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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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erstarrte.
    Cortman sprang über den Trog und wieder zurück. Neville schluckte. Der Bastard wusste also, was er vorgehabt hatte!
    Mit steifen Beinen stapfte er ins Schlafzimmer. Seine Hände zitterten, als er eine der Pistolen aus dem Schrank holte.
    Cortman hatte die Seiten des Trogs eingetreten und hieb noch darauf ein, als die Kugel in seine linke Schulter drang.
    Er taumelte mit einem leisen Aufschrei zurück und stürzte, mit den Beinen um sich schlagend, auf den Bürgersteig. Neville schoss noch einmal. Nur wenige Zentimeter von Cortman entfernt prallte die Kugel vom Beton ab.
    Knurrend richtete Cortman sich auf. Die dritte Kugel traf ihn in der Brust.
    Neville beobachtete ihn; der beißende Pulverdampf stieg ihm in die Nase. Da versperrte die Frau ihm die Sicht auf Cortman. Sie zog ihr Kleid über die Schenkel hoch.
    Neville fuhr zurück und zog die Klappe über das Guckloch. Nein, das würde er sich nicht ansehen. Schon bei dem flüchtigen, unbeabsichtigten Blick hatte er gespürt, wie sein Blut sich erhitzte und das Verlangen ihn zu überwältigen drohte.
    Später blickte er wieder hinaus und sah Cortman herumstapfen und nach ihm brüllen.
    Und jetzt im Mondschein wurde ihm plötzlich klar, an wen Cortman ihn erinnerte. Bei dieser Vorstellung wogte seine Brust vor unterdrücktem Gelächter. Er wandte sich schnell ab, als auch seine Schultern zu beben begannen.
    Mein Gott - Oliver Hardy ! Diese alten Kurzfilme, die er sich so oft angesehen hatte! Cortman war dem beleibten Komiker wie aus dem Gesicht geschnitten, vor allem jetzt mit seinem Schnurrbart. Nur ein wenig der Leibesfülle fehlte ihm noch.
    Oliver Hardy, der auf dem Rücken lag und mit den Beinen zappelte. Oliver Hardy, der immer wieder auf die Füße kam, egal, was geschehen war. Von Kugeln durchlöchert, von Messern aufgeschlitzt, von Wagen plattgedrückt, von einstürzenden Schornsteinen zerquetscht, von Schiffskielen mitgerissen, in Abflussrohre gestopft - immer wieder kam er unerschütterlich, wenn auch leicht lädiert, zurück. Genau das war Ben Cortman: ein grauenvoller, bösartiger Oliver Hardy, herumgestoßen und geduldig.
    Mein Gott, das war ja umwerfend komisch!
    Robert Neville überschlug sich vor Lachen und konnte nicht mehr aufhören, denn es war mehr als ein Heiterkeitsausbruch - es war Befreiung. Tränen rannen ihm über die Wangen. Das Glas in seiner Hand schwankte so sehr, dass der Whisky überschwappte, und da musste er noch mehr lachen, bis es schließlich auf den Teppich fiel und leer davonrollte. Die Lachkrämpfe wurden noch stärker, dass das Zimmer von seinem jetzt keuchenden Gelächter widerhallte.
    Später weinte er.

    Er stieß den Pfahl in den Bauch, in die Schulter, in den Hals, immer mit einem einzigen Hammerschlag, genau wie in die Beine und Arme. Das Ergebnis war stets das gleiche: Rotes Blut floss über weißes Fleisch.
    Er hatte geglaubt, die Antwort gefunden zu haben, indem er den Vampiren nur das Blut zu entziehen brauchte, von dem sie existierten.
    Aber dann fand er die Frau in dem kleinen grünweißen Haus. Als er den Pfahl eintrieb, kam es zu einer derart schnellen Auflösung, dass er zurücktaumelte und sich übergeben musste.
    Nachdem er sich so weit gefasst hatte, dass er sich wieder zu ihr umdrehen konnte, sah er etwas wie aneinandergereihte Häufchen gemischten Salzes und Pfeffers in einer Anordnung, wie die Gestalt der Frau gewesen war, auf dem Bett liegen. Noch nie zuvor war ihm so etwas untergekommen.
    Von dem Anblick erschüttert, schleppte er sich mit zitternden Knien ins Freie und schließlich in den Wagen, wo er eine Stunde lang sitzen blieb und den Flachmann leerte. Aber selbst der Whisky vermochte den Anblick nicht zu vertreiben.
    Es war so schnell gegangen! Er erinnerte sich, einmal in der Firma mit einem Farbigen gesprochen zu haben, der Ethnologie studiert und seine Doktorarbeit über die verschiedensten Bestattungsarten weltweit geschrieben hatte. Er hatte ihm von Mausoleen erzählt, in denen die Toten in Vakuumkammern gelagert wurden.
    »Sie verändern ihr Aussehen überhaupt nicht«, hatte der junge Wissenschaftler gesagt. »Bis sie der Luft ausgesetzt werden. Und dann - wumm! - sehen sie aus wie eine Aneinanderreihung von kleinen gemischten Salz-und-Pfeffer-Häufchen. Ja, genau so.« Und dann hatte er mit den Fingern geschnippt.
    Die Frau musste demnach schon lange tot gewesen sein. Vielleicht, kam ihm der Gedanke, war sie eine der Vampire gewesen, die die Seuche eingeschleppt hatten. Nur

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