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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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zu schlafen, als könnten sie den gewöhnlichen Wach-Schlaf-Rhythmus außer Kraft setzen.
    Pech für ihn …
    Sie würde also allein zu der Wohnung fahren und sich umschauen. So arbeitete sie auch sonst, und so schien es ihr immer noch das Beste zu sein. Sie ging die Treppe hinunter und trat vor die Tür. Draußen verwöhnten die Sonne und der blaue Himmel die Erde, wie meist zu dieser Jahreszeit.
    Als sie zu ihrem Parkplatz kam, sah sie Russell mit dem Rücken zu ihr neben dem Auto stehen.
    Auch er hatte sich offenbar frische Sachen angezogen, die allerdings von einem allzu langen Aufenthalt in einer Tasche zeugten. Er schaute auf den Fluss, wo ein Lastkahn ganz langsam von einem Schlepper flussaufwärts gezogen wurde. In diesem Bild lag eine Botschaft des Sieges über das widrige Schicksal, das im Moment schwer zu teilen war.
    Als Russell ihre Schritte hörte, drehte er sich um.
    » Hallo.«
    » Hallo. Wartest du schon lange?«
    » Eine Weile.«
    Vivien deutete auf ihre Haustür.
    » Du hättest heraufkommen können.«
    » Ich wollte dich nicht stören.«
    Vivien dachte, dass er in Wahrheit einfach nicht mit ihr allein sein wollte. Das war vermutlich die richtige Auslegung seiner Worte, und keine Klarstellung würde daran etwas ändern.
    » Ich habe versucht, dich anzurufen, aber dein Handy war aus. Ich dachte schon, du hättest das Handtuch geworfen.«
    » Das kann ich mir nicht erlauben, aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht.«
    Vivien fragte lieber nicht nach diesen Gründen. Sie ließ die Zentralverriegelung des Volvo aufschnappen und öffnete die Tür. Russell ging auf die andere Seite und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Vivien startete den Motor.
    » Wohin fahren wir?«
    »140 Broadway, in Brooklyn. Zur Wohnung des Phantoms der Baustelle.«
    Sie fuhren auf der West Street in Richtung Süden, ließen die Einfahrt zum Brooklyn Battery Tunnel links liegen und fuhren weiter auf den F.D. Roosevelt Drive. Während der Fahrt setzte Vivien Russell darüber in Kenntnis, dass der Fall Wendell Johnson der militärischen Geheimhaltung unterlag und man wohl nur schwer kurzfristig an die gewünschten Informationen kommen würde. Mit gewohnt abwesender Miene hörte er zu, als verfolgte er irgendwelche Überlegungen, die er nicht in Worte fassen wollte. Mittlerweile waren sie auf die Williamsburg Bridge gefahren. Die Wasseroberfläche des East River wurde vom Wind leicht gekräuselt und glitzerte im Sonnenlicht. Am Ende der Brücke bogen sie nach rechts auf den Broadway ab und standen kurz darauf vor dem gesuchten Haus.
    Es handelte sich um einen etwas heruntergekommenen Wohnblock, der so anonym war wie Hunderte anderer Mietskasernen in dieser Stadt und ebenso anonyme Menschen beherbergte. Hier konnte man jahrelang leben, ohne eine Spur zu hinterlassen, und man konnte hier auch sterben, ohne über Tage hinweg von irgendjemandem vermisst zu werden.
    Vor der Tür mit der Nummer 140 stand ein Polizeifahrzeug. Vivien parkte direkt davor auf einem Parkplatz, der zum Be- und Entladen von Waren gedacht war. Salinas stieg aus und kam auf sie zu.
    Russell würdigte er keines Blickes. Das schien die offizielle Haltung des 13 . Reviers zu sein. Und auch die Sympathie, die er Vivien bislang entgegengebracht hatte, war offenbar verflogen.
    Er hielt ihr einen Schlüsselbund hin.
    » Hallo, Vivien. Der Captain hat gesagt, ich soll dir das geben.«
    » Perfekt.«
    » Die Wohnung hat die Nummer 418 B. Soll ich dich begleiten?«
    » Nein. Das kriegen wir schon hin.«
    Der Polizist beharrte nicht darauf, sondern war heilfroh wegzukommen von diesem Ort und von diesen Menschen. Als sie dem Auto nachsahen, meldete sich überraschend Russell zu Wort.
    » Danke.«
    » Wofür?«
    » Dieser Mann hat dich gefragt, ob er dich begleiten soll. Du hast ihm im Plural geantwortet und mich eingeschlossen. Dafür danke ich dir.«
    Vivien merkte, dass sie Salinas ganz spontan geantwortet hatte, so sehr hatte sie sich schon an Russells Gegenwart gewöhnt. Eine heikle Erkenntnis, über die sie würde nachdenken müssen.
    » Gut oder schlecht, wir sind ein Team.«
    Russell nahm die Definition mit einem vagen Lächeln hin.
    » Ich glaube nicht, dass du dir im Revier Freunde damit machst.«
    » Das geht vorbei.«
    Mit dieser lakonischen Antwort betraten sie das Haus. Der Hausflur roch nach Menschen und Katzen, und sie mussten auf den Fahrstuhl warten, der sich mit einem unverständlichen Winseln in der Sprache der Lastenzüge ankündigte. Dann fuhren

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