Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
ist
wirklich
viel angenehmer, wenn ich nicht mehr in die Hose mache», folgert das kleine Mädchen, das gelernt hat, allein aufs Klo zu gehen. Wenn elterliche Anweisungen in der Realität begründet sind, wird das Kind mit seinem eigenen Erwachsenen-Ich ausmachen, dass wenigstens diese Erwachsenen es ehrlich mit ihm meinen, und wird so einen Sinn für Integrität, für Ganzheit gewinnen. Was das Kind seiner Nachprüfung unterzieht, besteht die Prüfung. Die Daten, die es bei seinem Experimentieren und Examinieren sammelt, beginnen einige «Konstanten» zu bilden, denen das Kind vertrauen kann. Seine Feststellungen werden durch das unterstützt, was man ihm von vornherein beigebracht hat.
Abb. 6
Die Aktualisierungsfunktion des Erwachsenen-Ichs durch Realitätserprobung
Betont werden muss, dass die Nachprüfung der Eltern-Ich-Daten die NICHT O.K .-Aufzeichnungen im Kindheits-Ich nicht löschen kann, die sich aus der frühen Erfassung dieser Daten zusammensetzen. Die Mutter glaubt, dass der dreijährige Willi nur durch Schläge von der Straße ferngehalten werden kann. Er versteht die Gefahr nicht. Seine Reaktion setzt sich zusammen aus Angst, Zorn und Frustration, aber es fehlt die Einsicht, dass seine Mutter ihn liebt und sein Leben beschützen will. Angst, Zorn und Frustration werden aufgezeichnet. Diese Gefühle lassen sich nicht löschen durch die spätere Einsicht, dass die Mutter richtig gehandelt hat. Doch wenn wir begreifen, in welcher Weise die ursprüngliche Kindheitssituation so viele NICHT O.K .-Aufzeichnungen dieser Art verursacht hat, kommen wir so weit, dass die alten Aufnahmen uns nicht dauernd in unser gegenwärtiges Leben «hineinfunken».
Wir können zwar die Aufzeichnung nicht löschen, aber anhalten können wir das Band!
So wie das Erwachsenen-Ich die Daten des Eltern-Ichs auf den neuesten Stand bringt, um zu klären, was gilt und was nicht, so bringt es auch die Daten des Kindheits-Ichs aufs laufende, um festzustellen, welche Gefühle gefahrlos ausgedrückt werden können. In unserer Gesellschaft gilt es als angemessen, wenn eine Frau bei einer Hochzeit weint. Doch es gilt nicht als angemessen, wenn diese Frau hinterher beim Empfang ihren Mann anschreit. Aber sowohl Weinen wie Schreien sind Ausdruck von Emotionen im Kindheits-Ich. Das Erwachsenen-Ich sorgt dafür, dass Gefühlsäußerungen der jeweiligen Situation angemessen sind. Wie es das Eltern- und das Kindheits-Ich auf den neuesten Stand bringt, ist in einer Abbildung dargestellt. Das Erwachsenen-Ich ( ER ) innerhalb des Erwachsenen-Ichs auf dieser Zeichnung stellt den Bereich für aktualisierte Wirklichkeitsdaten dar. (Einst war die Weltraumfahrt für mich nur eine wirklichkeitsfremde Science-fiction. Jetzt weiß ich, dass sie Wirklichkeit geworden ist.)
Eine andere Funktion des Erwachsenen-Ichs ist die
Wahrscheinlichkeitsabschätzung
. Diese Funktion entwickelt sich im kleinen Kind langsam und hat es offenbar bei den meisten von uns schwer, im Laufe des Lebens aufzuholen. Der kleine Mensch sieht sich ständig unerfreulichen Alternativen gegenüber («entweder du isst deinen Spinat, oder du bekommst kein Eis»), die kaum dazu anregen, Wahrscheinlichkeiten abzuschätzen. Untaxierte Wahrscheinlichkeiten können zu vielen unserer Transaktions-Fehler führen, und unvorhergesehene Gefahrensignale können mehr Schwächeanfälle oder Lähmungen unseres Erwachsenen-Ichs verursachen als vorhergesehene.
Die Fähigkeit zur Wahrscheinlichkeitsabschätzung kann durch bewusste Anstrengung trainiert werden. Wie ein Muskel im Körper wird das Erwachsenen-Ich stärker durch Training und Gebrauch. Wenn das Erwachsenen-Ich durch Wahrscheinlichkeitsabschätzung gewappnet ist gegen mögliches Unheil, dann kann es auch Abwehrmaßnahmen ersinnen für den Ernstfall.
Unter massivem Druck kann das Erwachsenen-Ich allerdings bis zu einem Grad geschwächt werden, sodass die Emotionen ausbrechen und das Ruder übernehmen. Die Grenzen zwischen Erwachsenen-, Eltern- und Kindheits-Ich sind unsicher, manchmal verschwommen und durchlässig für solche Signale, die leicht wieder Situationen heraufbeschwören, wie wir sie in unserer hilflosen, abhängigen Kindheit erlebt haben. Manchmal stürmen so viele «Katastrophenmeldungen» auf das Erwachsenen-Ich ein, dass es gewissermaßen die Arme sinken lässt und nicht mehr eingreift, sondern sich auf die Zuschauerbank zurückzieht und von dort das Getümmel (d.h. die außer Rand und Band geratenen zwischenmenschlichen
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