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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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obwohl er noch nie sehr ordentlich gewesen war. Glasstreifen, Deckgläser, Pinzetten, Gelatinekapseln, Kulturschalen, Nadeln, Chemikalien, alles lag systematisch griffbereit.
    Noch mehr staunte er, dass es ihm sogar Spaß machte, Ordnung zu halten. Grinsend dachte er: Offenbar habe ich doch etwas von Fritzens Blut abbekommen.
    Von einer Frau nahm er eine Blutprobe.
    Er brauchte Tage, um ein paar Tropfen richtig in eine Kapsel zu füllen und sie dann richtig auf die Mitte des Objektträgers zu bekommen. Eine Weile glaubte er, er würde es nie schaffen.
    Doch dann kam der Vormittag, an dem er gleichmütig und als wäre es von gar keiner so großen Bedeutung, sein siebenunddreißigstes Plättchen mit Blut unter das Objektiv schob, die Leuchte einschaltete, Tubusträger und Spiegel justierte, das Objektiv hinunterdrehte und Blende und Kondensator einstellte. Mit jeder Sekunde schlug sein Herz heftiger, denn irgendwie wusste er, dass es so weit war.
    Tatsächlich! Er hielt den Atem an.
    Also war es kein Virus. Einen Virus konnte man nicht sehen. Das, was sich sanft auf dem Glasplättchen bewegte, war ein Bazillus!
    Ich taufe dich Vampiris, drängte es sich ihm auf die Zunge, als er durch das Okular blickte.
    Er hatte sein Bakteriologiebuch gut studiert, und so wusste er, dass die zylindrische Bakterie, die er hier sah, ein Bazillus war, ein winziges Stäbchen aus Protoplasma, das sich mithilfe von winzigen Fäden am Zellgehäuse durch das Blut bewegte. Diese haarähnlichen Geißeln peitschten heftig gegen das flüssige Medium und stießen den Bazillus auf diese Art vorwärts.
    Eine lange Weile starrte Neville in das Mikroskop, unfähig zu denken oder mit der Untersuchung weiterzumachen.
    Nur der eine Gedanke beschäftigte ihn: Hier auf diesem Glasplättchen war der auslösende Faktor für die Existenz der Vampire. All die Jahrhunderte ängstlichen Aberglaubens waren in dem Augenblick entmystifiziert, da er den Bazillus entdeckt hatte.
    Also hatten die Wissenschaftler recht gehabt: Es hing mit Bakterien zusammen. Ihm, Robert Neville, sechsunddreißig, Überlebender, war es überlassen, die Untersuchung abzuschließen und den Mörder zu nennen - den Bazillus im Vampir.
    Die Verzweiflung übermannte ihn mit unvorstellbarer Gewalt. Zwar hatte er die Antwort gefunden - doch zu spät! Er kämpfte gegen die Verzweiflung an, doch sie wollte sich nicht verdrängen lassen. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte, er fühlte sich völlig hilflos diesem Problem gegenüber. Wie konnte er auch nur hoffen, die zu heilen, die noch lebten? Er wusste doch überhaupt nichts über Bakterien.
    Dann werde ich mir dieses Wissen eben aneignen!, versprach er sich wütend. Und er zwang sich zum Studium.

    Wenn die Lebensbedingungen ungünstig waren, vermochten bestimmte Bazillenarten aus sich heraus Körper, Sporen genannt, zu bilden.
    Was sie dabei taten, war, ihren Zellinhalt in einen ovalen Körper mit dicker Wand zu leiten. War dieser Körper gefüllt, löste er sich vom Bazillus und wurde zur freien Spore, die physikalischen und chemischen Einwirkungen gegenüber ungemein widerstandsfähig war.
    Später, wenn die Überlebensbedingungen günstiger waren, entwickelte die Spore sich weiter und bildete alle Eigenschaften des ursprünglichen Bazillus aus.
    Robert Neville stand vor dem Spülbecken. Er hatte die Augen geschlossen und die Hände um den Beckenrand verkrampft. Es ist etwas da, sagte er sich. Es ist etwas da. Aber was ?
    Angenommen, der Vampir bekam kein Blut - dann wären die Lebensbedingungen für den Vampiris -Bazillus ungünstig. Um sich zu schützen, bildet er Sporen - und der Vampir lallt in ein Koma. Werden die Lebensbedingungen wieder günstig, steht der Vampir auf, ohne Veränderung in seinem Körper.
    Aber kann der Bazillus denn wissen, ob Blut vorhanden ist? Wütend hieb er mit der Faust auf das Spülbecken. Er las die Seiten noch einmal. Es war etwas dran, das spürte er!
    Bakterien, die nicht ausreichend ernährt wurden, veränderten sich abnorm und bildeten Bakteriophagen - nicht aktiv bewegliche virenähnliche Kleinstlebewesen, die Bakterien zerstören.
    Das hieß, wenn kein Blut hereinkam, veränderten die Bakterien sich abnorm, sogen Wasser auf und schwollen an, bis sie platzten und alle Zellen vernichteten.
    Also wieder Sporenbildung! Das musste zutreffen.
    Na gut, angenommen, der Vampir fiel nicht in ein Koma, angenommen, sein Körper zersetzte sich ohne Blut. Die Bazillen bildeten möglicherweise trotzdem Sporen und

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