Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
Vom Netzwerk:
zu erschrecken, schnell rannte er fort.
    Steif setzte Neville sich auf die Veranda. Vor Ungeduld knirschte er mit den Zähnen. Verdammt, fluchte er lautlos. Was ist denn los mit ihm? Dieser verflixte Köter !
    Er zwang sich, daran zu denken, was der Hund alles durchgemacht haben musste. Während der endlosen Nächte, die er sich in der Finsternis verkriechen musste - Gott allein wusste, wie sehr er zitterte, wenn die Vampire überall ringsum herumstapften! Dann hatte er sich bisher sein Futter und Wasser selbst suchen müssen - ein schrecklicher Überlebenskampf in einer Welt ohne Herrchen oder Frauchen, ohne Menschen, die seinesgleichen von sich abhängig gemacht hatten.
    Armer kleiner Kerl, dachte Neville. Ich werde dich gut behandeln, wenn du zu mir kommst und bei mir bleibst!
    Vielleicht, dachte er dann, hat ein Hund eine bessere Überlebenschance als ein Mensch. Hunde waren, zumindest die meisten, kleiner als Menschen und konnten sich in Verstecke verkriechen, in die Vampire nicht hineinzugelangen vermochten. Vermutlich spürten sie die Fremdartigkeit dieser Wesen, die nur noch das Aussehen von Menschen hatten, rochen es wahrscheinlich.
    Aber diese Folgerung machte ihn nicht gerade glücklicher. Trotz aller Vernunft hatte er im Unterbewusstsein die Hoffnung nie ganz aufgegeben, dass er irgendwann einmal doch auf jemanden stoßen würde, der wie er war: auf einen Mann oder eine Frau oder auch ein Kind, was, spielte keine Rolle. Sex verlor - wenn man nicht ständig darauf aufmerksam gemacht wurde - allmählich seine Bedeutung. Die Einsamkeit jedoch blieb.
    Manchmal gab er sich seinen Wunschträumen hin, jemanden zu finden. Doch viel öfter hatte er versucht, sich damit abzufinden, dass er - wie er ehrlich glaubte - der letzte echte Mensch auf Erden war oder zumindest in dem Teil der Welt, in dem er sich aufhielt. Und anderswohin würde er unter den gegebenen Bedingungen kaum noch kommen.
    So sehr war er in seine Gedanken versunken, dass er den nahenden Abend vergessen hatte. Er sprang erschrocken hoch, als er Ben Cortman über die Straße laufen sah.
    »Neville!«
    Hastig rannte er ins Haus, schlug die Tür zu und versperrte sie mit zitternden Fingern.

    Ein paar Tage ging er immer auf die Veranda hinaus, wenn der Hund mit Fressen fertig war, und jedes Mal rannte das Tier fort, doch allmählich immer langsamer, und bald blieb es mitten auf der Straße kurz stehen, blickte zu ihm zurück und bellte. Nie folgte Neville ihm. Er setzte sich lediglich auf die Veranda und beobachtete es. Es war eine Art Spiel für sie beide.
    Eines Tages saß Neville auf der Veranda, bevor der Hund kam, und als er auf der Straße auftauchte, blieb er unbewegt sitzen.
    Gut fünfzehn Minuten hing der Hund misstrauisch am Bordstein herum und zögerte, sich dem Futter zu nähern. Neville rutschte, so weit es ging, davon weg, um den Hund zu ermutigen. Unbedacht überschlug er die Beine, und das Tier wich bei dieser unerwarteten Bewegung erschrocken zurück. Von da ab blieb Neville ganz still sitzen. Der Hund humpelte unentschlossen hin und her, während sein Blick abwechselnd von Neville zum Futter und zurück wanderte.
    »Komm her, mein junge«, sagte Neville sanft. »Friss schön, sei ein guter Hund!«
    Weitere zehn Minuten vergingen. Der Hund hatte sich inzwischen auf den Rasen gewagt. Er lief hin und her, kam dabei jedoch immer näher.
    Schließlich blieb er kurz stehen, dann setzte er ganz langsam Bein vor Bein und näherte sich dem Futternapf, ohne jedoch den Blick von Neville zu wenden.
    »So ist’s gut, mein Junge«, lobte Neville mit weicher Stimme. Diesmal zuckte der Hund beim Klang der Stimme nicht zurück. Neville achtete darauf, ja keine abrupte Bewegung zu machen, die den Hund verscheuchen mochte.
    Noch näher kam der Hund, bereit, beim geringsten Zeichen von Gefahr davonzulaufen.
    »So ist’s recht«, sagte Neville besänftigend.
    Plötzlich schoss der Hund vor und schnappte das Fleisch. Nevilles frohes Lachen folgte ihm, als er hastig damit über die Straße humpelte.
    »Du Schlauberger!«, sagte er anerkennend.
    Dann beobachtete er den Hund beim Fressen. Er hatte sich inzwischen auf der anderen Straßenseite auf einen verdorrten Rasen gekauert und ließ auch jetzt noch keinen Blick von Neville, während er den Hamburger verschlang. Genieß es nur, dachte Neville. Von jetzt ab werde ich dir Hundefutter geben. Noch mehr Gefrierfleisch von meinen Vorräten abzuzweigen, kann ich mir nicht leisten.
    Als der Hund fertig war,

Weitere Kostenlose Bücher