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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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Gott wusste, wie lange sie dem Tod ein Schnippchen geschlagen hatte.
    Er war viel zu aufgewühlt, um an diesem und auch in den nächsten Tagen viel zu tun. Also blieb er einfach zu Hause, trank, um zu vergessen, ließ die Leichen draußen auf dem Rasen sich häufen und kümmerte sich auch nicht um die täglichen Reparaturen am Haus.
    Mehrere Tage lang tat er fast nichts anderes, als mit einem Glas in der Hand in seinem Sessel zu sitzen und über die Frau nachzudenken. Und sosehr er auch dagegen ankämpfte, und so viel er trank, um zu vergessen - immer wieder wanderten seine Gedanken zu Virginia ab ...
    Und er sah sich in die Gruft treten und den Sargdeckel öffnen.
    Er hatte schon das Gefühl, krank zu werden, so sehr fröstelte und zitterte er die ganze Zeit, und so kalt und übel fühlte er sich.
    Sieht sie auch so aus?

9
    Es war ein sonnenheller Morgen. Nur das Zwitschern und Tirilieren der Vögel in den Bäumen brach die Stille. Kein Lüftchen wiegte die bunten Blumen ums Haus oder säuselte durch die Büsche und dunklen Hecken. Eine Wolke des Schweigens hing über allem in der Cimarron-Straße.
    Virginia Nevilles Herz hatte zu schlagen aufgehört.
    Er saß neben ihr auf der Bettkante und blickte in ihr weißes Gesicht. Ihre Finger hielt er in seiner Hand und strich mit den Fingerspitzen sanft darüber. Der Rest seines Körpers war wie erstarrt, fühlte sich wie eine leblose Masse aus Fleisch und Knochen an. Seine Lider zuckten nicht, sein Mund war ein regloser Strich, und es war kaum zu erkennen, dass er überhaupt noch atmete.
    Irgendetwas war mit seinem Gehirn geschehen.
    In dem Augenblick, als ihm bewusst wurde, dass er keinen Pulsschlag mehr unter seinen zitternden Fingern spürte, schien sein Gehirn lähmende Finger auszustrecken, bis sein Kopf wie versteinert war. Langsam, mit bebenden Beinen, sank er auf das Bett nieder. Und nun, mit verwirrten Gedanken, verstand er nicht, wie er einfach hier sitzen konnte, verstand er nicht, wieso die Verzweiflung ihn nicht zerschmetterte. Doch sie streckte ihn nicht nieder. Die Zeit war gefangen. Alles war erstarrt. Mit Virginias Herzschlag war auch das Leben, war die Welt stehen geblieben.
    Dreißig Minuten vergingen, vierzig.
    Dann, langsam, als entdecke er ein echtes Phänomen, erkannte er, dass sein Körper zitterte. Es war kein lokales Zittern, da ein Nerv, dort ein Muskel. Es war überall. Sein Körper bebte ohne Ende. Es war, als bestünde er nur aus unkontrollierbaren Nerven. Das bisschen Denkvermögen, das Neville geblieben war, sagte ihm, dass das seine Reaktion war.
    Eine ganze Stunde lang saß er in diesem Zustand da, mit den Augen an ihrem Gesicht klebend.
    Abrupt endete es. Mit einem würgenden Laut in der Kehle erhob er sich schwankend und verließ das Schlafzimmer.
    Den größten Teil des Whiskys verschüttete er beim Einschenken. Das bisschen, das tatsächlich ins Glas gelangte, goss er in einem Zug hinunter. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit rann brennend in seinen Magen hinunter und wirkte durch die eisige Taubheit seines Fleisches doppelt so stark. Mit bebenden Händen schenkte er noch einmal ein und füllte sein Glas diesmal bis zum Rand. Auf das Spülbecken gestützt und sich zusammengekauert dagegenlehnend, schüttete er den brennenden Whisky in großen Schlucken in sich hinein.
    Ich träume nur, versuchte er sich einzureden, und ihm war, als spräche eine Stimme in seinem Kopf.
    Virginia ...
    Er drehte den Kopf ruhelos von Seite zu Seite. Seine Augen suchten das Zimmer ab, als gäbe es etwas zu finden, den Ausgang, vielleicht, aus diesem Haus des Albtraums. Klägliche Laute in seiner Kehle stemmten sich gegen die Wahrheit. Er drückte die Hände zusammen, zwang die zitternden Handflächen fest aufeinander und die zuckenden Finger schlangen sich verwirrt ineinander.
    Doch nun bebten die Hände so sehr, dass sie vor seinen Augen verschwammen. Schnaufend hielt er die Luft an, riss die Finger auseinander und drückte sie auf seine Beine.
    Virginia ...
    Er machte einen Schritt und schrie laut auf, als die Küche das Gleichgewicht verlor. Brennender Schmerz durchzuckte sein Knie, breitete sich in Wade und Oberschenkel aus. Er wimmerte, als er taumelnd hochkam und zum Wohnzimmer schwankte. Wie eine Statue in einem Erdbeben blieb er mitten im Zimmer stehen und sein Blick hing erstarrt an der Tür zum Schlafzimmer.
    Eine gar nicht so lange zurückliegende Szene spielte sich vor seinem inneren Auge ab.
    Das riesige Feuer prasselte, die gelben Flammen

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