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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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erfolglos.
    Plötzlich stand sein Vater im Zimmer. Russell sah auf die Uhr und stellte fest, dass fast eineinhalb Stunden vergangen waren, seit er das Zimmer verlassen hatte.
    » Der General hat angerufen. Ich habe Anweisung gegeben, dass man ihn hierher durchstellt.«
    Jenson Wade ging mit raschen Schritten zum Schreibtisch, setzte sich und schaltete den Lautsprecher ein.
    » Da bin ich. Hast du etwas herausgefunden?«
    » Ja.«
    » Worum ging es bei der Sache?«
    » Eine ganz normale schmutzige Army-Geschichte.«
    » Was heißt das?«
    Man hörte das Rascheln von Papier.
    » Hier ist es. Wendell Johnson, geboren am 7 . Juni 1948 in Hornell. Dort hat er auch gewohnt, als er eingezogen wurde, zum 11 . Regiment der mechanisierten Kavallerie, die in Xuan Loc stationiert war. Qualifikation 1 Y. Er gehörte dem MOS an, dem Military Occupational Specialty.«
    Russell bedeutete mit einer Geste, dass der General sich kürzer fassen möge.
    » Komm zum Punkt. Was ist dann passiert?«
    » Die Angaben zur Person habe ich mir aufgeschrieben. Das andere erzähle ich dir aus dem Gedächtnis. Ein persönlicher Zugriff auf die Akten war mir nicht möglich. Ich bin nur über Umwege an die Informationen gelangt, deshalb kann ich nur berichten, was man mir gesagt hat.«
    » Okay, aber mach zu. Herr im Himmel.«
    Der General gab dem Drängen seines Gesprächspartners nach.
    »1971 hat der Zug von Johnson an einer Operation im Norden des Cu-Chi-Distrikts teilgenommen. Der Intelligence Service hatte davon abgeraten, aber die Militärs haben sie trotzdem befohlen. Alle wurden getötet, außer Wendell Johnson und ein anderer Soldat. Die beiden wurden von den Vietcong gefangen genommen und dann während eines Bombardements als menschliche Schutzschilde missbraucht.«
    Russell hätte den General am liebsten selbst befragt, aber das war natürlich nicht möglich. Er nahm einen Block und einen Stift vom Schreibtisch und schrieb ein Wort darauf.
    Dann?
    Das Papier legte er seinem Vater hin. Der nickte.
    » Und dann?«
    » Der Mann, der den Luftangriff befohlen hat, Major Mistnick, wusste durch die Aufklärungsflüge, dass sich die beiden dort befanden. Er hat aber einfach so getan, als wäre nichts, und so haben die Flugzeuge im gesamten Gebiet Napalmbomben abgeworfen. Besagter Major hatte schon mehrfach Anzeichen von psychischer Labilität erkennen lassen und wurde nun abgezogen. Im allgemeinen Chaos wurde die Sache als Militärgeheimnis deklariert. Das war die Zeit, als der Krieg von der Weltöffentlichkeit schon massiv kritisiert wurde. Es wundert mich nicht, dass es so gelaufen ist.«
    Russell schrieb einen anderen Satz auf.
    Und die beiden?
    Auch diesmal sprach Jenson Wade die Frage laut aus.
    » Und was ist mit den beiden passiert?«
    » Johnson hat Verbrennungen erlitten und wurde sofort von Truppen, die in der Nähe waren, versorgt. Wie durch ein Wunder wurde er gerettet und ist eine ganze Weile in einem Krankenhaus gewesen. Wo, weiß ich nicht.«
    Neuer Zettel.
    Der andere?
    » Und was ist mit dem anderen geschehen?«
    » Er ist völlig verbrannt.«
    Mit zittriger Hand schrieb Russell die Frage auf, die ihn am meisten interessierte.
    Name?
    » Weißt du seinen Namen?«
    » Warte, den habe ich mir auch aufgeschrieben. Hier …«
    Das Rascheln von Papier, dann endlich der gesegnete Klang einer Stimme, die einen Namen ausspricht.
    » Matt Corey, geboren am 27 . April 1948 in Corbett Place, wohnhaft in Chillicothe, Ohio.«
    Russell schrieb sich die Angaben auf, dann deutete er eine Jubelgeste an und hielt seinem Vater die Faust mit dem hochgereckten Daumen hin.
    » In Ordnung, Geoffry. Zunächst einmal herzlichen Dank. Wir sehen uns dann zur Golfpartie.«
    » Wann immer du willst, alter Junge.«
    Mit einem Knopfdruck wurde der General aus dem Zimmer geworfen, nur sein letzter Satz hing noch in der Luft. Jenson Wade ließ sich entspannt gegen die Rückenlehne sinken. Russell hielt fassungslos den Namen in der Hand, den sie so lange gesucht hatten.
    » Ich muss nach Chillicothe.«
    Sein Vater musterte ihn und dachte über die Person nach, der er sich so überraschend gegenüberfand. Dann deutete er mit dem Zeigefinger zur Decke.
    » Dies ist ein Bürohaus. Statt eines Pools haben wir einen Landeplatz auf dem Dach. Ich kann veranlassen, dass du in zehn Minuten von unserem Hubschrauber abgeholt wirst.«
    Russell sah ihn ungläubig an. Dieses unerwartete Angebot verschaffte ihm eine Energie und eine Klarsicht, derer er sich nicht für fähig

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