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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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Bemühungen, die Psyche der Menschen zu verstehen und Veränderungen im menschlichen Verhalten zu bewirken, sinnlos sind. Wir können nicht beweisen, dass die Menschen wichtig sind. Wir glauben es nur, weil es schwieriger ist, nicht daran zu glauben.
    «Ein Mensch», schrieb Teilhard de Chardin, «wird nur so lange weiterforschen, wie ein leidenschaftliches Interesse ihn dazu treibt, und dieses Interesse wird von der für die Wissenschaft nicht exakt zu beweisenden Überzeugung abhängen, dass der Kosmos einen Sinn hat.» [62]
    Wir sind keine gewissenhaften Wissenschaftler, wenn wir die Tatsache außer acht lassen, dass dieses «leidenschaftliche Interesse» tatsächlich in der ganzen menschlichen Geschichte, in Pogromen und dunklen Zeiten, in Kriegen und Konzentrationslagern fortbestanden hat. Wir mögen glauben, dass der Kosmos einen Sinn hat, oder wir mögen es nicht glauben. Aber wir können nicht die Tatsache ignorieren, dass die Frage nach der Bedeutung des Menschen immer ein philosophisches Rätsel gewesen ist. Wenn wir weder die Bedeutung der Menschen beweisen noch vernünftigerweise das Problem ignorieren können, was sollen wir dann tun?
    Da jede Kultur den Wert von Menschen unterschiedlich einschätzt und da diese Information durch das Eltern-Ich vermittelt wird, können wir uns nicht auf das Eltern-Ich verlassen, wenn wir zu einer Übereinstimmung über die Bedeutung von Menschen kommen wollen. In vielen Kulturen einschließlich unserer eigenen wird das Töten vom Eltern-Ich verziehen. Der Wert von Menschen ist also bedingt. Im Krieg wird das Töten akzeptiert. Die Todesstrafe ist in vielen Ländern sogar eine gesetzliche Vorschrift. Kindermord wurde in vielen Frühkulturen nach dem Prinzip praktiziert, die Besten der (eigenen!) Art zu erhalten. Selbst im 20. Jahrhundert kommt Kindermord noch vor. Zum Beispiel gibt es unter den Tanala auf Madagaskar zwei Gruppen, die sich deutlich durch ihre Hautfarbe unterscheiden, obwohl sie sich in anderen körperlichen Merkmalen sehr ähneln und in bezug auf Kultur und Sprache fast identisch sind. Diese Gruppen sind unter Bezeichnungen bekannt, die man grob als Roten Clan und Schwarzen Clan übersetzen könnte. Die normalen Angehörigen des Roten Clans sind hellbraun, die normalen Angehörigen des Schwarzen Clans tief dunkelbraun. Wenn im Roten Clan ein dunkles Kind geboren wird, über dessen Eltern kein Zweifel besteht, dann glaubt man, dass aus ihm ein Hexenmeister, ein Dieb, ein Blutschänder oder ein Leprakranker werden wird. Darum wird das Kind getötet. [63] Dieser Glaube über den Wert «dieser Sorte Mensch» wird durch das Eltern-Ich von Generation zu Generation übermittelt. Das kulturelle Eltern-Ich der meisten westlichen Länder stimmt damit nicht überein. Es entschuldigt jedoch andere Formen der Diskriminierung, die ebenfalls zum Tod führen können.
    Auch auf das Kindheits-Ich können wir uns nicht stützen, wenn wir zu einer Einigung über den Wert von Menschen kommen wollen. Das Kindheits-Ich ist verstümmelt durch sein eigenes NICHT-O.K . Darum enthält es wenige positive Aussagen über seinen eigenen Wert, schon gar nicht über den Wert anderer. In jeder Gesellschaft braucht das Kindheits-Ich nur ausreichend «angeheizt» zu werden, und schon explodiert es in einer Mordswut, die durchaus zum Mord führen kann, ja zum Massenmord.
    Nur das emanzipierte Erwachsenen-Ich kann sich mit dem emanzipierten Erwachsenen-Ich anderer darüber einigen, worin der Wert von Menschen liegt. Wir sehen ein, wie unangemessen Worte wie «Gewissen» sind. Wir müssen fragen: «Was ist diese kleine dünne Stimme in uns? Was ist dieses Gewissen, nach dem wir leben? Kommt es vom Eltern-Ich, vom Erwachsenen-Ich oder vom Kindheits-Ich?»
    Bertrand Russell, den kein Dogma ruhen ließ, und sei es auch noch so verschleiert, schrieb: «Dieser inneren Stimme, diesem gottgegebenen Gewissen, das die ‹Bloody Mary›, Königin von England und Irland, antrieb, die Protestanten zu verbrennen, dem sollen wir vernünftigen Menschen folgen? Ich halte den Gedanken für verrückt, und ich trachte danach, mit der Vernunft so weit wie möglich zu kommen.» [64]

«Ich bin wichtig, du bist wichtig»
    Nur das Erwachsenen-Ich in uns kann sich für den Gedanken entscheiden: «Ich bin wichtig, du bist wichtig.» Eltern-Ich und Kindheits-Ich haben dazu nicht die Freiheit, weil sie einesteils an das gebunden sind, was sie in einer bestimmten gesellschaftlichen Umwelt gelernt und beobachtet haben,

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