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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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dies in den eigenen vier Wänden oder außerhalb. Um nicht gegen die Regeln des Purdah zu verstoßen, schliefen Männer, die Flüchtlinge aufnahmen, außerhalb ihres eigenen Hauses, um die Flüchtlingsfrauen nicht zu kompromittieren. Sie wurden gleichsam »freiwillige Binnenflüchtlinge«. Das war ein großartiges Beispiel für die Gastfreundschaft der Paschtunen.
    Da wir keine Angehörigen in Mardan hatten, wollten wir weiter nach Shangla, jenes Dorf aufsuchen, aus dem unsere Familie stammte. Bis jetzt hatte uns unsere Reise zwar genau in die entgegengesetzte Richtung geführt, doch wir hatten die einzige sich bietende Gelegenheit genutzt, um das Swat zu verlassen.
    Die erste Nacht verbrachten wir im Haus von Dr. Afzals Familie. Mein Vater verließ uns dort, er wollte nach Peshawar und Islamabad und die Menschen dort aufklären über das, was hier geschah. Er versprach, später nachzukommen. Meine Mutter versuchte mit aller Macht, ihm diese Idee auszureden, aber er war nicht umzustimmen. Unbedingt wollte er die Leute darüber informieren, unter welch schrecklichen Bedingungen die IDP s lebten und dass das Militärs überhaupt nicht half. Also verabschiedeten wir uns von ihm – in großer Sorge, ob wir ihn je wiedersehen würden.
    Am nächsten Tag ergab sich eine Mitfahrgelegenheit nach Abbottabad, wo die Familie meiner Großmutter lebte. Dort sollten wir meinen Vetter Khanjee treffen, der wie wir nach Norden wollte. Im Swat hatte er eine Jugendherberge für Jungen geleitet, und er kam in Begleitung von sieben oder acht Jungs, die er nach Kohistan bringen wollte. Er würde uns nach Besham mitnehmen, erklärte er. Besham lag schon im Bezirk Shangla. Von dort aus sollten wir uns für die letzten 30 Kilometer nach einer weiteren Mitfahrgelegenheit umsehen.
    Es war Nacht, als wir Besham erreichten. Wir kamen erst so spät an, weil viele Straßen blockiert gewesen waren. Das Hotel, in dem wir übernachteten, war schmutzig und billig. Ein Mann näherte sich dort meiner Mutter, aber sie zog einfach ihren Schuh aus und briet ihm diesen ein- oder zweimal über. Sie schlug ihn derart hart, dass der Schuh dabei kaputtging. Ich hatte immer gewusst, dass meine Mutter eine starke Frau war, aber nun betrachtete ich sie mit noch mehr Respekt.
    Es war nicht einfach, von Besham zu unserem Dorf zu gelangen. Wir mussten 25 Kilometer laufen und dabei all unser Zeug mitschleppen. Mitten auf der Strecke wurden wir dabei vom Militär angehalten. Es hieß, wir dürften nicht weiter und müssten umkehren. »Wir sind in Shangla zu Hause, wo sollen wir denn sonst hin?« Wir flehten die Soldaten an, uns durchzulassen. Großmutter fing an zu weinen. Noch nie in ihrem Leben sei es ihr so elend ergangen, jammerte sie. Schließlich durften wir den Kontrollposten doch noch passieren. Überall standen Soldaten mit Maschinengewehren. Wegen der Ausgangssperre und der Kontrollpunkte war, abgesehen von Militärfahrzeugen, kein Auto oder Lkw unterwegs. Wir hatten Angst, das Militär würde uns vielleicht verwechseln und erschießen.
    Als wir schließlich in Barkana ankamen, waren unsere Verwandten höchst erstaunt, uns zu sehen. Alle waren davon überzeugt, dass die Taliban nach Shangla zurückkehren würden. Sie verstanden daher nicht, warum wir nicht in Mardan geblieben waren.
    Wir nahmen Quartier in Karshat, dem Dorf meiner Mutter, bei meinem Onkel Faiz Mohammed und seiner Familie. Wir mussten von unseren Verwandten Kleider leihen, weil wir kaum etwas mitgebracht hatten. Ich freute mich, dass ich in meiner Kusine Sumbul, die ein Jahr älter ist als ich, eine Gefährtin hatte. Sobald wir untergebracht waren, begleitete ich sie in die Schule. Ich war eigentlich erst in der sechsten Klasse, doch ich wechselte in die siebte, um mit ihr im selben Jahrgang zu sein. In dieser Klasse gab es nur drei Mädchen, Sambul mitgerechnet, weil die anderen aus dem Dorf in unserem Alter nicht mehr zur Schule gingen. Also saßen wir zusammen mit den Jungen in einer Klasse, weil es weder genügend Lehrer noch Klassenzimmer gab, um drei Mädchen getrennt zu unterrichten.
    Im Gegensatz zu anderen Mädchen war mein Gesicht unverschleiert, auch sprach ich die Lehrer an, stellte ihnen Fragen. Das hätten sich die Mädchen aus dem Dorf nie getraut. Doch ich bemühte mich, höflich und folgsam zu sein, sagte immer: »Ja, Herr Lehrer.«
    Zur Schule war es ein Fußweg von mehr als einer halben Stunde, und weil ich nicht gern früh aufstehe, kam ich am zweiten Tag zu spät. Ich

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