Gesicht wie ein Schatten.
    » Ich fürchte nicht.«
    Der Grund war offensichtlich. Er hatte ihn ja selbst deutlich benannt. Darüber zu sprechen hätte bedeutet, sich dem Fiskus auszuliefern, mit den unvermeidlichen Folgen. Vivien fühlte glühenden Zorn in sich aufsteigen.
    » Und Ihnen ist nicht in den Sinn gekommen, dass das Verhalten dieses Mann zumindest verdächtig gewesen sein könnte?«
    Newborn senkte den Kopf und konnte für sein damaliges Schweigen keinen wirklich plausiblen Grund angeben.
    Vivien seufzte. Und wie sie es schon bei Carmen Montesa getan hatte, zog sie eine Visitenkarte aus ihrem Portemonnaie, schrieb ihre Handynummer auf die Rückseite und reichte sie dem Mann.
    » Für den Augenblick wissen wir genug. Hier sind meine Telefonnummern. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich bitte an, ganz gleich, zu welcher Uhrzeit.«
    Der Mann nahm die Visitenkarte und betrachtete sie einen Augenblick, als hielte er einen Haftbefehl in der Hand.
    » Natürlich, das werde ich tun.«
    » Auf Wiedersehen, Mr. Newborn.«
    Die Erwiderung war fast unhörbar. Vivien und Russell gingen zur Tür hinaus. Ohne sich wirklich sicher zu sein, waren sie doch beide überzeugt davon, dass der Bauarbeiter mit den Brandnarben und dem Spitznamen » Phantom der Baustelle « ihr Mann war. Sie stiegen die Stufen hinunter und gingen in Richtung Auto. Einen der Inhaber von Newborn Brothers ließen sie mit dem Gefühl zurück, eine schwere Schuld auf sich geladen zu haben, auch wenn er nicht wusste, welche. Die Antwort wäre einfach ausgefallen, wenn sie eine hätten geben wollen. Zu akzeptieren wäre sie vielleicht nicht so einfach gewesen.
    Hätte die Firma Newborn Brothers damals keine Kosten gespart, wäre dieser Mann vielleicht gefasst und viele Jahre später der Tod vieler Menschen verhindert

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