Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
anderenteils an das, was sie dabei empfunden und verstanden haben.
Eine Versicherung des Erwachsenen-Ichs, dass Menschen wichtig sind, ist etwas ganz anderes als die Behauptung einer Patientin, die, mit geballten Fäusten, überschwänglich ausrief: «Ich
liebe
die Menschen.» Diese Behauptung oder Variationen davon kamen aus ihrem anpassungsfähigen Kindheits-Ich: «Jetzt geh schön und gib Tante Erna einen Kuss, Liebling!» Die vierjährige Kleine tut es pflichtbewusst, obwohl Tante Erna ihr Furcht einflößt. Aber das kleine Mädchen tut es, und zwar mit emphatischer Todesverachtung: «Ich
liebe
Tante Erna!» Und schließlich macht sie ein Dogma daraus: «Ich
liebe
die Menschen!» Aber immer noch ballt sie die Fäuste.
Wir müssen alle unsere eigenen Versionen von «Ich liebe die Menschen» untersuchen, um zu verstehen, was wir wirklich empfinden und woher diese Daten kommen. Die meisten von uns halten an bestimmten Überzeugungen fest, die häufig aus der Indoktrination des Kindheits-Ichs durch das Eltern-Ich stammen, statt Folgerungen des Erwachsenen-Ichs auf der Grundlage mit Überlegung gesammelter Daten zu sein.
Im Gegensatz dazu geht das Erwachsenen-Ich etwa so an die Frage von der Wichtigkeit des Menschen heran:
Ich bin ein Mensch. Du bist ein Mensch. Ohne dich bin ich kein Mensch, denn nur durch dich wird die Sprache möglich, und nur durch die Sprache wird das Denken möglich, und nur durch Denken wird das Menschsein möglich. Du hast mich wichtig gemacht. Darum bin ich wichtig, und du bist wichtig. Wenn ich dich entwerte, entwerte ich mich selbst. Das ist das Grundprinzip der Lebensanschauung ICH BIN O.K . – DU BIST O.K . Allein im Lichte dieser Anschauung sind wir Menschen und nicht Dinge. Die Rückkehr des Menschen auf seinen angestammten Platz als unverwechselbare Person ist das Thema der Erlösung oder Versöhnung oder Erleuchtung, das im Mittelpunkt aller großen Weltreligionen steht. Diese Grundanschauung erfordert, dass wir füreinander verantwortlich sind, und diese Verantwortung ist der äußerste Anspruch, der allen Menschen gegenüber gleichermaßen erhoben wird. Die erste Folgerung, die wir daraus ziehen können, heißt: TÖTET EINANDER NICHT .
«Es funktioniert nicht»
Das Problem des Bösen ist freilich eine Realität dieser Welt. Angesichts all des Bösen um uns herum mag die vierte Lebensanschauung, ICH BIN O.K . – DU BIST O.K ., wie ein unmöglicher Traum erscheinen, und scheint keineswegs der Anschauung des Lebens, wie es ist, zu entspringen. Aber vielleicht nähert sich der Lauf der Welt rasch einer beispiellosen Konfrontation: Entweder wir respektieren die Existenz des anderen, oder wir gehen alle unter. Und selbst bei größter Gleichgültigkeit müssten wir zugeben, dass es eine Schande wäre, eine Sache zu einem solchen Ende zu bringen, die unter so langen Mühen aufgebaut wurde. Teilhard, der mit seismographischem Erstaunen die Entfaltung des Kosmos als einen immer noch andauernden, sich stets höher entwickelnden und einem Ziel zustrebenden evolutionären Prozess begreift, schließt sein großes Buch
‹Der Mensch im Kosmos›
dennoch mit einer schmerzlichen Betrachtung über das Böse im Kosmos. Er überlegt, ob vielleicht all das Leiden und Versagen, all die Tränen und das Blut nicht einen gewissen Exzess anzeigen, der, für unsere Vernunft unerklärlich, eintritt, wenn zu dem normalen Wirken der Evolution nicht der außerordentliche Anstoß einer Katastrophe oder Ur-Abweichung hinzugefügt wird.
Sind wir ein Irrtum der Evolution? Oder versprechen die erstaunlichen Ereignisse bei der Evolution zum Menschen hin noch größere arterhaltende Entwicklungsschritte in der Zukunft? Teilhard nennt den Augenblick, als der erste Mensch reflektierte, als er sein Sein wusste, «eine Mutation von Null zu allem». Vielleicht nähern wir uns einem anderen bedeutsamen Punkt, wo wir wegen der Notwendigkeit der Selbsterhaltung eine weitere Mutation durchmachen, wo wir wieder einen Sprung machen können, um – mit neuer Hoffnung, die auf der Erkenntnis unseres Seins beruht – zu reflektieren: Ich bin wichtig, du bist wichtig. ICH BIN O.K. – DU BIST O.K .
Ich glaube, dass die Transaktions-Analyse eine Lösung für das Dilemma des Menschen anbieten kann. Trotz der scheinbaren Vermessenheit dieser Behauptung lasse ich mich von J. Robert Oppenheimers Vision ermutigen, dass es zu einem «gemeinsamen Gespräch, einem ständigen Austausch zwischen der Welt der Wissenschaftler und
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