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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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»Töte die Tauben im Garten nicht. Tötest du eine, kommt keine mehr zurück.«
    Sie gibt den Vögeln die Überreste von unserem gestrigen Abendessen, und sie hat Tränen in den Augen. Wir ernähren uns hier im Grunde so wie in Mingora – mittags und abends Reis mit Fleisch und zum Frühstück Spiegelei und Chapati (und manchmal Honig, eine Tradition, die mein kleiner Bruder Atal begründet hat, auch wenn Nutella-Brote die Lieblingsentdeckung sind, die er in Birmingham gemacht hat). Aber es bleibt immer etwas übrig. Meine Mutter ist traurig über die Verschwendung. Ich weiß, dass sie an die vielen Kinder denken muss, die früher bei uns zu Hause gegessen haben, damit sie nicht mit leerem Magen zur Schule mussten. Sie fragt sich, wie es ihnen wohl ergehen mag. Wenn ich in Mingora von der Schule kam, fand ich unsere Räume nie leer. Ich kann gar nicht mehr glauben, dass ich mich nach einem Tag Frieden gesehnt habe und nach etwas Privatsphäre, um in Ruhe Hausaufgaben machen zu können. Hier stammen die einzigen Geräusche von den Vögeln und von Khushals Spielkonsole Xbox. Ich sitze allein in meinem Zimmer, lege ein Puzzle und sehne mich nach Besuch.
    Wir hatten nie viel Geld, und meine Eltern wussten, was es bedeutete, hungrig zu sein. Meine Mutter wies niemals jemanden ab. Einmal ging eine arme Frau unsere Straße entlang, verschwitzt, hungrig und durstig. Meine Mutter ließ sie ein und gab ihr etwas zu essen, worüber die Frau sehr froh war. »Ich habe an jede einzelne Tür hier im Viertel geklopft, doch nur die hier stand mir offen«, sagte sie. »Möge Gott eure Tür stets offen halten, wo auch immer ihr seid.«
    Ich weiß, dass meine Mutter einsam ist – sie war in Mingora sehr gesellig. Auf unserer Veranda versammelten sich nachmittags sämtliche Frauen aus der Nachbarschaft, um zu reden oder sich von ihren Arbeiten auszuruhen. Jetzt hängt meine Mutter ständig am Telefon und spricht mit allen möglichen Leuten aus der Heimat.
    Sie hat es hier besonders schwer, weil sie kein Englisch spricht. Unser Haus ist mit allen erdenklichen Gerätschaften ausgestattet, und bei unserem Einzug waren diese Sachen für meine Mutter wie ein Buch mit sieben Siegeln. Jemand musste uns zeigen, wie man den Herd, die Waschmaschine oder das Kabelfernsehen bedient.
    Mein Vater ist ihr natürlich keine Hilfe in der Küche. Ich ziehe ihn manchmal damit auf. »Aba«, sage ich, »du sprichst ständig von Frauenrechten, und trotzdem kümmert sich meine Mutter um alles! Du räumst noch nicht mal das Teegeschirr weg.«
    Es gibt hier auch Busse und Züge, aber wir kennen uns nicht damit aus. Meine Mutter vermisst es, auf den Cheena-Basar einkaufen zu gehen. Seit jedoch mein Vetter Shah zu uns gezogen ist, ist sie nicht mehr ganz so unglücklich. Er hat ein Auto und und nimmt sie zum Einkaufen mit. Doch es ist nicht dasselbe, denn sie kann das Gekaufte ja nicht ihren Nachbarinnen und Freundinnen zeigen.
    Fällt im Haus eine Tür ins Schloss, schreckt meine Mutter hoch – das passiert zurzeit sogar schon bei den leisesten Geräuschen. Sie weint oft, und dann nimmt sie mich in den Arm. »Malala lebt«, sagt sie. Sie behandelt mich, als wäre ich ihr jüngstes und nicht ihr ältestes Kind.
    Ich weiß, dass mein Vater auch weint. Er weint, wenn ich meine Haare zur Seite streiche und die Narbe an meinem Kopf zum Vorschein kommt, und er weint, wenn er nach seinem Mittagsschlaf aufwacht, im Garten die Stimmen der spielenden Kinder hört und sich bewusst macht, dass eine dieser Stimmen zu mir gehört. Einige sagen, es sei seine Schuld, dass auf mich geschossen wurde. Diese Leute sind der Meinung, er hätte mich dazu gedrängt, meine Stimme zu erheben. Sie sehen in ihm einen ehrgeizigen Vater, wie er in der Welt des Tennis üblich ist, der versucht hat, sein Kind zu einem Champion heranzuzüchten. Als hätte ich keine eigene Meinung.
    Es ist schwer für ihn. Er musste alles, wofür er 20 Jahre lang gearbeitet hat, zurücklassen: Dieses Alles ist die Schule, die er aus dem Nichts aufbaute und die inzwischen aus drei Gebäuden, 1100 Schülern und 70 Lehrern besteht. Ich weiß, wie stolz er auf das war, was er geschaffen hatte, er, der arme Junge aus jenem engen Tal zwischen den Schwarzen und den Weißen Bergen. »Es ist, wie einen Baum zu pflanzen und zu düngen«, sagt er. »Dann hat man auch das Recht, in seinem Schatten zu sitzen.«
    Sein Lebenstraum war eine sehr große Schule, auf der Bildung vermittelt wird, auf der auf ein Leben in

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