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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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wohl aufgezeichnet werden, auch wenn sie später nicht erinnert werden.
    In diesem Zusammenhang kommen wir noch einmal auf Penfields Feststellung: das menschliche Gehirn erfüllt drei Funktionen, 1. Aufzeichnung, 2. Erinnerung, 3. Wiedererleben. Obwohl eine
Erinnerung
an die früheste Lebensperiode nicht möglich ist, haben wir Beweise dafür, dass wir die frühesten Erlebnisse insofern
wiedererleben
können (und das auch tun), als wir zu dem Gefühlszustand des Neugeborenen zurückkehren. Da der Säugling noch keine Sprache besitzt, sind seine Reaktionen auf Sinneseindrücke, auf Gefühle und vielleicht auf verschwommene, archaische Phantasien beschränkt. Seine Gefühle äußern sich durch Weinen oder durch Bewegungen, die entweder Unwohlsein oder Behagen anzeigen. Seine Empfindungen und Phantasien sind zwar mit Worten kaum zu fassen, weil der Säugling noch keine Worte hatte, als sie sich einprägten, doch gelegentlich werden sie in Träumen im späteren Leben wiedergegeben.
    Ein Beispiel: Eine Patientin berichtete von einem Traum, der im Laufe ihres Lebens immer wiederkehrte. Jedes Mal erwachte sie nach diesem Traum in äußerster Panik mit Herzklopfen und Atemnot. Sie bemühte sich, den Traum zu beschreiben, doch sie fand keine Worte dafür. Bei einem dieser Versuche sagte sie, im Traum komme sie sich etwa vor wie «ein winziger kleiner Punkt, und große, riesige, runde, kosmische Dinge wirbelten um mich herum wie ungeheure Spiralen, die immer größer wurden und drohten, mich zu verschlingen, und ich schien in diesem weiten, riesigen Ding einfach zu verschwinden». Obwohl sie ihrem Bericht die Beobachtung hinzufügte, sie habe ihre Identität verloren, schien die extreme Panik darauf hinzuweisen, dass sie um ihr Leben bangte – primäre biologische Reaktion auf die Todesdrohung.
    Einige Zeit später berichtete sie wieder von dem Traum. Sie hatte ihn zum ersten Mal seit etwa einem Jahr wieder geträumt. Sie war auf einer Reise gewesen, und sie und ihr Mann hatten in einem abgelegenen Gasthaus zu Mittag gegessen, in dem die Atmosphäre besser war als das Essen. Als sie in ihr Hotel zurückkamen, fühlte sie sich nicht wohl und legte sich deshalb hin. Sie schlief ein. Wenig später erwachte sie in Panik, die dieser Traum immer hervorrief. Außerdem hatte sie heftige Magenkrämpfe, sodass sie sich «vor Schmerzen krümmte». Kein Ereignis der letzten Zeit war sonderlich angsterregend gewesen, und der panische Traum schien in direktem Zusammenhang mit der Urgewalt ihrer Magenschmerzen zu stehen. Den Traum konnte sie noch immer nicht beschreiben. Doch sie berichtete von einer anderen Empfindung, dem Gefühl, zu ersticken.
    Gewisse Informationen über die Mutter der Patientin deuteten auf einen möglichen Ursprung dieses Traumes hin. Die Mutter, eine füllige, vollbusige Frau, hatte ihre Kinder immer ausgiebig gestillt und war überzeugt, alle Probleme der Kleinen seien beseitigt, wenn sie nur richtig satt zu trinken hätten. Gut versorgte Kinder waren für sie vor allem gut genährte Kinder. Außerdem war sie eine aggressive, gebieterische Frau. Wir leiteten davon ab (und mehr können wir nicht tun), dass der Traum seinen Ursprung in einer Zeit hat, als die Patientin noch nicht sprechen konnte, da es ihr unmöglich war, den Inhalt zu beschreiben. Die Bauchkrämpfe deuten auf eine frühe Esserfahrung hin. Die Wahrscheinlichkeit liegt nahe, dass im Säuglingsalter die Patientin immer dann, wenn sie satt war oder ein Völlegefühl hatte und nicht mehr trank, von der Mutter gedrängt wurde, doch noch mehr zu sich zu nehmen. (Das war in der Zeit, als es noch hieß: «Iss, so viel du kannst, es muss vorhalten.») Gefühle von «traumähnlicher» Schläfrigkeit, Erstickungszustände und Magenkrämpfe könnten dabei aufgetreten sein. Der Trauminhalt (ein kleines Ding, das von riesigen, kosmischen Dingen verschlungen wird) könnte eine Wiedergabe dessen sein, wie der Säugling seine Situation wahrgenommen hat – sich selbst als kleinen Punkt, der von den riesigen, runden Dingern, den Brüsten der Mutter, oder von der ungeheuren Präsenz der Mutter selbst überwältigt wird.
    Derartiges Traummaterial stützt die Annahme,
dass unsere frühesten Erlebnisse trotz ihrer Unbeschreibbarkeit aufgezeichnet sind und in der Gegenwart wiederholt werden
. Ein anderes Merkmal dafür, dass Erlebnisse vom Augenblick der Geburt an aufgezeichnet werden, ist die Wahrung von Vorteilen aus frühester Zeit. Die Reaktionen des Säuglings auf

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