Ich Bin Gott
war, der ihn zur Verfügung stellte.
» Dies ist das Fahrzeug, das für Sie reserviert wurde. Brauchen Sie einen Fahrer?«
» Hat der Wagen ein Navigationsgerät?«
Der Mann sah ihn entrüstet an.
» Natürlich.«
» Dann fahre ich selbst.«
» Wie Sie wollen.«
Er wartete, bis der Mann die Formulare ausgefüllt hatte, dann unterschrieb er und stieg ein.
» Geben Sie mir bitte die Adresse vom Büro des Sheriffs.«
»28 North Paint Street. In Chillicothe natürlich. Können Sie mich bis in die Stadt mitnehmen?«
Russell warf ihm ein verschwörerisches Lächeln zu und ließ den Motor an.
» Natürlich nicht.«
Beim Anfahren schlitterten die Reifen über den Kies, doch Russell waren die berechtigten Sorgen des Mr. Balling um seinen Wagen gleichgültig. Während der Fahrt programmierte er das Navigationssystem. Auf dem Display erschienen die Straße und ein neun Meilen entfernter Zielort. Die Fahrzeit wurde mit einundzwanzig Minuten angegeben. Er ließ sich von der einschmeichelnden Stimme der elektronischen Führerin leiten, bis diese ihn anwies, nach rechts auf die Route 104 abzubiegen. Während er auf die Stadt zufuhr, überlegte er, was er als Nächstes tun wollte. Bislang hatte er sich keinen Plan zurechtgelegt. Er hatte einen Namen, und er hatte Fotos. Zunächst würde er den Sheriff um Informationen bitten, dann würde er weitersehen. Immerhin hatte er es bis hierher geschafft, indem er ausschließlich seiner Intuition gefolgt war, und genauso würde er weitermachen. Die schnurgerade Straße hatte ihn dazu verleitet, das Gaspedal durchzudrücken, ohne dass er es gemerkt hatte, und nun machten ihm ein Blinklicht und ein durchdringender Signalton hinter ihm bewusst, dass er gleich die Rechnung dafür bekommen würde.
Er fuhr an den Straßenrand und wartete auf den unvermeidlichen Auftritt des Polizisten. Das Fenster ließ er gerade zur rechten Zeit herunter, um zu sehen, wie dieser sich zum Gruß an die Mütze tippte.
» Guten Abend, Sir.«
» Guten Abend, Officer.«
» Würden Sie mir bitte Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere geben?«
Russell reichte ihm die Fahrzeugpapiere, den Mietvertrag für das Auto und seinen Führerschein. Der Polizist mit dem Abzeichen des Ross County sah sich die Dokumente genau an und gab sie ihm erst einmal nicht zurück. Er war ein untersetzter Typ mit großer Nase und pockennarbigem Gesicht.
» Woher kommen Sie, Mr. Wade?«
» Aus New York. Ich bin soeben auf dem Ross County Airport gelandet.«
Die Grimasse, die er zur Antwort bekam, ließ ihn seinen Fehler sofort einsehen. Vermutlich gehörte der Polizist derselben Gedankenschmiede an wie Mr. Balling.
» Mr. Wade, ich fürchte, wir haben ein Problem.«
» Was für ein Problem?«
» Sie sind gefahren wie eine Gewehrkugel. Und Ihr Atem sagt mir, dass Sie wie eine beschwipste Gewehrkugel gefahren sind.«
» Officer, ich bin nicht betrunken.«
» Das werden wir ja gleich sehen. Sie müssen nur in einen kleinen Ballon pusten, wie sie es als Kind getan haben.«
Russell stieg aus dem Mercedes und folgte dem Polizisten zu seinem Auto. Er tat, worum er gebeten wurde, und leider war das Ergebnis nicht wie in Kinderzeiten. Der Whisky aus den Beständen seines Vaters hatte nicht dazu beigetragen, dass sein Atem der eines kleinen Jungen war.
Der Officer sah ihn zufrieden an.
» Sie müssen wohl mitkommen. Tun Sie das freiwillig, oder muss ich Ihnen Handschellen anlegen? Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass jeglicher Widerstand sich strafverschärfend auswirkt.«
Russell wusste das nur zu gut. Er hatte es am eigenen Leib bereits zu spüren bekommen.
» Sie brauchen keine Handschellen.«
Mit Erlaubnis von Mr. Balling ließ er den Mercedes in einer Straßenbucht stehen und stieg in den Streifenwagen. Als er bei der Nummer 28 North Paint Street wieder ausstieg, tröstete er sich mit dem Gedanken, dass er sein Ziel ja erreicht hatte. Er hatte das Büro des Sheriffs gesucht, und genau da war er jetzt.
Als er im Gang das Geräusch von Schritten vernahm, stand er auf und ging zum Gitter. Gleich darauf blieb ein uniformierter Mann vor der Zellentür stehen.
» Russell Wade?«
» Der bin ich.«
Der Officer bemühte sich nicht um Freundlichkeit, sondern nickte mit seinem spärlich behaarten Kopf. Er schien der gute Bruder des Typen zu sein, der auf der Pritsche vor sich hin schnarchte.
Vielleicht war er es ja tatsächlich.
» Los, die Verstärkung ist da.«
Das Schloss schnappte auf, die Tür quietschte in den
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