Ich bin kein Serienkiller
werden.
Wie konnte man diesen Dämon aufhalten? Man konnte ihn offenbar nicht töten, und er war selbst für die Polizei zu stark und zu klug. Sie hatten alles getan, was sie tun konnten, und auf ihre Ausbildung und ihre Fähigkeiten zurückgegriffen. Meine Güte, sie hatten ihn mit Kugeln durchsiebt, und jetzt waren sie tot. Sie waren tot. Alle bis auf mich.
Das war dumm. Was konnte ich tun? Noch einmal der Polizei einen Hinweis geben und die Beamten in den Tod schicken, wie es diesen beiden widerfahren war? Sie waren meinetwegen gestorben – Crowley hatte sie nur getötet, weil ich sie auf ihn gehetzt hatte. Er hatte nur einen Menschen töten wollen, und weil ich mich eingemischt hatte, verrotteten jetzt noch zwei weitere Menschen in einem Kofferraum. Das durfte ich nicht noch einmal tun. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn in Ruhe zu lassen, damit er in seinem eigenen Rhythmus töten konnte – nur ein Opfer im Monat statt drei in einer Nacht. Ich wollte nicht für noch mehr Tote verantwortlich sein.
Aber er tötete ja gar nicht mehr ein Opfer pro Monat – den letzten Mord hatte er vor weniger als drei Wochen begangen. Er beeilte sich. Vielleicht verfiel sein Körper immer schneller. Wie lange würde es dauern, bis er ein Opfer pro Woche brauchte? Oder eines am Tag? Auch dafür wollte ich nicht verantwortlich sein, wenn es mir möglich war, ihn aufzuhalten.
Aber wie? Ich hörte auf zu trampeln, saß mitten auf der Straße auf meinem Fahrrad und dachte nach. Angreifen konnte ich ihn nicht. Selbst wenn ich eine Pistole besessen hätte, wäre sie nach allem, was ich bis jetzt beobachtet hatte, völlig nutzlos gewesen. Wenn zwei für solche Einsätze ausgebildete Polizisten ihn nicht aufhalten konnten, dann würde ich das auch nicht schaffen. So nicht.
Das Monster regte sich hinter der Mauer. Es war hellwach und hungrig. Ich kann es tun.
Nein.
Nein?
Vielleicht konnte ich es. Davor hatte ich doch Angst, oder? Davor, dass ich jemanden töten konnte. Nun, wenn dieser Jemand, den ich töten würde, ein Dämon war, wäre es dann nicht in Ordnung?
Nein, es wäre nicht in Ordnung. Ich beherrschte mich aus einem ganz bestimmten Grund. Ich hatte über gefährliche Dinge nachgedacht und die Mauer errichtet, damit sie nicht geschehen konnten. Es war falsch, jemanden zu töten. Das kam nicht infrage.
Aber wenn ich es nicht tat, würde Mr Crowley immer und immer wieder töten.
»Nein!«, rief ich laut. Ich war wütend auf mich selbst und auf Crowley.
Lass es zu, lass deine Wut raus!
Nein. Ich schloss die Augen. Ich wusste, dass ich eine dunkle Seite in mir hatte und wozu ich fähig war – zu genau jenen Taten nämlich, die alle diese Serienkiller begangen hatten, über die ich so viel gelesen hatte. Das Böse. Der Tod. Dazu war auch Crowley fähig. Ich wollte nicht so sein wie er.
Wenn ich aber aufhörte, sobald ich mit ihm fertig wäre, dann wäre ich nicht wie er. Wenn ich ihn ausschaltete und mich anschließend beherrschte, dann musste niemand mehr sterben.
Konnte ich mich zurückhalten? Konnte ich die Mauer wieder aufbauen, sobald ich sie niedergerissen hatte?
Blieb mir überhaupt etwas anderes übrig? Möglicherweise war ich der Einzige, der ihn töten konnte. Die Alternative bestand darin, es jemandem zu erzählen, und dann würden wieder Unschuldige sterben. Ein Einziger wäre schon zu viel. Es wäre besser, wenn ich ihn selbst tötete. Dadurch würden weniger Menschen sterben, und allen würde es besser gehen. Niemand außer Crowley und mir musste leiden.
Wenn ich es tun wollte, musste ich vorsichtig sein. Crowley besaß ungeheure Kräfte. Er war viel zu stark, als dass man ihn im offenen Kampf angehen konnte. Die Taktiken, die ich studiert hatte, die Mörder, die ich nachahmen konnte, waren darauf spezialisiert gewesen, schwache Opfer zu überwältigen, die sich nicht wehren konnten.
Auf einmal musste ich mich übergeben, drehte mich zur Seite und kotzte auf die Straße.
Sieben Tote waren es jetzt. Sieben Tote in drei Monaten. Er tötete immer schneller. Wie viele würden noch sterben, wenn ich ihn nicht aufhielt?
Ich konnte ihn erledigen. Jeder hatte eine Schwäche, sogar Dämonen. Schließlich tötete er aufgrund einer Schwäche – sein Körper versagte. Wenn er eine Schwäche hatte, dann hatte er noch weitere. Ich konnte sie finden und für mich nutzen. Ich konnte ihn aufhalten. Ich konnte die Stadt und das County und die ganze Welt retten. Ich konnte den Dämon aufhalten.
Und ich würde es
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