Ich Bin Gott
sterben werden, wenn du mir deine Hilfe versagst.«
» In was für Schwierigkeiten steckst du diesmal?«
» Ich stecke nicht in Schwierigkeiten. Es gibt nur viele andere Menschen, die nicht ahnen, dass ihnen welche bevorstehen.«
Endlich gesellte sich zum Misstrauen in Jenson Wades Blick ein wenig Interesse. Seine Stimme wurde weicher. Vielleicht hatte er begriffen, dass der Mensch, den er vor sich hatte, eine ganz andere Entschlossenheit an den Tag legte als der Russell, den er kannte. Die vielen Enttäuschungen der Vergangenheit ließen ihn jedoch auf der Hut sein.
» Worum geht es?«
» Das kann ich dir nicht sagen. Das ist ein Punkt zu meinen Ungunsten. Ich fürchte, du musst mir vertrauen.«
Jenson Wade lehnte sich zurück und lächelte, als hätte Russell eine geistreiche Bemerkung gemacht.
» Was dich betrifft, scheint mir das Wort Vertrauen ein wenig hoch gegriffen. Warum sollte ich dir vertrauen?«
» Weil ich dich bezahle.«
Aus dem Lächeln wurde ein sarkastisches Grinsen. Wenn es um Geld ging, war der mächtige Mr. Wade in seinem Element. Auf diesem Gebiet konnten ihm nur wenige das Wasser reichen.
» Mit welchem Geld denn? Mit erbetteltem?«
Russell erwiderte das Lächeln.
» Ich habe etwas, von dem ich mir sicher bin, dass es dir besser gefällt als Geld.«
Er steckte die Hand in die Innentasche seiner Jacke und holte ein dreimal gefaltetes Blatt Papier hervor. Das faltete er auseinander und legte es seinem Vater hin. Jenson Wade nahm die Brille, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag, setzte sie auf und las.
Hiermit bestätigt der Unterzeichner, Russell Wade, dass er von Beginn des kommenden Juni an seine Arbeitskraft für drei Jahre der Wade Enterprise zur Verfügung stellt, zu einem Dollar im Monat.
Russell Wade
Russell sah, wie sich auf dem Gesicht seines Vaters abwechselnd Überraschung und Versuchung widerspiegelten. Die Vorstellung, ihn in der Hand zu haben und ihn nach Gutdünken demütigen zu können, musste ziemlich reizvoll für ihn sein. Gewiss würde ihn der Anblick, wie Russell im Blaumann Fußböden wischte und Toiletten putzte, um Jahre verjüngen.
» Nehmen wir einmal an, ich lasse mich darauf ein. Was muss ich dann tun?«
» Du hast doch eine Menge Beziehungen nach Washington, nicht wahr? Oder sagen wir besser: Du hast eine Menge Leute aus Politik und Army auf deiner Gehaltsliste stehen.«
Das Schweigen seines Vaters nahm er als selbstgefälliges Eingeständnis seiner Macht.
» Ich folge einer Spur, doch im Augenblick stehe ich vor einer Wand, die ich allein nicht einreißen kann. Vielleicht kann ich sie mit deiner Hilfe umgehen.«
» Sprich weiter.«
Russell trat an den Schreibtisch. Er zog das Foto des Jungen mit der Katze aus seiner Tasche. Bevor er Vivien das Original ausgehändigt hatte, hatte er es eingescannt und einen Ausdruck gemacht. Damals hatte er leichte Schuldgefühle verspürt, doch jetzt war er froh darüber.
» Der Fall hat irgendetwas mit dem Vietnamkrieg zu tun, aus der Zeit ab 1970 . Ich habe den Namen eines Soldaten, Wendell Johnson, und ich habe diese Fotografie eines Unbekannten, der mit ihm zusammen in Vietnam war. Vermutlich waren die beiden in irgendeine merkwürdige Sache verwickelt, die aber dem Militärgeheimnis unterliegt. Ich muss wissen, um was es sich handelt, und zwar so schnell wie möglich.«
Der Geschäftsmann dachte lange nach und tat so, als betrachtete er das Foto. Russell wusste nicht, dass es nicht seine Worte waren, die seinen Vater überzeugten, sondern die Art, wie er sie gesagt hatte. Mit einer Leidenschaft, wie nur die Wahrheit sie hervorbringt.
Jenson Wade deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
» Setz dich.«
Als Russell saß, drückte Jenson Wade eine Taste auf seinem Telefon.
» Miss Atwood, geben Sie mir bitte General Hetch. Sofort.«
In der kurzen Wartezeit drückte er auf die Mithörtaste. Dafür gab es wahrscheinlich zwei Gründe, dachte Russell. Der weniger wichtige bestand darin, ihn an dem Gespräch teilhaben zu lassen. Viel wichtiger war es, seinem Sohn zum wiederholten Male zu demonstrieren, welches Gewicht der Name seines Vaters hatte.
Kurz darauf hallte eine grobe, etwas raue Stimme durch das Zimmer.
» Hallo, Jenson.«
» Hallo, Geoffry. Wie geht es dir?«
» Ich komme gerade vom Golf.«
» Golf? Ich wusste gar nicht, dass du Golf spielst. Dann müssen wir uns irgendwann mal für eine Partie verabreden.«
» Das wäre nett.«
» Darauf kannst du dich verlassen, mein Freund.«
Der
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