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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Austausch von Höflichkeiten war damit beendet. Russell wusste, dass sein Vater jedes Jahr riesige Summen dafür ausgab, um sicherzustellen, dass er nicht abgehört wurde. Deswegen war er überzeugt davon, dass offen gesprochen werden würde.
    » Gut. Womit kann ich dir dienlich sein?«
    » Du musst mir einen großen Gefallen erweisen. Es handelt sich um etwas, das nur du tun kannst.«
    » Dann schauen wir doch mal, ob ich das wirklich kann.«
    » Die Angelegenheit ist von äußerster Wichtigkeit. Hast du Stift und Papier?«
    » Einen Augenblick.«
    Man hörte General Hetch jemanden um einen Zettel und um etwas zu schreiben bitten. Gleich darauf schallte seine Stimme wieder durch den Raum.
    » Leg los.«
    » Notier dir diesen Namen: Wendell Johnson, Vietnamkrieg, ab 1970 .«
    Das Schweigen ließ vermuten, dass der General schrieb.
    » Johnson, hast du gesagt?«
    » Ja.«
    Jenson Wade wartete einen Augenblick, bevor er weitersprach.
    » Er wurde mit einem Kameraden in eine Sache verwickelt, die dem Militärgeheimnis unterliegt. Ich muss wissen, um was es sich handelt.«
    Russell registrierte, dass sein Vater fast die gleichen Worte benutzte, mit denen er selbst sein Anliegen vorgetragen hatte.
    Dieses Detail versetzte ihn in gute Laune.
    Durch den Lautsprecher drang ein energischer Protest.
    » Jenson, ich kann doch nicht einfach in den Akten …«
    Sofort wurde er von der Stimme des Herrschers über Wade Enterprise abgewürgt.
    » Natürlich kannst du. Wenn du mal richtig nachdenkst, wirst du schon sehen, dass du kannst.«
    Die Anspielungen in diesem Satz konnten nur die beiden verstehen. Der Tonfall des Generals änderte sich sofort.
    » Okay. Ich sehe zu, was ich tun kann. Gib mir vierundzwanzig Stunden.«
    » Ich gebe dir eine Stunde.«
    » Aber Jenson …«
    » Ruf mich an, sobald du etwas weißt. Ich bin in New York.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen, bevor der General noch etwas erwidern konnte. Jenson stand auf und warf einen zerstreuten Blick aus dem Fenster.
    » Jetzt können wir nur warten. Hast du schon etwas gegessen?«
    Russell verspürte tatsächlich auf einmal Hunger.
    » Nein.«
    » Ich werde meine Assistentin bitten, dir etwas zu bringen. Im Sitzungssaal warten ein paar Leute auf mich, aber ich werde rechtzeitig zurück sein, wenn Hetch anruft.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus und ließ Russell allein. Die Luft im Büro roch nach teuren Zigarren, Holz und Geheimtüren. Russell ging zum Fenster und blieb einen Moment dort stehen, um die endlose Landschaft der Dächer zu betrachten. Mittendrin glänzte wie eine weitere Straße der East River in der Sonne.
    Kurz darauf ging die Tür auf, und die Assistentin von zuvor trat mit einem Tablett in der Hand ein. Neben einem Teller mit einer silbernen Speiseglocke darüber stand eine halbe Flasche Wein, ein Glas, Brot und Besteck. Sie stellte das Tablett auf den Glastisch vor der Couch.
    » Bitte schön, Mr. Russell. Ich war so frei, Ihnen ein englisches Steak zu bestellen. Ich hoffe, das ist in Ordnung.«
    » Perfekt.«
    Russell ging auf die junge Frau zu, die stehen geblieben war und ihn interessiert und in gewisser Weise auch anzüglich ansah. Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt und lächelte. Ihr langes Haar floss über ihren Rücken.
    » Du bist ein äußerst berühmter Mann, Russell. Und äußerst attraktiv.«
    » Findest du?«
    Die Frau trat einen Schritt auf ihn zu, in der Hand eine Visitenkarte. Mit einem Lächeln steckte sie sie ihm in die Jackentasche.
    » Ich bin Lorna, und das ist meine Telefonnummer. Ruf mich an, wenn du magst.«
    Er sah ihr hinterher. Bevor sie das Zimmer verließ, drehte sie sich noch einmal um und warf ihm einen einladenden Blick zu.
    Russell blieb allein zurück. Er setzte sich und aß das Steak. Den Wein rührte er nicht an, sondern holte sich aus einer in einem Sideboard versteckten Minibar eine Flasche Wasser. Ein Moment voller Sonne, Meer, Wind und Nähe fiel ihm wieder ein.
    Mit einer anderen Frau.
    … da du mich jetzt begleitest, sind wir gewissermaßen beide im Dienst. Kein Alkohol also.
    Er kaute an seinem Steak und grübelte, zwei Dinge, die man nicht gleichzeitig tun sollte, besonders nicht bei diesen Gedanken. Er zwang sich, alles aufzuessen, Viviens Empfehlung noch im Ohr. Man wusste nie, wann man wieder etwas bekam.
    Dann stand er auf und ging zum Fenster zurück. Dort blieb er stehen, blickte hinaus und versuchte, die Ungeduld zu bezähmen und Viviens Gesicht aus seinem Kopf zu vertreiben. Beides

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