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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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Nordwald, geheimnisvoll mit seinen grünen Schatten, der in seiner Reglosigkeit ungemein wachsam wirkte und über dem die Stille der unberührten Natur hing. Er starrte in die grüne Tiefe und überlegte.
    Vielleicht musste er in die Vergangenheit zurückkehren, vielleicht lag die Antwort dort, in einem dunklen Winkel seiner Erinnerung. Tu es, befahl er sich. Tu es!
    Aber es tat weh.

    Während der Nacht hatte wieder ein Sandsturm getobt. Der Wind hatte den Staub hoch aufgewirbelt und ihn mit ungeheurer Gewalt selbst durch die feinsten Ritzen gepeitscht. Wie leichter Puder breitete er sich über ihre Betten, ließ sich im Haar, auf den Lidern, unter den Fingernägeln nieder und verstopfte die Poren.
    Die halbe Nacht hatte er wach gelegen und versucht, aus dem Heulen des Sturmes Virginias gequälten Atem herauszuhören, doch das war bei diesem Kreischen und Schleifen und Scharren einfach unmöglich. Eine kurze Weile, im Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen, hatte er sich eingebildet, das Haus wäre zwischen gigantische Schleifsteine geraten, die es bis auf die Grundmauern erschütterten.
    Er hatte sich nie an diese Staubstürme gewöhnen können, ihr Zischen und Schleifen hatte seine Zähne geschmerzt. Er hatte sich auch nie darauf vorbereiten können, weil sie immer völlig unerwartet kamen. Und tobten sie, warf er sich die ganze Nacht unruhig im Bett herum und schleppte sich am nächsten Morgen unausgeschlafen und mit bleiernen Gliedern zur Arbeit.
    Und dann kam noch seine Sorge um Virginia dazu.
    Gegen vier erwachte er aus kurzem unruhigen Schlaf, vielleicht, weil ihm bewusst geworden war, dass der Sturm aufgehört hatte. Die Stille erschien ihm nun so laut, dass er glaubte, sie dröhne in seinen Ohren.
    Als er sich ein wenig aufrichtete, um die hochgerutschten Hosenbeine des Pyjamas glatt zu ziehen, bemerkte er, dass Virginia wach war. Sie lag auf dem Rücken und starrte zur Decke hoch.
    »Ist was?«, murmelte er schlaftrunken.
    Sie antwortete nicht.
    »Liebling?«
    Unsagbar langsam wanderte ihr Blick zu ihm.
    »Es ist nichts«, antwortete sie. »Schlaf weiter.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Immer gleich.«
    »Oh.«
    Er musterte sie kurz.
    »Ja dann«, brummte er, drehte sich um und schlief weiter. Um halb sieben läutete der Wecker. Gewöhnlich drückte Virginia auf den Knopf, damit er endlich aufhörte. Als er stur weiterschrillte, griff er über sie hinweg und schaltete ihn selbst aus. Sie lag immer noch auf dem Rücken und starrte zur Decke.
    »Was hast du denn?«, erkundigte er sich besorgt.
    Sie blickte ihn an und schüttelte den Kopf auf dem Kissen. »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Ich kann einfach nicht schlafen.«
    »Warum nicht?«
    Sie murmelte etwas Unverständliches.
    »Fühlst du dich immer noch so schwach?«
    Sie versuchte sich aufzusetzen, schaffte es aber nicht.
    »Bleib liegen, Liebling«, mahnte er sie. Er legte ihr die Hand auf die Stirn. »Wenigstens hast du kein Fieber«, sagte er erleichtert.
    »Ich fühl mich auch nicht krank«, versicherte sie ihm. »Nur so schrecklich müde.«
    »Du siehst blass aus.«
    »Ich weiß, wie ein Geist.«
    »Bleib liegen«, sagte er noch mal.
    Aber sie war schon auf.
    »Ich werde mich doch nicht unterkriegen lassen«, sagte sie. »Zieh dich an! Ich werd es schon schaffen.«
    »Du solltest wirklich nicht aufstehen, wenn du dich nicht wohlfühlst, Liebling.«
    Sie strich ihm zärtlich über den Arm und lächelte.
    »Ich komm schon wieder in Ordnung. Mach du dich nur fertig.«
    Während er sich rasierte, hörte er ihre Pantoffeln über den Boden schlurfen. Er öffnete die Tür und sah ihr nach, wie sie sich ganz langsam durchs Wohnzimmer schleppte, sie schwankte ein wenig. Er kehrte zum Spiegel zurück und schüttelte den Kopf. Sie hätte wirklich im Bett bleiben sollen.
    Der Staub lag dicht auf dem Waschbecken. Das verdammte Zeug war überall. Er hatte sich gezwungen gesehen, eine Art Baldachin über Kathys Bett zu spannen, damit der Staub ihr Gesicht verschonte. Er hatte eine Kante an die Wand neben dem Bett genagelt und den feinen, aber dichten Stoff über das Bett und die beiden Stäbe gehängt, die er an der anderen Seite des Betts festgebunden hatte.
    Mit der Rasur hatte er leichte Schwierigkeiten, weil Sandkörnchen in den Rasierschaum geraten waren. Doch er hatte keine Zeit für einen zweiten Versuch, also wusch er sich das Gesicht, holte sich ein frisches Handtuch aus dem Schrank in der Diele und trocknete sich ab.
    Ehe er ins Schlafzimmer

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