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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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funktionieren.
    Bertrand Russell schreibt:
    «Viele Erwachsene glauben im Herzen immer noch alles, was man ihnen in der Kindheit beigebracht hat, und kommen sich sündhaft vor, weil ihr Leben mit den Maximen der Sonntagsschule nicht übereinstimmt. Der Schaden wurde nicht nur durch die Einführung einer Trennung zwischen der bewussten vernünftigen Persönlichkeit [Erwachsenen-Ich] und der unbewussten infantilen Persönlichkeit [Kindheits-Ich] angerichtet; der Schaden liegt auch in der Tatsache, dass die gültigen Bestandteile der konventionellen Moral zusammen mit den ungültigen diskreditiert werden. Diese Gefahr lässt sich von einem System nicht trennen, das die Jungen en bloc eine Anzahl von Glaubenssätzen lehrt, die sie fast mit Sicherheit verwerfen, sobald sie reif geworden sind.» [58]
    Gibt es also, wie Russell sagt, «gültige Bestandteile der konventionellen Moral»? Eine Funktion des befreiten Erwachsenen-Ichs ist die Untersuchung des Eltern-Ichs, damit es die Wahl hat, Daten aus dem Eltern-Ich zu akzeptieren oder zu verwerfen. Wir müssen uns vor dem Dogma hüten, das Eltern-Ich
in toto
zu verwerfen, wir müssen vielmehr fragen: Gibt es hier noch etwas, was sich zu bewahren lohnt? Es ist klar, dass viele Daten des Eltern-Ichs zuverlässig sind. Immerhin wird unsere Kultur durch das Eltern-Ich übermittelt. Der Anthropologe Ralph Linton bemerkte, dass «ohne die Kultur, die vergangene Errungenschaften bewahrt und jede folgende Generation nach ihren Mustern formt, der Homo sapiens nichts anderes wäre als ein auf dem Erdboden lebender anthropoider Affe, etwas abweichend im Körperbau und leicht überlegen an Intelligenz, doch ein Bruder von Schimpanse und Gorilla» [59] .
    Es lässt sich also feststellen, dass moralische Werte zuerst im Eltern-Ich auftauchen. Wir betrachten «sollte» und «müsste» als Worte des Eltern-Ichs.
Die zentrale Frage dieses Kapitels heißt: Können «sollte» und «müsste» Worte des Erwachsenen-Ichs sein?

Ist eine Übereinkunft über moralische Werte möglich?
    Gibt es eine objektive Moral, die Forderungen an alle Menschen stellt, oder müssen wir jeweils unsere eigene, individuelle, situationsgebundene Moral konstruieren? Victor Frankl spricht von der Verzweiflung der heutigen Jugend, die sich in einem, wie er es nennt, existenziellen Vakuum befindet, wo jeder Mensch der Mittelpunkt seines eigenen Universums ist, wo geleugnet wird, dass es irgendwelche Forderungen gibt, die von «außerhalb» seiner selbst kommen. [60]
    Alle Moral in diesem Vakuum ist subjektiv. Wenn das stimmt, dann müssen wir in Betracht ziehen, dass es heute auf der Welt drei Milliarden «Moralitäten» gibt, drei Milliarden Menschen, die ihre eigenen Wege gehen und leugnen, dass irgendwelche objektiven Prinzipien die Beziehungen zwischen den Menschen regieren. Doch es ist eine Tatsache, dass die Suche nach diesen objektiven Prinzipien und die Sehnsucht nach Beziehung eine universale Realität ist, die auch als persönliche Erfahrungstatsache empfunden wird. Es ist eine Tatsache, dass Menschen nicht ohne Beziehungen zu anderen Menschen leben können und wollen. Manche, die Rauschmittel nehmen, begründen ihren Drogengebrauch mit der von ihnen berichteten Transzendenz der psychedelischen Erfahrung, dass sie «dort draußen» ein gemeinsames Sein entdecken, das alle Menschen verbindet. Obwohl ihr Medium der Transzendenz äußerst fragwürdig ist, müssen wir die auch darin sich äußernde, allgemeine Sehnsucht nach Beziehung anerkennen, die Fähigkeit zum Empfinden der Einheit, die Evolution des menschlichen Geistes bis zu einem Punkt, wo er begreift und fühlt und akzeptiert, dass Menschen, weil sie in Verbindung stehen, Forderungen aneinander haben.
    Die Sehnsucht nach Verbundenheit ist eine Tatsache, auch wenn die Prinzipien dieser Verbundenheit nicht empirisch erfasst werden können. Wer aber den Gedanken verwirft, dass es eine objektive moralische Ordnung oder ein universales «Soll» gibt, muss die Schwierigkeiten bedenken, die in dieser Ablehnung enthalten sind. Die Existenzialisten haben diese Vorstellung abgelehnt. Sartre behauptet, der Mensch schaffe sein eigenes menschliches Sein durch eine Folge von Entscheidungen, durch Handlungen, die ihn gestalten. Er argumentierte, dass der Mensch durch seine Taten seine eigene Definition des Menschen schafft, dass, um es verkürzt zu sagen, die Existenz des Menschen seinem menschlichen Sein vorausgeht. Der Mensch schafft danach nicht nur seine eigene

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