Ich bin kein Serienkiller
John. Hier ist Mister Monster.«
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach Neblin. »Du bist immer noch John. Nicht John Wayne oder Mister Monster oder sonst jemand, sondern John. Du hast die Kontrolle. Hörst du mir jetzt zu?«
Ich wiegte mich hin und her. »Ja.«
»Gut«, sagte er. »Jetzt pass genau auf. Du bist kein Monster. Du bist kein Dämon. Du bist kein Mörder. Du bist ein guter Mensch mit einem starken Willen und klaren Moralvorstellungen. Was du auch getan hast, du kannst es überwinden. Wir können es wieder in Ordnung bringen. Hörst du noch zu?«
»Ja.«
»Dann sprich es mir nach«, forderte er mich auf. »Wir bringen es wieder in Ordnung.«
»Wir bringen es wieder in Ordnung.« Ich betrachtete Kay, die mit einem Kissenbezug über dem Kopf verdreht auf dem Boden lag. Ich hatte das Gefühl, ich müsse weinen, oder ich sollte ihr wenigstens helfen, aber stattdessen dachte ich: Ja, ich kann es wieder in Ordnung bringen. Mein Plan kann immer noch funktionieren. Es ist die Sache wert, wenn ich dadurch den Dämon töten kann.
»Gut«, antwortete Dr. Neblin. »Und jetzt sag mir, wo du bist.«
»Ich muss gehen«, entgegnete ich und drückte mich auf die Knie hoch.
»Leg nicht auf!«, rief Neblin. »Bitte bleib am Telefon. Du musst mir sagen, wo du bist.«
»Danke für Ihre Hilfe.« Ich trennte die Verbindung. Dann wurde mir bewusst, dass ich den Radiowecker noch in der anderen Hand hielt. Angewidert warf ich ihn weg.
Ich betrachtete Kay. Hatte ich sie getötet? Ich riss ihr den Kopfkissenbezug ebenso heftig vom Kopf, wie ich mir selbst die Maske abgenommen hatte, und überprüfte ihren Kopf auf Verletzungen. Alles war in Ordnung, kein Blut und keine Knochenbrüche, und sie atmete flach. Ich konnte es nicht ertragen, ihr Gesicht zu sehen, und wandte mich ab. Ich wollte sie nicht als Person wahrnehmen und nicht daran denken, was ich gerade einem lebenden, atmenden Menschen angetan hatte. Wenn ich ihr Gesicht nicht sah, war es einfacher.
Auf einmal klingelte das Handy. Ich erschrak und betrachtete die Nummer. Dr. Neblin. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass mein Anruf Spuren hinterlassen hatte – auf seinem Telefon und natürlich in Mrs Crowleys Handy. Das würde die Polizei unweigerlich auf mich aufmerksam machen. Ich holte noch einmal tief Luft. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Beweise hin oder her, ich musste den Dämon töten.
Als ich an ihn dachte, bekam ich Angst und überprüfte sofort das GPS-Gerät. Das Auto bewegte sich, ich hatte noch Zeit. Mit geschlossenen Augen, um Kay nicht ansehen zu müssen, zog ich ihr, dieses Mal etwas sanfter, den Bezug wieder über den Kopf und nahm das Handy, um noch ein paar Aufnahmen zu machen. Neblin legte nach ein paar Augenblicken auf, und dann verriet mir ein leises Piepsen, dass er eine Nachricht hinterlassen hatte.
Meine Bilder waren jetzt besser, denn ich ließ mir Zeit, um Kay richtig zu präsentieren.
Sie lag in ihrem Blumennachthemd auf dem Boden, an den Füßen trug sie winzige Bettsocken, ihr Kopf steckte im Kissenbezug.
Dann rollte sie sie herum und legte den kaputten Radiowecker neben ihren Kopf.
Schließlich stellte ich mich vor sie, damit mein Schatten unheildrohend über sie fiel.
Zu guter Letzt zog ich die zerrissene Gardine aus meinem Rucksack und fesselte ihre Handgelenke so fest wie möglich. Ihre Knochen waren dünn und spröde, wahrscheinlich hätte ich sie mühelos brechen können. Mir wurde bewusst, dass ich mit einer Hand bereits drückte und auf das Knacken wartete. Ich zuckte zurück.
Lass sie in Ruhe!
Sanft führte ich die gefesselten Hände über ihren Kopf und band sie unter dem Fenster an den Heizkörper. Danach fesselte ich ihre Fußgelenke an den Bettpfosten. Die ganze Zeit über machte ich Fotos und behielt das GPS-Gerät im Auge.
Das Auto des Dämons hielt an.
Ich ließ vor Schreck das Handy fallen und hielt das GPS-Gerät mit beiden Händen fest. Er war auf der anderen Seite der Stadt in der Nähe von Laurens Wohnung und wartete an einer Kreuzung. Ich hielt den Atem an. Dann fuhr er weiter, und ich atmete auf. Falscher Alarm.
Ich zog den Bezug weit genug hoch, damit Mrs Crowleys Mund zu erkennen war, den ich mit einem weiteren Streifen aus dem Vorhang knebelte. Sie schlief noch und atmete gleichmäßig. Ich wollte trotzdem nicht riskieren, dass sie aufwachte und um Hilfe rief. Dann machte ich ein letztes Foto von ihrem Gesicht und zog den Bezug wieder herunter.
Jetzt hatte ich genug Aufnahmen. In meinem Kopf knurrte
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