Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
kalt.«
Seine Eltern schwiegen wie Mumien. Genau genommen sahen sie in Olivers Augen sogar so aus.
» Du machst ihn ... kalt ?« Stefans Augen wurden groß und rund. Das letzte Wort spuckte er regelrecht aus. Schweiß trat auf seine Stirn. »Vielleicht hat der Dieb eine ordentliche Abreibung verdient und lässt dich jetzt in Ruhe, aber ... töten?«
» Verdammt, er ist ein Verbrecher!«
» Und du bist der Richter?«, fuhr Stefan auf.
» Nein, bin ich nicht. Trotzdem glaube ich daran, dass man Läuse vernichten muss, sonst beißen sie und quälen einen.«
» TÖTEN?«, schrie Stefan. Wut auf seinem Gesicht. Adern an der Stirn.
Ich habe Stefan noch nie so wütend gesehen, nein, er ist nicht wütend, er hat Angst! Daniela schüttelte es.
Oliver blieb verhältnismäßig gelassen. »Jetzt seid ihr böse auf mich. Yep! Ist klar, Mann. Aber wie war das? Habt ihr nicht gesagt, ihr wollt alles für mich tun? Das hab ich nicht vergessen. Ich höre alles. Und jetzt? Soll ich jetzt ins Gefängnis?«
Daniela fasste sich zuerst.
Oliver saß am Tisch. Er sah so hübsch aus. So überlegen und intelligent. So hilflos. Und dort saß Stefan, der aussah, als habe er einen Igel verschluckt. Eine Ecke der Zeitung tunkte in seine Kaffeetasse. Der geborstene Eierbecher lag schräg hinter ihr.
Oliver senkte den Kopf. Tatsächlich wirkte er, als schäme er sich, doch dann blickte er auf und in seinem Gesicht stand keine Regung von Reue oder Schuld. Nichts anderes als Gewissheit.
» Weißt du eigentlich, was du uns antust?«, fragte Daniela. Ihre Lippen fühlten sich taub an, ihr Gesicht wie aus sprödem Leder.
» Ja, das weiß ich. Aber ihr habt gesagt, ihr liebt mich. Und ihr habt gesagt, ihr wollt mir immer helfen.«
» Du bist gewalttätig«, sagte Daniela, während sie gegen die aufkommende Übelkeit ankämpfte. »Du hättest genauso gut mit uns sprechen können. Dann hätte sich die Schule um den Jungen gekümmert. Dir scheint überhaupt nicht bewusst zu sein, was hätte geschehen können.«
» Doch, Mama. Hätte ich nicht aufgepasst, wäre er jetzt tot.«
» Du vergewaltigst mich, Oliver. So haben wir dich nicht erzogen.«
» Nein, Mama. Vergewaltigen ist was anderes. Das weiß ich. Dann steckt man was rein, wenn die Frau das nicht will.«
» Oliver!« Mehr konnte sie nicht herausbringen, denn sie bäumte sich auf, drehte sich weg und übergab sich auf den Küchenteppich aus Bast. Es kam armdick, ein fetter Strahl, dann war es ebenso schnell vorbei. Noch immer hatte Stefan sich nicht geregt. Es stank sauer. Die Stille summte.
Stefan faltete die Zeitung pedantisch zusammen. Die mit Kaffee getränkte Ecke knickte er ein. Dann legte er das Blatt neben seine Tasse.
» Ich werde das wegputzen, Liebste«, sagte er.
Daniela blickte ihn an. Sie wollte aufstehen, um die Nase zu putzen und die Augen zu trocknen, aber sie schaffte es nicht. Rotz tropfte ihr von den Lippen, wodurch sie einen jämmerlichen Anblick bot.
» Und danach werden wir einen Weg suchen, wie wir unseren Sohn schützen. Vermutlich wird ihn sowieso niemand verdächtigen. Oder hat dich jemand gesehen?«
Oliver schüttelte den Kopf. »Und reden wird Jens nicht, dafür hat er zu viel Angst, darauf wette ich.«
» ICH WEISS!«, brüllte Stefan unversehens. »Töten, töten, ja? Ist es das, was du willst, du verdammter Kerl?«
Oliver zuckte zusammen.
Stefan senkte die zitternde Stimme. Sie nahm einen dumpfen Ton an. »Dann wird also niemand annehmen, dass so eine Tat auf das Konto eines Kindes geht. Wir tun, was wir können, mein Sohn. Ich werde mein Versprechen halten.«
Er stand auf. »Ich werde dich beschützen, Oliver.«
Der Junge strahlte ihn an. »Ja, Papa.«
» Und ich werde dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.«
» Das wusste ich, Papa.«
» Aber ich mag es nicht, wenn Mama wegen dir krank wird.«
» Ja, Papa.«
Stefan zog mit einem Ruck den Gürtel aus seiner Hose. Es schnalzte, als er ihn in der Mitte faltete, die Schnalle in der Faust.
Daniela wollte etwas sagen, doch es schnürte ihre Kehle zusammen.
Stefan bot ein grausames Bild.
»Du bist schuld daran, dass wir uns versündigen, mein Junge. Ja, wir lieben dich, doch wir sind nicht deine Sklaven. Und damit du das begreifst, sollst du eine Lehre erhalten.«
Er riss Oliver mit einem Ruck von dessen Stuhl , trat ihn in den Rücken, worauf der Junge vornüber fiel, und schlug auf ihn ein. Der Gürtel surrte und traf dorthin, wo er traf, ziellos, zornig wie eine
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