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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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saß auf der rechten Seite und bedachte das Kommen und Gehen der Verkäufer von Getränken, Zuckerwatte und anderem mit derselben Aufmerksamkeit wie das Spiel selbst. Jeremy verglich ihn oft mit einem Heizkessel, der Hotdogs und Popcorn verbrannte, wie eine Dampflokomotive Kohlen. Mehr als einmal dachte er, dass der Junge gar nicht wirklich an Basketball interessiert war, sondern sich einzig darüber freute, dass die Stadionbesuche mit einer besonderen väterlichen Großzügigkeit einhergingen.
    Sam hingegen, der größere, der Jeremy in Aussehen und Charakter am meisten ähnelte und ihn sicherlich bald überragen würde, war tatsächlich vom Spiel fasziniert. Ohne dass sie darüber gesprochen hätten, wusste Jeremy, dass Sam davon träumte, eines Tages der große Star der NBA zu werden. Leider war Jeremy auch davon überzeugt, dass es nur ein Traum bleiben würde, denn Sam hatte seinen groben Knochenbau geerbt und würde mit der Zeit in die Breite gehen. Im Augenblick jedoch war er in der Schulmannschaft, und wenn sie am Korb hinter dem Haus spielten, hatte Jeremy fast keine Chance.
    Sein Sohn stellte ihn geradezu bloß. Und Jeremy in seinem Vaterstolz war geradezu glücklich, sich derart bloßstellen lassen zu dürfen.
    Dann geschah, was geschah, und er fühlte sich weder schuldig, noch wollte er jemandem die Schuld zuschieben.
    Es war einfach ein langsamer Zersetzungsprozess gewesen.
    Er und seine Frau Jenny hatten immer weniger miteinander gesprochen und immer mehr gestritten. Dann hatten sie zu streiten aufgehört, und geblieben war das Schweigen. Ohne einen wirklichen Grund waren sie einander fremd geworden. Und am Ende des Prozesses hatten sie nicht mehr die Kraft, sich an einen Wiederaufbau zu machen.
    Nach der Scheidung zog Jenny in die Nähe ihrer Eltern und lebte jetzt mit den Jungen in Queens. Die Beziehung zwischen ihnen war im Großen und Ganzen gut, und entgegen der richterlichen Entscheidung konnte er die Jungen sehen, wann immer er wollte. Nur dass Jeremy nicht immer konnte, und so besuchten ihn seine Söhne immer seltener und mit abnehmender Begeisterung. Ihre gemeinsamen Unternehmungen wurden rar, und die Stadionbesuche hörten ganz auf.
    Wie es aussah, war zerstören seine Spezialität geworden, im Beruf und im Privatleben.
    Er riss sich aus seinen Gedanken und kehrte in die Gegenwart zurück.
    Jeremy arbeitete für Sonora Inc., ein Bauunternehmen mit schwindelerregender Jahresbilanz. Die Firma hatte an der Ecke 3 rd Street, 23 rd Street zwei benachbarte vierstöckige Häuser abgerissen, nachdem sie den Eigentümern eine beachtliche Kaufsumme und den wenigen Familien, die noch in ihren Wohnungen gewesen waren, eine hohe Abfindung gezahlt hatte. Nun sollte dort ein Wolkenkratzer mit dreiundvierzig Stockwerken, Fitnesscenter, Dachpool und dergleichen Annehmlichkeiten mehr gebaut werden.
    Mit einem Achselzucken verdrängte das Neue das Alte.
    Die Abrissarbeiten – eine notwendig Phase, die Jeremy als besonders langweilig empfand – waren fast abgeschlossen. Nach Monaten der Arbeit und des Lärms und nachdem lastwagenweise Schutt abtransportiert worden war, sah es immer noch so aus, als hätten sie noch gar nicht begonnen. Anfangs hatte er die beiden alten Häuser aus roten Ziegelsteinen, diesen besonderen Teil der kurzen Geschichte dieser Stadt, mit einem Anflug von Melancholie in sich zusammenfallen sehen. Die Begeisterung für den Aufbau würde aber ein wirksames Gegenmittel sein. Bald würden die Bagger Platz schaffen, um die Fundamente für ein derartiges Gebäude zu gießen. Und dann würde die Schöpfung beginnen, der Aufstieg, Stück für Stück, bis zu dem erhebenden Moment, da auf dem Dach das Sternenbanner gehisst werden würde.
    Jeremy stand vor der Tür des Baucontainers und sah, wie die Arbeiter nach und nach ihre Gerätschaften niederlegten und auf ihn zukamen.
    Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass sich die Diskussion mit diesen Idioten bis zur Mittagspause hingezogen hatte. Hunger verspürte er nicht, und vor allem war er nicht in der Stimmung, mit seinen Leuten das Pausengeschwätz zu teilen. Seine Beziehung zu den Menschen, die unter ihm arbeiteten, war gut oder sogar freundschaftlich. Zwar hatten sie außer der Arbeit nichts miteinander gemein, aber da die Arbeit den größten Teil des Lebens einnahm, wollte er, dass bei den Projekten unter seiner Leitung in größtmöglicher Harmonie gearbeitet wurde. Aus diesem Grund hatte er sich die Wertschätzung seiner Vorgesetzten und

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