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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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provisorischen, weiß gestrichenen Bude. Die Tür stand offen. Sie stiegen die Stufen hinauf und standen in einem kahlen Raum, dessen Einrichtung einzig aus einem Schreibtisch und einem Stuhl bestand, direkt rechts neben der Eingangstür. Zwei Männer beugten sich über die Tischplatte und studierten einen Plan.
    Einer der beiden bemerkte sie und hob den Kopf.
    » Kann ich etwas für Sie tun?«
    Vivien trat näher.
    » Sind Sie Mr. Chuck Newborn?«
    » Ja, der bin ich.«
    Newborn war ein großer, stämmiger Mann, etwas über vierzig, mit schütterem Haar und hellen Augen. Seinen Händen war anzusehen, dass sie schwere Arbeit nicht scheuten. Über seiner Jeansjacke trug er eine reflektierende Sicherheitsweste.
    Vivien stellte sich vor und zeigte ihre Dienstmarke.
    » Ich bin Vivien Light vom 13 . Revier. Dies ist Russell Wade. Können wir einen Augenblick mit Ihnen sprechen?«
    Verblüffung und Besorgnis zeichneten sich auf dem Gesicht des Mannes ab.
    » In Ordnung.«
    Vivien hielt es für besser, die Bedeutung des Gesprächs gleich klarzustellen.
    » Allein.«
    Chuck Newborn wandte sich an den Mann zu seiner Rechten, ein magerer, träge wirkender Typ.
    » Tom, könntest du bitte die Betonschüttung kontrollieren.«
    Der Mann namens Tom begriff, dass er überflüssig war, und verließ grußlos die Baracke. Es war deutlich, dass er Vivien und Russell nur als Störfaktor in seinem Tagesablauf ansah. Newborn faltete den Plan zusammen und blieb erwartungsvoll hinter dem Schreibtisch stehen.
    Vivien kam sofort zur Sache.
    » Arbeiten Sie schon lange in der Firma?«
    » Seit meiner Jugend. Mein Vater und mein Onkel haben die Firma gegründet, und ich habe mit achtzehn angefangen, hier zu arbeiten. Nach dem College ist noch mein Cousin dazugekommen. Er kümmert sich um die Verwaltung. Die beiden Alten haben sich zurückgezogen, und jetzt leiten wir beide die Firma.«
    » Waren Sie schon dabei, als das Haus von Major Mistnick auf Long Island gebaut wurde?«
    Bei Chuck Newborn schrillten jetzt bestimmt die Alarmglocken. Er würde sich nicht sonderlich anstrengen müssen, um in seiner Erinnerung zu finden, was die Polizistin interessierte.
    »Ja. Eine üble Geschichte. Nach einem Jahr …«
    » … ist das Haus durch eine Explosion zerstört worden.«
    » Damals wurde ein Untersuchungsverfahren eingeleitet, und die Polizei hat uns verhört. Sie haben uns aber nichts anlasten können.«
    » Ich weiß, Mr. Newborn. Mir geht es auch gar nicht darum, irgendwelche Anschuldigungen zu erheben. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen zu diesem Ereignis stellen.«
    Sie ließ Newborn einen Augenblick Zeit, sich wieder zu fassen, dann fragte sie mit ruhiger Stimme weiter.
    » Erinnern Sie sich, ob damals ein gewisser Mitch Sparrow auf der Baustelle gearbeitet hat?«
    » Der Name sagt mir etwas. Ich habe aber kein Gesicht vor Augen.«
    Vivien zeigte ihm das Foto, das ihr Carmen Montesa gegeben hatte.
    » Ach, der. Natürlich. Das war ein prima Kerl. Fanatischer Motorradfreak, aber ein guter Arbeiter.«
    » Sind Sie sicher?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern.
    » Zu jener Zeit war unsere Firma noch nicht das, was sie heute ist. Wir haben vor allem Renovierungen und kleinere Bauvorhaben durchgeführt. Viele Arbeiter hatten wir nicht. Es war eine besondere Zeit, und die Erinnerungen an bestimmte Momente haben sich tief eingeprägt.«
    Über das Verschwinden seines ehemaligen Arbeiters verlor der Mann kein Wort. Wahrscheinlich wusste er nichts davon, dachte Vivien und wollte nicht noch etwas Neues ins Gespräch einbringen.
    » Wissen Sie, ob Sparrow mit irgendjemandem befreundet war oder ob er in dieser Zeit mit einer bestimmten Person Umgang hatte?«
    » Nein. Er war ein ruhiger Typ. Wenn er Feierabend hatte, ging er nach Hause zu seiner Frau und seinem Sohn. Er hat von nichts anderem gesprochen.«
    » Ist auf der Baustelle irgendetwas Seltsames passiert? Gab es Ihrer Erinnerung nach irgendwelche seltsamen Ereignisse oder irgendwelche Leute, die Ihnen besonders aufgefallen sind?«
    » Ich glaube nicht.«
    Der Mann lächelte schwach.
    » Abgesehen vom Phantom der Baustelle.«
    » Wie bitte?«
    » Da gab es einen Typen, der überall Narben hatte, im Gesicht, am Kopf, an den Händen. Ein richtiges Monster. Sah nach schlimmen Verbrennungen aus.«
    Diese Worte ließen wie auf einem Schriftband andere Worte durch Viviens und Russells Kopf laufen. Worte aus einem wahnhaften Brief, der den Weg zu einem ebenbürtigen Wahn gefunden hatte.
    TNT und

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