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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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den Respekt der Belegschaft verschafft, auch wenn alle wussten, dass er im Zweifelsfall die Handschuhe abstreifen und eine eiserne Faust zeigen konnte.
    Die Tatsache, dass es sich nicht um Samthandschuhe, sondern um Arbeitshandschuhe handelte, änderte daran nicht grundsätzlich etwas.
    Ronald Freeman, sein Stellvertreter, kam herein und ließ den Container erbeben. Er war ein großer, korpulenter Schwarzer mit einer Vorliebe für Bier und gut gewürzte Speisen. Beide Leidenschaften konnte man ihm an Gesicht und Körper ansehen. Freeman hatte eine Frau indischer Abstammung geheiratet und in ihr, wie er zu sagen pflegte, eine scharfe Köchin gefunden. Jeremy war einmal bei den Freemans zum Abendessen eingeladen gewesen und hatte kaum den ersten Bissen von etwas, das Masala hieß , in den Mund gesteckt, als es ihn heiß durchfuhr und er sofort einen großen Schluck Bier trinken musste. Lachend hatte er seinen Gastgeber gefragt, ob für dieses Gericht nicht ein Waffenschein erforderlich sei.
    Ron nahm seinen Schutzhelm ab, holte den Thermosbehälter, den ihm seine Frau jeden Morgen füllte, setzte sich auf die Bank an der Längsseite des Containers und stellte sich das Behältnis auf die Knie. Dann sah er zu Jeremy hinüber und begriff sofort, dass dies einer der Tage war, die man am besten aus dem Kalender strich.
    » Ärger?«
    Jeremy zuckte mit den Schultern.
    » Das Übliche. Wenn ein Architekt und ein Ingenieur sich nach stundenlangen Auseinandersetzungen einigen, dann fällt ihnen nichts Besseres ein, als sich einen dritten Idioten zu suchen, um eine Art Bermudadreieck zu bilden.«
    » Und? Haben sie ihn gefunden?«
    » Du weißt doch, wie das ist. Idioten zu finden ist erschütternd einfach.«
    » Die Brokens?«
    » Ja.«
    » Auch wenn diese Frau doppelt so viel Hirn hätte, würde sie nur einen Scheißdreck verstehen. Im Bett muss sie ja phänomenal sein, wenn ihr Mann ihr derart freie Hand lässt.«
    » Oder sie ist ein Brett, und ihr Mann scheucht sie herum, damit sie müde wird und abends keine Ansprüche stellt. Stell dir vor, diese Frau läge an deiner Seite und streckte die Hand nach dir aus …«
    Ron verzog das Gesicht in gespieltem Abscheu und sprach seine Gedanken laut aus.
    » Mir müsste sie erst eine Meute Beagles in die Unterhose stecken, um meinen Schniedel aufzustöbern.«
    In diesem Augenblick kamen die Männer die Stufen heraufgepoltert und drängten sich in den Container. Ron nutzte die Gelegenheit, seinen Essensbehälter zu öffnen, was die Anwesenden umgehend in dichten Knoblauchdunst hüllte.
    James Ritter, ein junger Arbeiter mit dem Gesicht eines anständigen Jungen, wich zurück in Richtung Tür, durch die er gerade erst hereingekommen war.
    » Mein Gott, Ron. Weiß die CIA eigentlich, dass du Massenvernichtungswaffen mit dir führst? Wenn du das alles aufisst, brauchst du kein Schweißgerät mehr, da reicht dann dein Atem.« Als Antwort führte Freeman demonstrativ eine Gabel zum Mund.
    » Du bist ein Ignorant. Du verdienst es nicht besser, als dass dieses ekelhafte Zeug, von dem du dich normalerweise ernährst, dir den Magen zerfrisst und außerdem die Wirkung des Viagra zunichtemacht, ohne das du bestimmt keinen hochkriegst.«
    Jeremy lächelte.
    Er freute sich über die kameradschaftliche Frotzelei. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass die Männer ihre schwere Arbeit besser in einer angenehmen Atmosphäre verrichteten. Deswegen brachte er normalerweise etwas von zu Hause mit, das er gemeinsam mit seinen Arbeitern in einem der beiden Baucontainer verzehrte.
    Wenn er schlecht gelaunt war, blieb er allerdings lieber für sich, um über seine Probleme nachzudenken und die anderen nicht damit zu belasten.
    Er ging zur Tür, blieb einen Moment dort stehen und blickte nach draußen.
    » Willst du nichts essen?«
    Jeremy schüttelte, ohne sich umzudrehen, den Kopf.
    » Ich gehe auf einen Sprung ins Deli. Wenn ich wiederkomme, zähle die Opfer von Rons Mittagessen.«
    Er ging die Stufen hinunter und wurde zu einem ganz normalen Bürger. Am Zebrastreifen wechselte er die Straßenseite, ließ die 3 rd Street hinter sich und ging die 23 rd entlang. Um diese Uhrzeit herrschte nicht viel Verkehr in diesem Teil der Stadt. New York pulsierte normalerweise in einem gemäßigten Rhythmus. Nur wenn sich gelegentlich Massen von Autos und Menschen unangekündigt und grundlos in die Straßen ergossen, spielte es verrückt. Wie bei einem ewigen Zaubertrick tauchten in dieser Stadt immerzu Dinge auf und

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