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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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kennengelernt hatten, kamen nach Mingora und verteilten viel Geld an die Bedürftigen.
    Doch wie beim Erdbeben waren es auch nach der Flut vor allem islamische Gruppen, die in die abgelegenen und isolierten Ortschaften vorstießen und Hilfe brachten. Sie erzählten den Leuten, die Flut sei ihnen von Gott als Strafe für das Singen und Tanzen auf den Friedensfestivals auferlegt worden. Glücklicherweise gab es Fazlullahs Radiostation nicht mehr, die die Botschaft hätte verbreiten können!
    Während dieser Leidenszeit für Pakistan, in der die Menschen ihre Angehörigen verloren, ihr Zuhause und ihre Existenzgrundlage, machte Präsident Asif Ali Zardari Ferien auf einem Schloss in Frankreich. »Aba, das begreife ich nicht«, sagte ich zu meinem Vater. »Wieso können Politiker nie das tun, was gut und richtig ist? Warum wollen sie nicht, dass das Volk Strom hat und genug zu essen und in Sicherheit leben kann?«
     
    Außer von den islamischen Gruppen kam die Hilfe auch diesmal von der Armee. Nicht nur von unserer Armee. Die Amerikaner hatten Hubschrauber geschickt, was einige Menschen misstrauisch machte. Eine Verschwörungstheorie war, die Amerikaner hätten ihre HAARP -Technologie (High Frequency Active Auroral Research Program) benutzt, um die Flut auszulösen. Mit diesen Radiowellen hätten sie im Ozean starke Wellen erzeugt, damit sie unter dem Vorwand, uns Hilfe zu leisten, ungehindert in Pakistan spionieren konnten.
    Selbst als der Regen aufhörte, war das Leben immer noch schwierig. Es mangelte weiter an sauberem Wasser und Strom. Im August trat in Mingora der erste Cholerafall auf, und bald wurde für die Cholerapatienten ein eigenes Zelt vor dem Krankenhaus errichtet. Da wir von allen Versorgungsmöglichkeiten abgeschnitten waren, stiegen die Preise für Lebensmittel in astronomische Höhen.
    Es war die Saison für Zwiebeln und Pfirsiche. Die Bauern wollten unbedingt ihre Ernten retten. Viele von ihnen überquerten in einfachen Booten aus Gummireifen den immer noch gefährlich angeschwollenen Fluss, um ihre Ernte auf den Markt zu bringen. Wir waren überglücklich, dass wir Pfirsiche kaufen konnten.
    Trotz des Ausmaßes der Katastrophe kam aus dem Ausland weniger Unterstützung als sonst. Die reichen Länder steckten mitten in einer Wirtschaftskrise. Und Präsident Zardaris Europareisen hatten das Mitgefühl der Menschen drastisch schrumpfen lassen. Regierungsmitglieder aus dem Ausland wiesen darauf hin, dass kein Politiker in Pakistan Einkommensteuer zahle und dass es der hart arbeitenden, steuerzahlenden Bevölkerung in ihren eigenen Ländern nicht vermittelt werden könne, dass Pakistan Hilfe brauche. Außerdem fürchteten die meisten Hilfsorganisationen um die Sicherheit ihrer Helfer vor Ort, nachdem ein Sprecher der Taliban gefordert hatte, die pakistanische Regierung solle Unterstützung von Christen oder Juden ablehnen. Kein Mensch zweifelte daran, dass diese Drohung ernst gemeint war. Erst im Oktober 2009 war das Büro des World Food Programme, des Welternährungsprogramms der UN , in Islamabad bombardiert worden. Fünf der Mitarbeiter waren dabei ums Leben gekommen.
    Langsam wurde klar, dass die Taliban nie fort gewesen waren. Wieder wurden zwei Schulen gesprengt, und drei Helfer einer christlichen Hilfsorganisation wurden entführt, als sie in ihr Quartier in Mingora zurückkehrten. Sie wurden später ermordet.
    Und es gab noch mehr schockierende Nachrichten. Dr. Mohammad Farooq, der Vizekanzler der islamischen Universität Swat, wurde von zwei bewaffneten Männern getötet, die in sein Büro eindrangen. Dr. Farooq war Islamgelehrter und ehemaliges Mitglied der Jamaat-e-Islami-Partei. Er hatte sich vehement gegen die Talibanisierung ausgesprochen, ja sogar eine Fatwa gegen Selbstmordattentäter erlassen.
    Wieder lebten wir in Angst. Als wir noch Binnenflüchtlinge waren, hatte ich mir fest vorgenommen, Politikerin zu werden. Nun wusste ich mehr denn je, dass dies der richtige Entschluss war. Unser Land hatte so viele Krisen durchzustehen und keine Führer, die ihm halfen, damit fertig zu werden.

17
    Dafür beten, groß zu sein
    M it 13 Jahren hörte ich auf zu wachsen. Ich hatte immer älter ausgesehen, als ich war, aber plötzlich waren alle meine Freundinnen größer als ich. In meiner Klasse gehörte ich zu den drei kleinsten von 30 Schülerinnen. In Gegenwart meiner Freundinnen schämte ich mich. Jede Nacht betete ich zu Allah, er möge mich größer machen. Mit Hilfe von Lineal und

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