Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
Bescheid.«
Oliver machte eine Schnute, dann nickte er eifrig. »Das könnte sein.«
» Und ich weiß nicht mehr weiter.«
Oliver schwieg und sah nun aus wie ein hilfloses , verlassenes Kind. Ja, so sah er aus und Stefan blutete das Herz. So hübsch war er, so groß und schlank.
Die Ter rassentür öffnete sich und Daniela trat ein. Sie putzte sich die Füße auf der Fußmatte ab und blieb stehen, als sie ihre Männer beieinander sitzen sah, beide schweigend und wie in einer anderen Welt. Ohne ein Wort zu sagen, setzte sie sich dazu und legte die Hände, die sauber waren, da sie im Garten mit Handschuhen arbeitete, auf die Knie. Eine schöne, noch immer junge Frau, die ihren Sohn und diesen seltsamen Mann anblickte, die sie beide so sehr liebte, wie ihr jetzt, in der Stille, in dieser grauenvollen und doch herzzerreißenden Stille, klar wurde.
» Ich weiß nicht mehr weiter«, brach Stefan das Schweigen und aus seinen Worten sprach die ganze Trauer eines zerbrochenen, zerstörten Lebens, sprach alle Hilflosigkeit, nach der nur noch die allumfassende Leere kommen konnte oder die bitterste Verzweiflung.
S eine Worte schwangen im Raum nach wie der Hall dunkler Glocken, als würde Mahler seine Harmonien über sie ausschütten, während unsichtbare Hände sie zu einem Grab zogen, in das sie sinken mussten, um endlich, endlich Frieden zu finden. Lovecraft würde vielleicht von einem kosmischen Grauen sprechen und von wispernd schleppenden Lauten, die klatschend im Raum wirkten, und vielleicht würden Philosophen darauf hinweisen, dass niemand weise sein konnte, der nicht die Dunkelheit kannte. Sie wussten, dass sie waren, doch sie vergaßen es, spürten es nicht, zu sehr zerrte das Grauen an ihrer Seele wie Krallen im Schlamm.
» Anfangs wollt ich fast verzagen«, murmelte Stefan. »und ich glaubte, ich trüg es nie, und ich hab es doch getragen, doch fragt mich nur nicht: wie?«
Ein gereimtes Zitat.
Daniela schluchzte.
Oliver zog ein langes Gesicht und für einen Moment sah es aus, als trauere auch er.
Stefan starrte vor sich hin in eine Leere, die so allumfassend war, dass er murmelte: »Ich fühle das Nichts, seine Preisgegebenheit, seine Unzulänglichkeit, seine Abhängigkeit, Ohnmacht und Leere. Unaufhörlich steigt aus meiner Seele die Schwärze auf, die Traurigkeit, der Kummer, Verzicht und die Verzweiflung.« Tränen rannen über seine Wangen. »Ich kann nicht mehr, meine Lieben. Da nutzen auch alle Verse der Welt nichts mehr. Alles ist ohne Sinn, wie ein einziger, langer, allumfassender Akkord. Anders kann ich es nicht beschreiben und schon das ist viel zu viel. Wo soll das alles enden?«
Oliver sagte: »Ich gehe weg von euch, Papa. Ich mache euch keinen Ärger mehr. Ich verlasse euch.«
Stefans Kopf schnellte hoch. Er lächelte und schnüffelte Tränen weg. »Was für ein Unsinn, Junge. Wohin willst du gehen?«
Oliver musterte seine Eltern. Lange, nachdenklich, und obwohl Stefan und Daniela es besser wussten, bemerkten sie in seinem Blick ein maßlos tiefes Mitgefühl. »Das ist unwichtig. Wichtiger ist ... wohin wollt ihr gehen? Merkt ihr es nicht? Ich bin dabei, auch euch zu töten. Ohne Blut und Messer.«
» Vielleicht sollten wir für eine Weile das Land verlassen«, flüsterte Stefan. »Woanders hingehen, wo uns nicht alles an die schlimmen Dinge erinnert. Wo wir neu anfangen können.«
22
Stefan Strauss war latent kämpferisch gewesen. Sein halbwüchsiger Sohn noch aggressiver. Erstaunlich angriffslustig für einen Zwölfjährigen. Fick dich! Hallo?
Strauss hatte einen Fehler begangen.
Woher wusste er etwas von einem Küchenmesser? Soviel Will wusste, stand das in keiner Meldung. Das war ein Indiz, dass das LKA noch unter Verschluss hielt.
Doch Strauss hatte es gewusst.
Will raste zum LKA. Er musste mit Elvira Kreidler reden. Vielleicht war die Sache schneller gegessen, als sie dachten.
Kreidler blickte ihn an, als sei er ein schleimiger Gnom. »Wie lange waren Sie Bulle, bevor ...«
» Lassen Sie es«, winkte Will ab. »Lange genug. Warum?«
» In Filmen mag so eine Aussage zur Überführung des Täters führen, aber jeder Anwalt, der halbwegs bei Verstand ist, wird Strauss coachen, er solle sich dumm stellen. Aussage gegen Aussage. Und selbst wenn er es zugibt, weil er einen Vogel hat oder Wahrheitsdrang, wird sein Anwalt dafür sorgen, dass Strauss die Sache mit dem Küchenmesser vermutet , aber nicht gewusst hat. Eine Idee, eine Vorstellung. Na und? Reden können wir,
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