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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Angeln, dann folgte Russell dem Mann durch den Flur. Sie blieben vor einer Holztür stehen, auf der stand, dass Thomas Blein der Sheriff des Ross County war. Der Polizist klopfte, öffnete und bedeutete Russell einzutreten. Dann schloss er die Tür wieder hinter ihm. Fast dieselbe Situation hatte Russell am Tag zuvor schon einmal erlebt, und er hätte dem Officer am liebsten gesagt, dass er froh war, von ihm nicht dieselbe Aufmerksamkeit zu erhalten wie von der Sekretärin seines Vaters. Im Augenblick hielt er das allerdings nicht für angebracht.
    Im Büro befanden sich zwei Männer, und es roch leicht nach Zigarren. Einer der beiden saß an einem Schreibtisch voller Papiere und war zweifellos jener Thomas Blein, von dem auf der Tür die Rede war. Er war groß, hatte dichtes, weißes Haar und strahlte Vertrauen, aber auch Entschlossenheit aus. Seine schlanke Gestalt wurde durch die Uniform noch betont und verlieh ihr im Gegenzug die angemessene Würde.
    Der Mann auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch war ein Anwalt. Er sah zwar nicht so aus, aber die Worte des Officers und die Tatsache, dass er hier war, legten das nahe. Die Vermutung wurde sofort bestätigt, als der Mann, der trotz seines stechenden Blicks einen friedfertigen Eindruck machte, aufstand und ihm die Hand gab.
    » Guten Tag, Mr. Wade. Ich bin Jim Woodstone, Ihr Anwalt.«
    Am Abend zuvor hatte Russell das einzige ihm zugestandene Telefonat genutzt, um mit der Nummer, die ihm die Hostess gegeben hatte, beim Flugzeug anzurufen. Nachdem er seine Lage erklärt hatte, hatte er sie gebeten, seinen Vater zu informieren. Irgendwie hatte er den Eindruck gehabt, dass Sheila Lavender nicht völlig überrascht gewesen war.
    Russell gab dem Anwalt die Hand.
    » Freut mich, Sie kennen zu lernen, Sir.«
    Dann wandte sich Russell an den Mann hinter dem Schreibtisch.
    » Guten Tag, Sheriff. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Umstände bereite. Das lag nicht in meiner Absicht.«
    Vor dem Hintergrund dessen, was man über ihn wusste, dürfte diese Fügsamkeit die beiden, die sich als Männer des Gesetzes für einen Moment auf der gleichen Seite befanden, nicht wenig erstaunen. Blein sah ihn fragend an.
    » Sind Sie der Russell Wade mit dem Geld?«
    » Mein Vater ist der mit dem Geld. Ich bin der mit dem liederlichen Lebenswandel und ohne Erbe.«
    Der Sheriff lächelte über die kurze, erschöpfende Beschreibung.
    » Sie sind eine umstrittene Person. Zu Recht, denke ich. Stimmt das?«
    » Vermutlich schon.«
    » Womit beschäftigen Sie sich?«
    Russell lächelte.
    » Wenn ich meine Zeit nicht damit verbringe, mich in Zellen stecken zu lassen, bin ich Journalist.«
    » Für welche Zeitung arbeiten Sie?«
    » Im Augenblick für keine. Ich bin freier Journalist.«
    » Und was hat Sie nach Chillicothe verschlagen?«
    Anwalt Woodstone schaltete sich ein, professionell und umsichtig. Er musste ja irgendwie das Honorar rechtfertigen, das er Wade Enterprise in Rechnung stellen würde.
    » Mr. Wade, Sie müssen nicht antworten, wenn Sie es nicht für angebracht halten.«
    Russell signalisierte ihm, dass es schon in Ordnung so war, und befriedigte die Neugierde des Sheriffs. In diesem Falle war das einfach. Er musste nur die Wahrheit sagen.
    » Ich arbeite an einem Artikel über den Vietnamkrieg.«
    Blein zog mit fast schauspielerischer Emphase die Augenbrauen hoch.
    » Interessiert das heute noch jemanden?«
    Mehr als du dir vorstellen kannst …
    » Es sind ein paar Dinge offengeblieben, die die Öffentlichkeit meiner Meinung nach wissen sollte.«
    Jetzt sah er, dass auf dem Schreibtisch des Sheriffs ein dicker brauner Papierumschlag lag. Es schien derselbe zu sein, in den er am Abend zuvor seinen Tascheninhalt gesteckt hatte, bevor man die erkennungsdienstlichen Fotos gemacht, seine Fingerabdrücke genommen und ihn in die Zelle gesteckt hatte.
    » Sind das meine spärlichen Habseligkeiten?«
    Der Sheriff öffnete den Umschlag, holte den Inhalt heraus und legte ihn vor sich auf den Schreibtisch. Als Russell näher trat, sah er, dass nichts fehlte. Uhr, Geldbörse, die Schlüssel des Mercedes …
    Der Blick des Sheriffs fiel auf die Fotografie des Jungen mit der Katze. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Verwunderung ab, als er sich vorbeugte und auf die Ellbogen stützte.
    » Darf ich?«
    Russell antwortete mit einem Ja, ohne zu wissen, wozu er seine Einwilligung gegeben hatte.
    Der Sheriff nahm das Foto und betrachtete es einen Augenblick, dann legte er es wieder zu Russells Sachen.
    »

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