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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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Ort.
    Weitere Regalreihen schritt er ab, bis er zum Schildchen »Medizin« kam. Hier musste er finden, was er suchte. Er las die Titel. Bücher über Hygiene, Anatomie, Physiologie - allgemein und spezialisiert - und Heilverfahren, sowie weiter unten über Bakteriologie.
    Er zog fünf Bücher über allgemeine Physiologie aus dem Regal und mehrere über Blut und stapelte sie auf einem der staubbedeckten Tische auf. Sollte er sich auch einige Werke über Bakteriologie holen? Eine Minute lang starrte er unentschlossen auf die steifen Leinenrücken.
    Schließlich zuckte er die Achseln. Schaden konnte es nicht. Aufs Geratewohl zog er ein paar heraus und legte sie ebenfalls auf den Tisch. Für den Anfang genügte es. Er würde zweifellos noch öfter hierherkommen.
    Als er die Fachbibliothek verließ, schaute er zur Uhr über der Tür hoch.
    Die roten Zeiger waren um vier Uhr siebenundzwanzig stehen geblieben. Er fragte sich, an welchem Tag wohl. Und während er mit seinem Armvoll Bücher die Treppe hinunterstieg, fragte er sich weiter, wann genau es gewesen sein mochte. Am Nachmittag oder am frühen Morgen. Hatte es geregnet oder hatte die Sonne geschienen? War jemand zu diesem Zeitpunkt in der Bibliothek gewesen?
    Gereizt zuckte er die Achseln. Als ob das nicht völlig egal wäre! Er ärgerte sich über die Nostalgie, deretwegen er sich immer mehr mit der Vergangenheit beschäftigte. Er wusste, dass es eine Schwäche war, und eine Schwäche konnte er sich kaum leisten, wenn er weitermachen wollte. Und doch erwischte er sich immer häufiger bei seinen Ausflügen in die Vergangenheit. Er hielt sich nur noch mit Mühe davon zurück, und dass er immer wieder abwanderte, machte ihn wütend.
    Die riesige Flügeltür ließ sich auch von innen nicht öffnen. Er musste also wieder durch das eingeschlagene Fenster klettern. Zuerst warf er die Bücher auf den Bürgersteig, dann sprang er ihnen nach. Er trug sie in den Wagen und stieg ein.
    Als er ihn anließ, fiel ihm auf, dass er in falscher Richtung in einer Einbahnstraße geparkt hatte. Er blickte nach links und rechts.
    »Polizei!«, hörte er sich rufen. »O Polizei!«
    Einen Kilometer weit lachte er ohne Unterbrechung, obwohl er sich dann fragte, was daran eigentlich so komisch war.

    Er legte das Buch zur Seite. Er hatte wieder über das Lymphsystem nachgelesen. Vage erinnerte er sich, dass er das schon vor Monaten einmal getan hatte, während seiner »Wahnsinnszeit«, wie er es jetzt nannte. Doch was er damals gelesen hatte, hatte keinen Eindruck hinterlassen, weil er sein Wissen nicht anwenden konnte.
    Jetzt glaubte er doch zumindest eine Möglichkeit zu haben.
    Die dünnen Wände der Kapillaren gestatten den Durchlass von Blutplasma neben den roten und farblosen Zellen ins Zellgewebe, es kehrt jedoch schließlich mit der dünnen Lymphe durch die Lymphgefäße in den Kreislauf zurück.
    Während dieser Rückkehr sickert die Lymphe durch Lymphknoten, die als Siebe dienen und Rückstände filtern und so verhindern, dass sie ins Blut geraten.
    Also.
    Es gab zweierlei, das das Lymphsystem anregt. Erstens: der Atem, der das Zwerchfell auf den Mageninhalt drücken lässt und so Blut und Lymphe nach oben presst. Zweitens: körperliche Bewegung, durch die die Muskeln die Lymphgefäße zusammenpressen und so die Lymphe in Fluss bringen. Ein komplexes Klappensystem verhindert den Rückfluss.
    Aber Vampire atmeten nicht, die toten jedenfalls nicht. Das bedeutete, grob ausgedrückt, dass die Hälfte des Lymphflusses abgeschnitten war, und das wiederum, dass im Blutsystem der Vampire eine beachtliche Menge Rückstände zurückblieben.
    Dabei dachte Robert Neville besonders an den Fäulnisgeruch, der von den Vampiren ausging.
    Er las weiter:
    »Die Bakterien dringen in die Blutbahn ein, wo ...«
    »... die weißen Blutkörperchen spielen eine wichtige Rolle in der Abwehr von Bakterien ...«
    »... starkes Sonnenlicht tötet viele Erreger schnell ab und ...«
    »Viele durch Bakterien verursachte Krankheiten werden durch Fliegen, Mücken und andere Insekten übertragen ...«
    »... durch den Stimulus eines Bakterienangriffs werden die Phagozyten angeregt und zusätzliche Zellen in die Blutbahn geleitet.«
    Das Buch entglitt seiner Hand und fiel polternd auf den Teppich.
    Das Ganze wurde immer schwieriger. Was immer er auch las - er fand jeweils eine Beziehung zwischen Bakterien und Blutkrankheiten. Und die ganze Zeit hatte er voll Verachtung auf die herabgeschaut, die noch im Sterben auf

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