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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Würden Sie mir sagen, wie Sie zu diesem Foto gekommen sind, Mr. Wade?«
    Gleich nachdem Blein die Frage gestellt hatte, drehte er sich zu dem Anwalt um und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    » Sie müssen natürlich nicht antworten, wenn Sie es nicht für angebracht halten.«
    Russell kam einer Erwiderung des Anwalts zuvor und legte einfach los.
    » Nach meinen Informationen ist dieser Mann in Vietnam gefallenen und hieß Matt Corey.«
    » Richtig.«
    Die Antwort klang in Russells Ohren, als hätte sich ein Fallschirm geöffnet.
    » Kannten Sie ihn?«
    » Als wir jung waren, haben wir zusammen gearbeitet. Ich habe mir in meiner Freizeit hin und wieder als Maurer etwas dazuverdient. Er war ein paar Jahre älter als ich und war bei einer Firma angestellt, für die ich einen ganzen Sommer lang gearbeitet habe.«
    » Erinnern Sie sich an den Namen der Firma?«
    » Ja natürlich. Es war die Firma von Ben Shepard. Seine Maschinenhalle lag an der Straße Richtung North Folk Village. Matt war wie ein Sohn für Ben. Er hat sogar bei ihm gewohnt, in einem an die Halle angrenzenden Zimmer.«
    Blein deutete auf eine der beiden Fotografien.
    » Zusammen mit Walzer, diesem merkwürdigen dreibeinigen Kater.«
    Die nächste Frage stellte Russell ohne große Hoffnungen.
    » Lebt dieser Ben Shepard noch?«
    Die Antwort des Sheriffs kam unerwartet, und der Neid war unüberhörbar.
    » Besser denn je. Dieser alte Hund hat fast fünfundachtzig Jahre auf dem Buckel, geht aber immer noch aufrecht wie eine Tanne durch die Welt. Und er strotzt vor Gesundheit. Ich bin mir sicher, dass er auch noch rammelt wie ein Hase.«
    Russell wartete, bis der Chor der Engel in seinem Kopf die letzte Note der Lobeshymne gesungen hatte.
    » Wo kann ich ihn finden?«
    » Er hat ein Haus in Slate Mills, ganz in der Nähe seiner früheren Firma. Ich schreibe Ihnen die Adresse auf.«
    Blein nahm einen Stift zur Hand, kritzelte etwas auf einen Zettel und legte diesen auf das Foto. Russell interpretierte die Geste als gutes Omen. Die Fotografien waren der Beginn von allem gewesen, und er hoffte, dass die Adresse auf dem Zettel das Ende war.
    Russell spürte, dass er seine Ungeduld kaum noch zügeln konnte.
    » Darf ich jetzt gehen?«
    Blein machte eine Geste, die Freiheit zu bedeuten schien.
    » Natürlich. Ihr Anwalt und die Kaution, die er bezahlt hat, sagen Ja.«
    » Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Sheriff. Trotz der Umstände war es mir ein Vergnügen.«
    Woodstone erhob sich und gab dem Mann hinter dem Schreibtisch die Hand. Bei ihren jeweiligen Berufen hatten sie in einer Kleinstadt wie Chillicothe bestimmt häufiger miteinander zu tun. Russell war schon an der Tür, als ihn die Stimme des Sheriffs zurückhielt.
    » Mr. Wade?«
    Er drehte sich um, die Klinke noch in der Hand, und blickte in die hellen Augen des Sheriffs.
    » Ja?«
    » Da Sie mich eben einem Verhör unterzogen haben, dürfte ich Ihnen auch eine Frage stellen?«
    » Nur zu.«
    » Warum interessieren Sie sich für Matt Corey?«
    Die Lüge kam Russell ohne jede Scham über die Lippen, und er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    » Ich weiß aus sicherer Quelle, dass dieser junge Mann eine Heldentat vollbracht hat, für die ihm nie irgendeine Anerkennung zuteilwurde. Ich schreibe einen Artikel, um das Opfer, das er und andere Kameraden gebracht haben, öffentlich zu machen.«
    Er fragte sich lieber nicht, ob der erfahrene Gesetzeshüter ihm seine patriotische Emphase abgenommen hatte. Im Geiste sah er sich schon vor einem Bauunternehmer namens Ben Shepard sitzen. Vorausgesetzt, der alte Hund, wie Blein ihn genannt hatte, würde überhaupt mit ihm sprechen wollen. Russell erinnerte sich noch gut daran, wie schwierig es war, bei dem anderen alten Hund, der sein Vater war, vorzusprechen.
    Er folgte Anwalt Woodstone nach draußen. Sie mussten den öffentlichen Bereich durchqueren, wo eine uniformierte junge Frau hinter einem Tresen stand und ein Polizist an einem Schreibtisch Formulare ausfüllte. Draußen auf der Straße befand er sich wieder in Amerika. In Chillicothe konzentrierte sich dieses Land mit all seinen Vorzügen und Defekten. Autos und Menschen zwischen Häusern, Reklametafeln, Straßenschildern, Verboten, Ampeln. Zwischen all dem, was dieses Land erschaffen hatte, indem es Kriege gewonnen oder Kriege verloren hatte, im Glanze der Ehre oder im Schatten der Schmach. In jedem Fall hatte es einen hohen Preis dafür bezahlt.
    Russell sah den gemieteten Mercedes auf der

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