Ich. bin. Jetzt - auf dem achtfachen Yoga-Pfad zu sich selbst finden
verfallen wir jedoch leicht in den Glauben, dass diese Zustände von außen hereinschneien – ohne eigene Anstrengung. Fehlanzeige. Heilsame Zustände sind wie seelische Muskeln. Jeder Mensch trägt sie in sich, so viel ist sicher, aber nur durch konsequentes Training können diese Zustände ans Licht kommen. Worauf wir uns fokussieren, wird mehr. Was wir üben, wird stärker.
Fairerweise darf ich Sie noch einmal erinnern, dass sich viele Yogis aus dem Alltag zurückgezogen haben und so viele Außenreize weggefallen sind. In der Abgeschiedenheit – in Klöstern, Tempeln, Wäldern, Höhlen oder auf Berggipfeln, allein oder im Kreis von Gleichgesinnten und Yoga-Meistern – beruhigt sich der Geist leichter und innerer Friede kehrt ein, was wiederum die Einhaltung von Ahimsa erleichtert.
Stellen Sie sich vor: kein hektisches Alltagsleben, kein Geld verdienen müssen, kein (Ehe-)Partner, keine Kinder, keine Supermarktschlange, kein Autofahren, kein unfreundlicher Mitmensch. So wenig Sie vielleicht manches davon missen wollen und so wundervoll das alles sein kann, so ist es doch oft ein Auslöser für Stress, Ärger, Streit, Wut oder Sorgen. Ein Minenfeld mit hoher Gefahr für diverse Verletzungen. Denken Sie daran, jede „Mine“ ist eine Chance zu Selbsterkenntnis und Heilung. Jede „Bombe“ ist eine Gelegenheit, die eingeschränkte Ich-Sichtweise in höheres Bewusstsein auszudehnen und statt Trennung die Perspektive der Einheit und statt Angst die Liebe zu wählen. Eine Wahl, die Sie in jedem Augenblick Ihres Lebens treffen können. Das Leben wird Sie immer wieder vor die Entscheidung stellen und Ihnen reichlich Gelegenheit bieten, um zu üben.
Wir können nicht Disteln säen und Klee ernten.
Die Natur funktioniert einfach nicht auf diese Weise.
Sie beruht auf Ursache und Wirkung.
Napoleon Hill
Ahimsa: Übungspraxis für den Alltag
Sich selbst beobachten
Die Übungspraxis beginnt damit, sich achtsam selbst zu beobachten. Bemerken Sie, wo Gewalt im Sinne von Ahimsa in Ihrem Leben steckt. Achten Sie beispielsweise darauf, wann Sie verletzend reagieren oder Sachen sagen, die Sie gar nicht sagen wollen. Beobachten Sie, wie Sie auf jemanden reagieren, der sich entgegen Ihrer Vorstellung verhält, z.B. zu laut spricht, unfreundlich ist, raucht u.ä. Machen Sie es sich bewusst, wenn Sie schlecht über jemanden reden, sich z.B. über einen Kollegen beschweren, über eine Bekannte abfällig reden oder über die Regierung schimpfen. Entdecken Sie negative Gedanken oder Fantasien, indem Sie immer wieder kurz innehalten und beobachten, womit Sie gerade gedanklich beschäftigt sind und was das mit dem Hier und Jetzt zu tun hat. Nehmen Sie alles achtsam wahr, ohne es zu kommentieren, ohne sich für irgendetwas zu verurteilen und ohne sich zu rechtfertigen!
Ein bisschen weniger verletzen
Üben Sie sich darin, ein bisschen weniger gewaltsam zu sein. Verkneifen Sie sich eine bissige Bemerkung. Widerstehen Sie der Versuchung, schlecht über jemanden zu reden oder zu denken. Beteiligen Sie sich nicht an einem Klatschgespräch. Verzichten Sie auf eine Fleischmahlzeit. 12 Schalten Sie den Fernseher aus, wenn Gewalt zu sehen ist. Kritisieren Sie sich selbst weniger. Gönnen Sie sich eine Pause, wenn Ihr Körper danach verlangt. Zwingen Sie sich nicht, Dinge zu tun, die Sie nicht tun wollen. Retten Sie eine Spinne, statt sie zu zertreten. Das sind nur ein paar Beispiele. Ergreifen Sie jede gute Gelegenheit, das Nicht-Verletzen anderen und sich selbst gegenüber zu praktizieren. Nur für den Moment jeder Form von Gewalt zu entsagen. Nur jetzt!
Sich Spielraum verschaffen
Tapas – Selbstdisziplin – ist einer der ältesten yogischen Übungen. In Stresssituationen brauchen Sie Selbstdisziplin, um Ihre automatischen Reaktionsmuster zu unterbrechen und sich Spielraum zu verschaffen. Wenn Sie merken, dass Sie wütend, unter Druck, gekränkt, beleidigt, frustriert, verärgert oder verunsichert sind, reagieren Sie nicht sofort. Halten Sie durch ein inneres „ OM “ 13 für einen Augenblick inne. Atmen Sie tief durch. Nehmen Sie sich kurz Zeit, um zu prüfen, was Sie wirklich sagen oder tun möchten, bevor Sie loslegen.
Oft ist es gar nicht notwendig, sofort zu reagieren, nehmen Sie sich in solchen Fällen bewusst länger Zeit, um runterzukommen und zu prüfen:
• Was ist in der Situation tatsächlich passiert? Nur die Tatsachen!
• Wie interpretiert Ihr Geist die Tatsachen? Welche Geschichte erzählt Ihnen Ihr Kopf dazu? Ist das
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