Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
dem Kollegen, sondern greifen ihn beispielsweise verbal an oder reden hinter seinem Rücken schlecht. Wir ergreifen vor unserem Partner nicht (gleich) die Flucht, wenn er nicht tut, was wir wollen, sondern verweigern nur den Blickkontakt, verfallen in stundenlanges Schweigen oder versuchen, ihn subtil zu manipulieren. Oder wir fühlen uns wie gelähmt, wenn uns jemand kritisiert oder wir uns ungerecht behandelt fühlen, und schlagen zurück oder brechen die Beziehung ab, sobald wir aus der „Totenstarre“ wieder erwachen.
An den Beispielen können Sie leicht erkennen, dass Angst nicht immer offensichtlich ist, sondern sehr oft in maskierter Form zum Ausdruck kommt. Gewalt ist immer ein Ausdruck der Angst. Nur wer keine Angst hat, kann wirklich gewaltlos sein. Keine Angst hat nur, wer in sich selbst ruht. Warum wir ständig auf die ein oder andere Weise Angst haben, hat letzten Endes nur einen einzigen Grund: Wir haben den Kontakt verloren zu dem, was wir sind.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Dunkeln und fürchten sich vor einer Schlange, die am Boden vor Ihnen liegt. Plötzlich geht das Licht an und Sie erkennen, dass es nur ein zusammengerolltes Seil ist. Schlagartig sind Ihre Angst und der ganze Stress vorbei und Sie können Ihre Energie konstruktiv nutzen, statt sie an eine Illusion zu verschwenden. Schauen wir uns also an, was wir uns bewusst machen müssen, um Licht in unser Leben zu bringen und uns aus unseren Illusionen zu befreien.
Woran wir uns erinnern müssen
Unser wahres Selbst ist pures Bewusstsein – göttlich, ewig und unveränderlich – und niemals bedroht oder in Gefahr. Es ist das, was in uns wahrnimmt und wie ein Zuschauer alles betrachtet, was geschieht. Was wir als „Ich“ bezeichnen – alle Erinnerungen, Vorstellungen, Gedanken und Gefühle –, sind lediglich Formen, die im Bewusstsein auftauchen. Dieses „Ich“ ist durchaus wertvoll. Ein Ich-Bewusstsein ermöglicht uns, individuelle, menschliche Erfahrungen zu machen und unsere Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen. Durchaus praktisch ist dabei auch ein Name, auf den wir hören, wenn man uns ruft.
Es gibt nur ein Problem: Wir nehmen das, was in unserem Bewusstsein auftaucht, persönlich – meine Erinnerungen, meine Vorstellungen, meine Gedanken und meine Gefühle – und identifizieren uns völlig damit. Aus „Ich bin“ wird „Ich bin Su Busson, eine Frau, Wienerin, Autorin, Yogini, brünett, sportlich, naturverbunden“ und so weiter. So könnte wohl jeder von uns eine lange Geschichte darüber erzählen, wer er ist und was ihn ausmacht. Dabei verlieren wir den Kontakt zu unserem wahren Selbst und damit das Bewusstsein, dass alles eins und untrennbar miteinander verbunden ist. Wir halten uns für ein an den Körper gebundenes, sterbliches Wesen und sehen da draußen eine Welt, die getrennt und scheinbar unabhängig von uns existiert. Manches da draußen wollen wir unbedingt haben, weil wir denken, dass es mit Glück und Freude verbunden ist – das sind unsere Wünsche, Begierden und Anhaftungen. Manches da draußen wollen wir unbedingt vermeiden, weil wir denken, dass es mit Schmerz verbunden ist – das sind unsere Abneigungen und Aversionen. Mit anderen Worten: „Das will ich. Das wünsche ich mir. Das gehört zu mir. Das brauche ich. Das macht mich aus. Das ist richtig und gut. Das möchte ich erleben. Das will ich sein. Jenes will ich nicht. Das gehört nicht zu mir. Das darf nicht passieren. Das sollte nicht sein. Das hat nichts mit mir zu tun. Das ist falsch. Das ist schlecht. Das will ich vermeiden.“ Das ist die Grundlage für jedes menschliche Drama. So hören wir auf, die Wirklichkeit anzunehmen, wie sie ist, und versuchen die Welt zu kontrollieren und nach unseren eigenen Vorstellungen, Urteilen und Überzeugungen zu verändern.
Nachdem uns nicht verborgen bleibt, dass alles im Leben einem stetigen Wandel unterliegt und nicht immer alles so läuft, wie wir das wollen, haben wir bewusst und noch viel öfter unbewusst Angst. Angst vor dem Tod. Angst vor Liebesverlust. Angst vor Ablehnung. Angst zu versagen. Angst vor Krankheit. Angst um Geld und Besitz. Angst um die Zukunft. Und so weiter. Solange wir glauben, ein getrenntes „Ich“ zu sein – ein Mensch in einem Körper –, müssen wir uns ständig auf mehr oder weniger subtile Weise bedroht fühlen, weil die Welt ganz einfach unsicher und unbeständig ist. Nichts da draußen kann uns wahre Sicherheit schenken und doch suchen wir sie ständig
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