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Ich bin kein Serienkiller

Ich bin kein Serienkiller

Titel: Ich bin kein Serienkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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verhalten. Dieser Respekt war es auch, der meine Eltern angeblich zusammengebracht hatte. Zwei Bestatter, die sich nach der Gesellschaft eines Lebenden gesehnt hatten und voneinander beeindruckt gewesen waren, weil sie so viel Achtung für die Toten empfunden hatten. Sie hatten ihren Beruf als Berufung aufgefasst. Wenn einer von ihnen mit lebenden Menschen auch nur halb so gut gewesen wäre wie mit toten, dann hätten sie sich wahrscheinlich nie getrennt.
    Ich legte die Schürze ab und ging ins vordere Büro. Dort saß Lauren offensichtlich gelangweilt herum. Sie hatte nichts zu tun und spielte Minesweeper auf dem Computer, während sie auf den Feierabend um fünf Uhr wartete. Jetzt war es 16.54 Uhr.
    »Darfst du wieder helfen?«, fragte Lauren, ohne vom Monitor aufzuschauen. Auf dem Bildschirm spiegelte sich bleich und gespenstisch ihr Gesicht. »Ich konnte mich nie dafür begeistern. Hier draußen geht’s mir viel besser.«
    »Ironischerweise ist es hier draußen viel weniger lebendig«, erwiderte ich.
    »Das stimmt schon, reib’s mir nur unter die Nase. Glaubst du wirklich, ich sitze gern hier herum?«
    »Du bist dreiundzwanzig«, antwortete ich. »Du kannst tun und lassen, was du willst. Du musst nicht hier herumhängen.«
    Sie klickte auf die Quadrate des kleinen Minenfelds, markierte einige Blöcke mit Fahnen und erforschte vorsichtig das Gebiet darum herum. Dann klickte sie auf ein falsches Quadrat, und das Spielfeld explodierte.
    »Du weißt ja gar nicht, wie gut du es hier hast«, sagte sie schließlich. »Mom kann manchmal ein richtiger Drache sein, aber … sie liebt uns. Sie liebt dich. Vergiss das nicht.«
    Ich starrte zum Fenster hinaus. Draußen wurde es schnell dunkel, und Mr Crowleys Haus hockte drohend im Schnee.
    »Liebe ist nicht das Thema«, entgegnete ich nach einer Weile. »Wir tun einfach, was wir immer tun, und kommen irgendwie zurecht.«
    Lauren drehte sich zu mir um. »Liebe ist das Einzige, worauf es ankommt«, erklärte sie. »Ich kann es kaum ertragen, in ihrer Nähe zu sein, aber das liegt nur daran, dass sie sich so große Mühe gibt, uns zu lieben, uns zusammenzuhalten und sich nichts anmerken zu lassen. Ich habe lange gebraucht, um das herauszufinden.«
    Eine Bö wehte am Fenster vorbei, drückte gegen die Scheibe und heulte mächtig durch die Ritzen in der Vordertür.
    »Was ist mit Dad?«, fragte ich.
    Sie überlegte kurz. »Mom liebt dich genug, um sein Fehlen auszugleichen, denke ich.« Sie hielt inne. »Ich auch.« Es war 17.00 Uhr, sie stand auf. Ich fragte mich, in welcher Zeitzone Dad sich aufhielt. »Hör mal, John, besuch mich doch mal. Wir können Karten spielen oder einen Film ansehen oder so. Wie wäre das?«
    »Ja, sicher«, sagte ich. »Irgendwann mal.«
    »Wir sehen uns.« Sie schaltete den Computer aus, holte ihren Parka und trat in den Wind hinaus. Eiskalte Luft wehte herein, und sie hatte Mühe, die Tür hinter sich zu schließen.
    Ich ging nach oben und dachte über ihre Worte nach. Liebe war vielleicht eine Stärke, aber sie war auch eine Schwäche. Die Schwäche des Dämons.
    Und ich wusste, wie ich ihn töten konnte.
     
    Ich holte den iPod aus meinem Zimmer, wo er seit Weihnachten unbeachtet herumgelegen hatte, stieg aufs Fahrrad und fuhr zum Radio Shack. Dads dummes Geschenk würde mir jetzt doch noch nützlich sein.
    Zunächst hatte ich Mr Crowley beobachtet und nach Schwächen gesucht. Inzwischen hatte ich drei gefunden, die zusammen gewisse Möglichkeiten eröffneten. Ich dachte gründlich darüber nach, während ich trampelte und vorsichtig durch die am Nachmittag gefallene dünne Schicht Neuschnee fuhr. Wahrscheinlich würde es auch in der Nacht wieder schneien, ein kräftiger Sturm zog auf. Das konnte ich zu meinem Vorteil nutzen.
    Die erste Schwäche war seine Angst, entdeckt zu werden. Aus diesem Grund wartete er so lange wie möglich, ehe er wieder einen Menschen tötete. Er wartete und wartete und schob es bis zum letztmöglichen Augenblick hinaus. Ich hatte beobachtet, wie der letztmögliche Augenblick ausgesprochen gefährlich für ihn geworden war. Das ging über bloße Angst hinaus. Er vermied es zu töten, als hasse er es und als könne er sich kaum überwinden, es zu tun, bis die biologische Notwendigkeit ihn dazu zwang. Ich war zuversichtlich, dass er dem Tod nahe wäre, wenn er das nächste Mal jemanden umbrächte. Ich musste ihn nicht einmal über die Kante stoßen, sondern nur dafür sorgen, dass er nicht wieder heraufgekrochen kam.
    An

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