Ich bin kein Serienkiller
rückte er die Ecken der Plane zurecht und rollte sie zusammen. Weiter unten tauchten gerade die Scheinwerfer des Streifenwagens auf. Ich duckte mich, als er vorbeifuhr, und spähte wieder um die Ecke, als Mr Crowley innehielt und sich mit hängendem Kopf aufrichtete.
Einer der Polizisten stieg aus und zog in der Deckung der offenen Tür seine Pistole. Den zweiten konnte ich als Silhouette auf dem Fahrersitz erkennen. Er gab gerade etwas über Funk durch. Die Leiche war zusammengerollt und verborgen, aber das Blut vom ersten Angriff färbte den Schnee.
»Heben Sie die Hände!«, verlangte der Cop. Mir waren einige Polizisten in der Stadt bekannt, aber diesen erkannte ich im Dunkeln nicht. »Legen Sie sich auf den Boden!«
Mr Crowley wandte sich langsam um.
»Sir! Drehen Sie sich nicht um! Legen Sie sich hin!«
Jetzt stand Crowley vor ihnen, groß und breit im strahlenden Scheinwerferlicht. Sein Schatten hinter ihm war fast einen Block lang, ein Riese aus Dunkelheit.
»Gott sei Dank sind Sie da«, sagte Crowley. »Ich habe ihn gerade gefunden. Ich glaube, dieser Mörder hat ihn erwischt.« Crowleys Hosen waren nass vom Blut des Opfers. Ich staunte, dass er es überhaupt mit so einer Lüge versuchte.
»Drehen Sie sich um und legen Sie sich auf den Bauch!«, befahl der Polizist. Seine Waffe war wie eine Verlängerung seiner Arme, schwarz und gerade. Crowleys Klauen waren jetzt verborgen. Er wirkte völlig menschlich und doch sehr bedrohlich. Seine Augen waren schmal und böse, sein Mund zu einem dünnen Strich zusammengepresst.
»Drehen Sie sich um und legen Sie sich auf den Bauch!«, wiederholte der Polizist. »Ich fordere Sie nicht noch einmal auf.«
Crowleys Blick schien den Mann zu durchbohren. Ich fragte mich, was er empfand. Zorn? Hass? Dann sah ich genauer hin und entdeckte ein kleines Schimmern auf seiner Wange. Tränen.
Er war traurig.
Nun öffnete auch der Fahrer die Tür und stieg aus. Er war jünger als sein Partner, und seine Hände zitterten. Als er sprach, bebte seine Stimme. »Verstärkung ist unterwegs«, begann er, aber bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, ging Crowley auf sie los, immer noch völlig menschlich, aber mit einem wütenden Knurren. Der ältere Polizist rief eine Warnung, und dann schossen die beiden Männer und jagten Crowley eine Kugel nach der anderen in die Brust. Er ging zu Boden.
»Heilige …«, sagte der junge Cop.
Der ältere Cop ließ langsam die Waffe sinken und betrachtete seinen Partner. »Der Verdächtige ist ausgeschaltet«, sagte er. »Ich hätte nie gedacht, dass dieser Hinweis etwas taugte – der wie vielte war es? Der dritte heute Nacht?«
»Der vierte«, erwiderte der junge Cop.
»Worauf wartest du noch?«, fuhr der ältere fort. »Ruf einen Krankenwagen!«
Blitzschnell sprang Crowley wieder auf und trat neben den älteren Cop. Sein Gesicht war unnatürlich verlängert, in seinem Mund blitzten die Reißzähne. Der Beamte war fast auf der Stelle tot, als die knochenweißen Krallen ihm den Bauch aufschlitzten. Anschließend sprang der Dämon über den Streifenwagen hinweg den jüngeren Cop an. Der Mann kreischte, schoss ziellos und traf das Heck von Crowleys Wagen. Schon hatte der Dämon ihn erreicht und riss ihn zu Boden. Der Polizist kreischte noch einmal, dann war es still.
So schnell, wie der Gewaltausbruch begonnen hatte, war er schon wieder vorbei. Der Polizist, der Dämon, die Waffen, die Straße, der kalte Nachthimmel – alles war so still wie ein Grab.
Gleich darauf kam Crowley wieder um den Streifenwagen herum und zerrte die beiden Toten mit dem rechten Arm hinter sich her. Sein linker Arm hing schlaff an der Seite hinab. Er war jetzt wieder völlig menschlich. Dann entrollte er die Plane, legte die toten Polizisten neben sein erstes Opfer und blieb einen Moment lang stehen, um sich am Tatort umzusehen – drei Tote, ein Meer von Blut, zwei Autos, ein Einschuss in seinem eigenen Wagen. Alle diese Spuren konnte er unmöglich verwischen, bis die Verstärkung der Polizei eintraf.
Crowley kehrte zum Streifenwagen zurück und schaltete die Scheinwerfer aus. Statt des Blutbads waren jetzt nur noch graue Umrisse zu sehen. Er kramte noch eine Weile darin herum, und ich hörte nichts außer einem Knacken und Kratzen, und dann tauchte er wieder auf und warf zwei schwarze Kästen auf die Toten. Ich nahm an, er hatte die Videokamera des Streifenwagens herausgerissen, konnte es aus dieser Entfernung aber nicht genau erkennen.
Es war noch nicht
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