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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Knast. Er ging an zwei Polizisten vorbei, einem älteren Mann und einer jüngeren afroamerikanischen Frau, die direkt am Ausgang der Station standen und plauderten. Nichts geschah. Niemand kam angelaufenen und schrie: » Haltet den Dieb!«, um die Polizisten auf ihn aufmerksam zu machen. Ziggy drehte sich lieber nicht um. Der Typ sollte glauben, er habe nichts bemerkt.
    Er kam auf der 42 nd Street heraus und bog sofort nach rechts ab, dann wieder nach rechts auf die Vanderbilt Avenue. Dort gab es ein Stück, auf dem weniger Betrieb herrschte und er herausfinden könnte, ob der Mann in der Militärjacke ihm folgte. Durch einen Seiteneingang betrat er die Station wieder und nutzte die Gelegenheit, einen zerstreuten Blick nach rechts zu werfen. Niemand bog um die Ecke, der dem Mann ähnelte. Das hieß jedoch nichts. Wenn es ein heller Bursche war, wusste er, wie man jemanden verfolgt, ohne entdeckt zu werden. Genau wie er selbst wusste, wie man jemanden abhängt, der einem auf den Fersen ist. Wenn der Mann den Diebstahl sofort bemerkt hatte und ihn nun auf eigene Faust verfolgte, konnte das zweierlei bedeuten.
    Erstens: Es bestand die Gefahr, dass dieser Mann gefährlich war. Zweitens: In der Tasche befand sich etwas Wertvolles, das aber besser nicht in die Hände der Polizei geriet. Angenommen, der zweite Punkt traf zu, dann war der Inhalt der Tasche doppelt interessant. In diesem Fall war der Mann allerdings auch wirklich gefährlich.
    Sein glänzendes Vorgefühl verlor langsam an Leuchtkraft. Ziggy fuhr ein Stockwerk hinunter, wo sich ein ausländisches Restaurant ans andere reihte und die Menschen unentwegt aßen und tranken, nach der Ankunft oder vor der Abfahrt. Die riesige Halle war ein Sammelsurium an Schildern, Farben, Essensgerüchen, hektischen Bewegungen. Letztere stellten die größte Herausforderung dar, obwohl er sich bemühte, normal zu gehen.
    Auf der anderen Seite stieg er die Treppe wieder hinauf und ließ nochmals seinen Blick schweifen. Keine verdächtige Person. Langsam ließ die Anspannung nach. Vielleicht hatte er sich einfach nur getäuscht. Vielleicht wurde er zu alt für diese Arbeit.
    Ziggy folgte der Beschilderung zu den Bahnsteigen der Subway und ging zur violetten Linie, die nach Queens führt. Nach Ankunft des Zuges ließ er sich von den Menschenmassen in den Wagen schieben, eine notwendige Vorsichtsmaßnahme. Im Lichte der vorherigen Betrachtungen würde der Mann in der grünen Jacke, vorausgesetzt er folgte ihm wirklich, ihn niemals an einem so überlaufenen Ort anzugreifen wagen. Ziggy setzte eine gleichgültige Miene auf und wartete, bis die gewohnte Stimme das Schließen der Türen ankündigte.
    In diesem Moment sprang er auf den Bahnsteig zurück, als hätte er plötzlich gemerkt, dass er die falsche U-Bahn erwischt hatte. Der Zug ratterte hinter ihm davon, und er ging wieder zur grünen Linie, die nach Downtown fuhr und dann weiter nach Brooklyn.
    Er legte die Strecke in mehreren Etappen zurück, indem er an jeder Haltestelle auf den nächsten Zug wartete und gleichgültig den Blick schweifen ließ. Namenlos unter genervten, namenlosen Menschen zwischen den raren Tupfen Menschlichkeit, die man in New York als Vergleichsmaßstab heranziehen kann. Vorausgesetzt, man hatte Zeit und Lust dazu.
    Als er beschloss, dass alles in Ordnung war, suchte er sich einen Sitzplatz, nahm die Tasche auf den Schoß und besiegte den drängenden Wunsch, sofort hineinzuschauen. Das tat er besser zu Hause, wo er alles in Ruhe betrachten konnte.
    Ziggy Stardust konnte warten.
    Das hatte er fast sein ganzes Leben lang getan. Von Kindesbeinen an hatte er zusehen müssen, wie er über die Runden kam, und so hatte er es auch weiterhin gehalten, ohne in die Falle der Gier zu tappen. Er beschied sich in der unerschütterlichen Gewissheit, dass sich eines Tages alles ändern würde. Sein Leben, seine Wohnung, sein Name.
    Auf Wiedersehen, Ziggy Stardust. Herzlich willkommen zurück, Mister Zbigniew Malone.
    Noch einmal wechselte er die Subway und erreichte dann eine Station in der Nähe seiner Wohnung. Er wohnte in Brooklyn, in jenem Stadtviertel, in dem es die meisten Haitianer gab und Restaurantschilder auf Französisch. Eine multiethnische Welt. Die Frauen hatten riesige Hintern und schrille Stimmen, und die Jungen schlurften mit zur Seite gedrehten Baseballkappen durch die Gegend. An diesen Stadtteil grenzte die ordentliche, anständige Welt des jüdischen Viertels, Häuser mit gepflegtem Rasen und Mercedes

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