Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
Transaktionen) mit ansehen muss. In dieser Situation sagt ein Mensch etwa: «Ich wusste, dass ich das Falsche tue, aber ich konnte nicht anders.»
Unrealistische, irrationale, unerwachsene Reaktionen sind bezeichnend für einen Zustand, der traumatische Neurose genannt wird. Die Gefahrensignale oder «Katastrophenmeldungen» treffen auf das Eltern-Ich und auf das Kindheits-Ich im gleichen Moment wie auf das Erwachsenen-Ich. Das Kindheits-Ich reagiert wie in der ursprünglichen Situation mit einem Gefühl von NICHT O.K . Das kann zu allen möglichen regressiven Symptomen führen. Das Individuum kann sich wieder als winziges, hilfloses, abhängiges Kind fühlen. Zu den urtümlichsten Symptomen dieser Art gehört die Denk-Blockierung. Man kann sie in geschlossenen psychiatrischen Anstalten beobachten. Wenn sich das Tor hinter einem neuen Patienten geschlossen hat, zieht er sich rapid und auffällig in sich zurück. Aus diesem Grund bin ich dagegen, Patienten in einen Behandlungsrahmen zu versetzen, bei dem das Schwergewicht auf bemutternder Versorgung liegt. Das Umhegen des hilflosen Kindheits-Ichs im Patienten verzögert nur den Heilungsprozess, nämlich das Erwachsenen-Ich für seine leitende Funktion wieder aufzubauen.
Das ideale Krankenhaus wäre ein komfortables Hotel mit einem «Spielgelände» für das Kindheits-Ich und mit einer Klinik, wo die Patienten Gelegenheit haben, die Autonomie ihres Erwachsenen-Ichs zu stärken. Personal dürfte keine Uniform tragen und nicht die Elternrolle gegenüber den Kranken annehmen. Die Betreuer müssten vielmehr ganz normal gekleidet sein und sich als Helfer und Berater verstehen, die über bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, um den Patienten die Einsicht in das Wirken seines Eltern-, Erwachsenen- und Kindheits-Ich zu erleichtern.
In unseren Therapiegruppen haben sich gewisse Sprechweisen eingebürgert wie: «Warum bleiben Sie nicht bei Ihrem Erwachsenen-Ich?», wenn einer feststellt, dass ein anderes Gruppenmitglied von seinen Gefühlen übermannt wird. Ein anderes Beispiel ist: «Was war die ursprüngliche Transaktion?» Diese Frage soll das Erwachsenen-Ich «anknipsen», damit die Ähnlichkeit analysierbar wird zwischen dem gegenwärtig auftretenden Signal, das einen jetzt rot sehen lässt, und der ursprünglichen Transaktion, in der das kleine Kind sich in Bedrängnis fühlte.
Die Arbeit des Erwachsenen-Ichs besteht also aus der laufenden Überprüfung alter Daten, die entweder bestätigt oder widerlegt werden, ehe sie dann für spätere Verwendung wieder richtig eingeordnet werden. Wenn sich diese Arbeit reibungslos vollzieht und wenn kaum ein Widerspruch zwischen dem Beigebrachten und dem Realen auftritt, ist unser «Computer» frei für eine wichtige neue Arbeit:
Kreativität.
Kreativität entsteht wie das Erwachsenen-Ich aus der Neugier im Kindheits-Ich. Das Kindheits-Ich stellt den Antrieb («ich will») zur Verfügung, das Erwachsenen-Ich die Steuerung («wie man’s macht»). Die wichtigste Voraussetzung für Kreativität ist, dass der Computer genügend Zeit hat. Wenn der Computer mit alten Arbeiten vollgestopft ist, hat er kaum Zeit für neue. Sind die Anweisungen aus dem Eltern-Ich erst einmal durchgeprüft, dann kann das System viele von ihnen automatisch verarbeiten, und der Computer wird frei für Kreativität. Viele unserer Entscheidungen in alltäglichen Transaktionen kommen automatisch zustande. Wenn wir zum Beispiel einen Pfeil sehen, der eine Einbahnstraße entlangzeigt, fahren wir automatisch nicht in Gegenrichtung. Wir belasten unseren Computer nicht mit einer zeitraubenden Datenverarbeitung über Straßenbau, die Zahl der Verkehrstoten oder über die Fabrikation von Verkehrsschildern. Müssten wir vor jeder Entscheidung beim Nullpunkt anfangen oder gänzlich ohne die Daten auskommen, die wir unseren Eltern verdanken, dann hätte unser Computer kaum Zeit für den kreativen Prozess.
Manche Menschen behaupten, das undisziplinierte Kind, das sich ohne die geringste Einschränkung ausleben darf, sei kreativer als das Kind, dem seine Eltern gewisse Grenzen setzen. Das glaube ich nicht. Ein Kind hat mehr Muße, kreativ zu sein – zu erkunden, zu erfinden, auseinanderzunehmen und zusammenzusetzen –, wenn es seine Zeit nicht darauf verschwenden muss, obwohl dafür so gut wie keine Anhaltspunkte gegeben sind. Ein kleiner Junge hat mehr Zeit, einen Schneemann zu bauen, wenn seine Mutter ihn nicht erst eine lange Quengelei über Gummistiefel
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