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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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wie krank er war. Vermutlich wieder die Lungen oder das Herz. Es war kaum eine Woche her, aber er war schon wieder dem Sterben nahe. Bald musste er abermals töten.
    Auf meiner erfundenen Liste standen auch einige Tätigkeiten, die mit Autos zu tun hatten. Sein Wagen lief zwar einwandfrei, aber er ließ mich gern das Öl wechseln und das Aufziehen eines Reservereifens üben. Es war allerdings so kalt, dass er nicht lange draußen bleiben wollte. Nach einer Weile zog er sich zurück, um sich im warmen Haus auf einen Stuhl zu setzen und die Hände auf die Brust zu pressen. Ich ergriff die Gelegenheit, einen GPS-Sender im Reservereifen zu verstecken. Ich klebte ihn ordentlich fest, damit er nicht klapperte, denn ich rechnete damit, dass der Dämon in dieser Nacht wieder losziehen würde. Die Batterien würden nicht länger als einen Tag halten. Sobald ich wieder daheim war, überprüfte ich das Gerät, indem ich meinen eigenen Armbandsender hervorholte und auf das Signal des Autos einstellte. Die Straßenkarte im Display war nicht sehr detailliert, reichte mir aber aus. Sein Auto war als blinkender Pfeil dargestellt. Als Kay am Nachmittag zur Apotheke fuhr, konnte ich beobachten, wo sie abbog und an Ampeln und Stoppschildern wartete, während der blinkende Pfeil sich zum Stadtzentrum bewegte und schließlich auf dem Parkplatz der Apotheke anhielt. Es war beeindruckend.
    Bevor sie zurückkehrte, schlich ich in ihren Hinterhof und stieg mithilfe der Fugen zwischen den Ziegelsteinen an der Rückseite hinauf. Um diese Zeit hielt der Dämon gewöhnlich ein Nickerchen. Ich lauschte genau, um mich zu vergewissern, dass er auch wirklich schlief. Sein Atem ging regelmäßig, aber er keuchte und schnaufte. Es wurde schlimmer. Ich klebte ihm einen Zettel ans Fenster und stieg wieder hinunter. Auf den gewissenhaft freigeschaufelten Wegen hinterließ ich keinerlei Spuren.
    Auf meinem Zettel stand:
NICHT MEHR LANGE
    Dann packte ich verschiedene Gegenstände in meinen Rucksack, um jederzeit aufbrechen zu können. Ich brauchte ein Seil oder Stoffstreifen für Kay und fand das Gesuchte im Mülleimer des Dämons: alte Gardinen, die zu Weihnachten gegen neue ausgetauscht worden waren. Eine davon nahm ich an mich und schlich in unseren Hinterhof, wo ich sie leise in lange, kräftige Streifen riss, die ich in meinen Rucksack stopfte. Ich wusste nicht, ob man von einer Gardine Fingerabdrücke nehmen konnte, trug aber vorsichtshalber die ganze Zeit Handschuhe.
    Bald darauf erwachte der Dämon und wurde mit jeder Minute erregter. Er schritt hinter seinen Fenstern auf und ab, humpelte schwerfällig, blieb hin und wieder stehen und griff sich an die Brust. Mit der anderen Hand hielt er sich am Sofa fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er konnte kaum noch aufrecht stehen.
    Am Himmel zogen drohende schwarze Wolken auf. Der Abend kam wie ein Tuch aus reiner Dunkelheit, das alle Sterne verdeckte. Als der Dämon es nicht mehr aushalten konnte, ging er auf wackligen Beinen zum Auto und fuhr weg, um sich ein neues Opfer zu suchen.
    Es war Zeit, dass ich meines traf.
    Ich war bereits angezogen – dicke schwarze Kleidung, die Skimaske, um mein Gesicht zu verbergen, und Handschuhe, damit ich keine Fingerabdrücke hinterließ. Ich nahm meinen Rucksack und huschte hinaus. Mom schlief bereits, genau wie hoffentlich alle anderen in der Straße. Ich wäre lieber von hinten unbemerkt in den Hof des Dämons geschlichen, aber dort hätte ich im noch nicht geschmolzenen Schnee Fußabdrücke hinterlassen. Es war besser, über die geräumte Straße in die freigeschaufelte Zufahrt zu laufen. Ich befürchtete schon länger, irgendwann beim Herumschleichen erwischt zu werden, aber in dieser Nacht war meine Paranoia noch hundertmal stärker. Es gab kein Zurück mehr, ich konnte mich nicht mehr davor drücken, meinen Plan auszuführen. Vor unserer Haustür sah ich mich ein letztes Mal auf der Straße um, ob sie auch wirklich völlig verlassen war, und rannte hinüber. Wenigstens stand keine Laterne vor unserem Haus.
    Dann lief ich um Crowleys Haus herum zum Keller, trat ein und schloss hinter mir die Tür. Drinnen war ich völlig blind. Ich zog eine kleine LED-Taschenlampe aus der Hosentasche und suchte zwischen den Kisten und Regalen den Weg zur Treppe. Im winzigen Lichtschein schimmerten die Reihen der Einmachgläser. Obwohl ich genau wusste, dass sie nur Rüben und Rote Bete enthielten, stellte ich mir vor, sie wären voller eingelegter Organe – Nieren,

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