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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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den Stammesgebieten. Wir hörten, dass dabei viele Zivilisten ums Leben kamen. Dann erschoss der CIA -Agent Raymond Davis im Januar 2012 in Lahore zwei Männer, die sich auf einem Motorrad seinem Auto genähert hatten. Er sagte, sie hätten versucht, ihn auszurauben.
    Die Amerikaner behaupteten, er arbeite gar nicht für die CIA , sondern sei ein ganz normaler Diplomat, was überall zu großem Misstrauen führte. Selbst Schulkinder wissen, dass normale Diplomaten nicht mit Glock-Pistolen bewaffnet in einem Zivilfahrzeug durch die Gegend fahren.
    Unsere Medien behaupteten, Davis sei Teil einer riesigen Geheimarmee, die von der CIA nach Pakistan entsandt worden sei, weil sie in unseren eigenen Geheimdienst kein Vertrauen habe. Angeblich spionierte er die militante Gruppierung Lashkar e-Taiba aus, die den Menschen während des Erdbebens und der Flut viel geholfen hatten. Man nahm an, dass LeT für den schrecklichen Terroranschlag von Mumbai im Jahr 2008 verantwortlich war. Das Hauptziel dieser Gruppe war es, die Muslime in Kaschmir von der Oberhoheit der Inder zu befreien, doch in jüngster Zeit war sie auch in Afghanistan aktiv geworden. Andere Leute meinten, in Wirklichkeit habe Davis unsere Atomwaffen ausspioniert.
    Raymond Davis wurde schnell zum bekanntesten Amerikaner in Pakistan. Im ganzen Land kam es zu Protesten. Die Menschen glaubten, auf unseren Basaren würde es von Leuten wie Raymond Davis nur so wimmeln, die unsere Geheimnisse ausspähten, um sie nach Amerika zu melden.
    Die Frau eines der beiden getöteten Männer brachte sich aus Verzweiflung mit Rattengift um, weil sie nicht mit Gerechtigkeit rechnete.
    Nach einigem Hin und Her wurde der Streit zwischen Washington und Islamabad beziehungsweise dem Militärhauptquartier in Rawalpindi schließlich beigelegt. Als die Amerikaner ein »Blutgeld« in Höhe von 2 , 3  Millionen Dollar bezahlten, fühlten wir uns an unsere traditionellen Jirgas erinnert. Davis wurde eiligst freigelassen und außer Landes gebracht.
    Danach verlangte Pakistan von der CIA den Abruf vieler ihrer Leute, es wurden auch keine Visa mehr ausgegeben. Die ganze Affäre hinterließ einen sehr schlechten Nachgeschmack, vor allem, als am 17 . März, dem Tag nach Davis’ Entlassung, ein Drohnenangriff auf eine Stammesversammlung in Nord-Waziristan stattfand, bei dem etwa 40 Menschen getötet wurden. Der Angriff erschien wie die Botschaft, die CIA könne in unserem Land machen, was sie wolle.
     
    Eines Montags, ich war gerade dabei, mich an der Wand zu messen, um zu sehen, ob ich in der Nacht wunderbarerweise gewachsen war, hörte ich nebenan laute Stimmen. Freunde meines Vaters waren mit unglaublichen Neuigkeiten zu uns gekommen. Während der Nacht hatte eine US -Sondereinheit der Navy Seals in Abbottabad eine Razzia durchgeführt. Das war einer der Orte, an dem wir als IDP s gewesen waren. Dabei war Osama Bin Laden aufgespürt und getötet worden. Er hatte nicht einmal einen Kilometer von unserer Militärakademie entfernt auf einem großen ummauerten Anwesen gelebt. Wir konnten nicht fassen, dass die Armee über Bin Ladens Verbleib nicht Bescheid gewusst hatte. Die Kadetten hatten sogar direkt auf dem Feld neben der Mauer des Hauses trainiert. Das Grundstück war von knapp vier Meter hohen, mit Stacheldraht bewehrten Mauern umgeben. Bin Laden hatte mit seiner jüngsten Frau Amal, einer Jemenitin, im obersten Stockwerk des Hauses gewohnt. Zwei andere Frauen sowie seine elf Kinder lebten im Erdgeschoss. Ein amerikanischer Senator meinte, ein Neonschild sei das Einzige, was an Bin Ladens Versteck gefehlt habe.
    Viele Menschen in den Paschtunen-Gebieten leben wegen Fehden, dem Purdah-Prinzip oder aus Gründen der Privatheit auf ummauerten Grundstücken. Das Haus, in dem Bin Laden gelebt hatte, war mit seinem Festungscharakter also nicht wirklich ungewöhnlich. Seltsam war nur, dass die Bewohner nie ausgingen und es dort weder einen Telefonanschluss noch eine Internetverbindung gegeben hatte. Lebensmittel wurden von zwei Brüdern geliefert, die mit ihren Frauen ebenfalls auf dem Grundstück lebten. Sie agierten für Bin Laden als Kuriere. Eine dieser Frauen war aus dem Swat!
    Die Navy Seals hatten Bin Laden in den Kopf geschossen und seinen Leichnam per Hubschrauber abtransportiert. Es klang nicht, als hätte er sich gewehrt. Die beiden Brüder sowie einen der erwachsenen Söhne des Terroristen waren ebenfalls getötet worden. Sämtliche Frauen und Kinder wurden gefesselt zurückgelassen und

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