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Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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ist. Manchmal müssen wir das auch dann tun, wenn wir ihn nicht begreifen, weil das Vertrauen größer sein muss als das Verstehen. Wenn wir uns einem Freund gegenüber, der ein menschliches Wesen ist, so verhalten, müssen wir es umso mehr Gott gegenüber tun, der unser Vater und gleichzeitig unser bester Freund ist. Wenn wir ihn nicht verstehen, müssen wir unseren Glauben dagegensetzen, der uns abverlangt wird, auch wenn wir arm und bedrängt sind, wenn wir Hunger und Durst haben, wenn wir verfolgt oder unschuldig angeklagt oder verurteilt werden. Denn Jesus hat uns gelehrt, dass dieser Glaube unserer Güte und der Reinheit unseres Herzens entspringt, unserem Erbarmen und unserem Wunsch nach Frieden. Erinnern wir uns an die Worte Jesu in der Bergpredigt, und wir werden diesen Glauben haben. Denn er hat uns versprochen, dass wir, auch wenn wir in einer unvollkommenen Welt leben, eines Tages einen wunderbaren Ort bewohnen werden, ganz für uns alleine. Und dort wird es keine Zeit mehr geben, weil es für immer sein wird.«
    In bewundernswerter Abstimmung breiteten sich am Ende der Predigt die Klänge der Orgel in der Kirche aus, und der Chor begann mit einem Lied, in dem es um die Welt und ihr Bedürfnis nach Liebe ging. Jedes Mal wenn Pater McKean die Stimmen der Sänger zu perfekter Harmonie verschmelzen hörte, lief es ihm kalt über den Rücken. Die Musik war für ihn eines der größten Geschenke an die Menschheit, eines der wenigen Phänomene, die den Geist derart vereinnahmen konnten, dass es sich auch auf den Körper auswirkte. Er verließ den Ambo und ging zu seinem Platz neben den Ministranten auf der anderen Altarseite. Stehend verfolgte er das Ritual der Messe und beobachtete die Gläubigen, die sich in der Kirche drängten.
    Außer denen, die für irgendwelche Dienste eingeteilt und im Joy geblieben waren, saßen seine Schützlinge in den vordersten Bänken. Wie bei allen anderen Dingen auch war es ihnen freigestellt, ob sie beten und an den Gottesdiensten teilnehmen wollten. Dass die Einrichtung von einem katholischen Geistlichen geleitet wurde, durfte die Entscheidungen der jungen Menschen nicht beeinflussen. Es war ihm durchaus bewusst, dass die meisten von ihnen nur in die Kirche kamen, weil er dort war und sie wussten, dass er sich freute, wenn sie an solchen gemeinschaftlichen Momenten teilnahmen.
    Für den Augenblick genügte ihm das.
    Saint Benedict lag mitten in einem Viertel der Bronx namens Country Club. Die Bewohner waren hauptsächlich italienischer oder spanischer Herkunft, was den Kirchenbesuchern auch anzusehen war. Im Eingangsbereich der Kirche erinnerten Messingschilder, die man um die Statue der Heiligen Jungfrau herum an der Wand angebracht hatte, an die Verstorbenen der Gemeinde. Hauptsächlich handelte es sich um italienische oder spanische Nachnamen. Um beiden Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden, wurden Messen in beiden Sprachen gelesen.
    Bei der Kommunion ging Pater McKean zum Altar und empfing die Hostie direkt aus den Händen des Pfarrers, der es sich nicht nehmen ließ, ihm wegen seiner Predigt einen beifälligen Blick zuzuwerfen. Eingehüllt in Weihrauch und die Magie der Musik, die den Friedensgruß begleitete, beendete Reverend Paul die Messe im Gebet.
    Danach standen die Geistlichen wie gewöhnlich am Ausgang der Kirche, um die Kirchgänger zu verabschieden, ein paar Worte zu wechseln, sich Geschichten anzuhören oder über neue Initiativen der Pfarrgemeinde zu sprechen. In den Wintermonaten traf man sich im Vorraum, aber an diesem herrlichen Tag Ende April waren die Türflügel weit geöffnet, und alle standen draußen auf den Kirchenstufen.
    Pater McKean wurde für seine Auslegung des Evangeliums gelobt. Ellen Carraro, die ältere Schwester der Köchin brachte mit leuchtenden Augen ihre Begeisterung zum Ausdruck und erzählte dann von ihrer Arthritis. Roger Brodie, ein Schreiner in Rente, der hin und wieder unentgeltlich für die Pfarrei arbeitete, versprach, am nächsten Tag im Joy eine kleinere Dachreparatur auszuführen. Nach und nach lösten sich die Grüppchen auf. Manche gingen zu ihren Autos, und wer in der Nähe wohnte, kehrte zu Fuß nach Hause zurück.
    Der Pfarrer und Pater McKean blieben alleine zurück.
    » Deine Predigt war sehr bewegend, Michael. Du bist ein großartiger Mensch. Wegen dem, was du sagst, und wegen dem, wie du es sagst. Wegen dem, was du tust, und wegen dem, wie du es tust.«
    » Danke, Paul.«
    Reverend Paul Smith sah zu John Kortighan

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