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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Scheißkerl?, dachte sie.
    » Was willst du von mir, du Scheißkerl?«, fragte sie.
    Ein Augenblick Schweigen.
    » Du kannst mir nicht verzeihen, stimmt’s?«
    » Man verzeiht jemandem, der bereut, Nathan. Man verzeiht jemandem, der versucht, das, was er getan hat, wiedergutzumachen.«
    Der Mann am anderen Ende der Leitung wartete einen Augenblick, um den Worten die Zeit zu geben, sich in der Entfernung, die sie voneinander trennte, zu verlieren. In jeglicher Hinsicht.
    » Hast du Greta in letzter Zeit mal gesehen?«
    » Und du?«
    Vivien ging zum Angriff über. Der Wunsch, ihm eine reinzuhauen, stieg in ihr auf wie jedes Mal, wenn sie sich in seiner Gegenwart befand oder auch nur mit ihm sprach. Säße er in diesem Moment neben ihr, hätte sie ihm garantiert mit dem Ellbogen die Nase zertrümmert.
    » Wie lange hast du deine Frau schon nicht mehr gesehen? Wie lange hast du deine Tochter schon nicht mehr gesehen? Wie lange, glaubst du, dich noch verstecken zu können?«
    » Vivien, ich verstecke mich nicht. Ich …«
    » Ich, einen Scheißdreck, du widerlicher Dreckskerl!«
    Sie hatte geschrien, und das war falsch. Die Verachtung, die sie für diesen Mann empfand, sollte sich nicht in Gebrüll, sondern im Zischen einer Schlange ausdrücken.
    Und sie wurde zur Schlange.
    » Du bist ein Feigling, Nathan. Du bist immer einer gewesen und wirst immer einer sein. Wenn die Schwierigkeiten zu groß wurden, hast du das Einzige getan, was du kannst: weglaufen.«
    » Ich habe immer dafür gesorgt, dass es ihnen an nichts fehlt. Es gibt Entscheidungen, die …«
    Vivien unterbrach ihn brüsk.
    » Du hattest keine Entscheidung zu treffen! Du hattest Verantwortung. Und der hättest du nachkommen müssen. Dieser Scheißscheck, den du jeden Monat schickst, reicht nicht, um deine Abwesenheit gutzumachen. Er reicht auch nicht, um dein Gewissen zu beruhigen. Also ruf mich nicht an, um dich zu erkundigen, wie es deiner Frau geht. Ruf mich nicht an, um dich zu erkundigen, wie es deiner Tochter geht. Wenn du dich besser fühlen willst, lüpf deinen verfluchten Hintern, fahr hin und frag sie selbst.«
    Vivien drückte den Knopf zum Beenden des Gesprächs so heftig, dass sie einen Augenblick befürchtete, das Telefon kaputt gemacht zu haben. Sie fuhr weiter, starrte aus dem Fenster und lauschte ihrem aufgeregten Herzschlag. Tränen der Wut liefen ihr über die Wangen. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg und versuchte, sich zu beruhigen.
    Um zu vergessen, wo sie an diesem Morgen gewesen war, und um zu vergessen, wohin sie jetzt fuhr, flüchtete sie sich in ihre einzige Sicherheit: ihre Arbeit.
    Jeden anderen Gedanken versuchte sie zu verdrängen und befahl ihrem Kopf, sich auf die Ermittlungen zu konzentrieren, die auf sie zukamen. Sie rief sich das Bild des aus einer Mauerspalte ragenden Arms wieder ins Gedächtnis, die Untröstlichkeit dieses runzligen Schädels, der auf einer nur noch aus Haut und Knochen bestehenden Schulter lag.
    Auch wenn die Praxis sie gelehrt hatte, dass nichts unmöglich war, ließ dieselbe Erfahrung sie befürchten, dass es sehr schwierig werden würde, die Identität des Mannes im Beton herauszufinden. Baustellen waren üblicherweise begehrt in der Verbrecherwelt, um Opfer von Abrechnungen verschwinden zu lassen. Wenn Profis zu Werke gingen, wurden die Leichen häufig nackt begraben, oder man entfernte zumindest die Etiketten aus den Kleidungsstücken, für den Fall, dass sie irgendwann einmal gefunden werden würden. Manche behandelten sogar die Fingerkuppen mit Säure, damit es keine Fingerabdrücke gab. Bei dieser Leiche war das nicht geschehen, und auch die Etiketten waren noch da, wenngleich schon ziemlich zerfallen. Das konnte bedeuten, dass es sich bei dem Täter nicht um einen Profi handelte, sondern um einen Gelegenheitsmörder, der nicht die Abgebrühtheit oder die Erfahrung besaß, jede mögliche Spur zu verwischen.
    Wer hatte die Gelegenheit, eine Leiche in einem Betonblock zu verstecken? Für einen normalen Menschen war das relativ schwierig, sofern nicht einer der Arbeiter, die Zugang zu den Örtlichkeiten hatten, sein Komplize war. Vielleicht war der Schuldige unter ihnen zu suchen. Vielleicht war es jemand, der für ein Bauunternehmen arbeitete, ein ganz normaler Mensch möglicherweise, der, warum auch immer, einen ganz normalen Menschen ermordet hatte. Das organisierte Verbrechen hatte vielleicht nichts mit der Sache zu tun.
    Die einzige Spur waren die Fotos, vor allem das mit der seltsamen

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