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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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Opfern von Kindesmisshandlungen finden sich äußerst schmerzhafte Verletzungen wie gebrochene Rippen, Nierenquetschungen und Schädelbrüche. Wie empfindet ein Kleinkind den jeden Atemzug begleitenden Schmerz bei gebrochenen Rippen oder das marternde Kopfweh, das durch Blut in der Rückenmarksflüssigkeit entsteht? Stündlich erleiden fünf Säuglinge in den USA derartige Verletzungen von der Hand ihrer Eltern. [13]
    Ich glaube, während dieses kleine Individuum sich erholt, während es sozusagen «daliegt und seine Wunden leckt», erlebt es allein und für sich ein Empfinden des Wohlbehagens, und sei es nur, weil sein gebesserter Zustand in so krassem Gegensatz zu dem schrecklichen Schmerz steht, den es gerade erfahren hat. Es ist, als empfände dieses Kind: Mit mir kommt alles in Ordnung, wenn ihr mich nur in Ruhe lasst. Allein für mich BIN ICH O.K . Wenn die brutalen Eltern wieder auftauchen, windet es sich vor Furcht, es könnte wieder geschehen. Ihr tut mir weh! Ihr seid NICHT O.K. ICH BIN O.K . – DU BIST NICHT O.K . Die Vorgeschichte vieler krimineller Psychopathen, die diese Grundanschauung haben, berichtet von derartigen schweren körperlichen Misshandlungen.
    Ein solcher Mensch hat Brutalität erfahren, doch er hat auch erfahren, dass er überlebt. Was einmal geschah, kann wieder geschehen. Ich habe überlebt. Ich werde überleben. Aufgeben kommt nicht in Frage. Wenn er älter wird, fängt er an zurückzuschlagen. Er hat Härte gesehen, und er weiß, wie man selber hart sein kann. Außerdem hat er die Erlaubnis (von seinem Eltern-Ich), hart und grausam zu sein. Hass hält ihn aufrecht, obwohl er gelernt haben mag, ihn hinter einer Maske wohlberechneter Höflichkeit zu verbergen. Caryl Chessman hat gesagt: «Nichts stärkt einen mehr als Hass; man kann alles Mögliche sein, nur nicht ängstlich.»
    Für ein solches Kind ist die Anschauung: ICH BIN O.K.  – DU BIST NICHT O.K . eine lebensrettende Entscheidung. Die Tragödie für diesen Menschen und für die Gesellschaft liegt darin, dass er durchs Leben geht mit der Weigerung, nach innen zu schauen. Er ist unfähig, objektiv zu erkennen. Schuld haben immer «die andern». Es sind überhaupt «immer die andern». Unverbesserliche Kriminelle beharren auf dieser Einstellung. Das sind die Menschen «ohne Gewissen» und mit der Überzeugung, dass sie O.K . sind, egal, was sie tun, und dass in jeder Situation die ganze Schuld bei den andern liegt. Dieser Zustand, der einmal als «moralischer Schwachsinn» bezeichnet wurde, bedeutet in Wirklichkeit, dass der betreffende Mensch jede Information darüber, dass irgendjemand (außer ihm selbst) O.K . ist, ausgeschlossen hat. Aus diesem Grund ist auch die Therapie schwierig, denn wie alle anderen ist auch der Therapeut NICHT O.K . Die letzte Konsequenz dieser Anschauung ist Mord, der vom Mörder als gerechtfertigt
empfunden
wird (genauso, wie er sich gerechtfertigt fühlte, sich von vornherein für diese Lebensanschauung zu entscheiden).
    Ein Mensch mit der Grundanschauung: ICH BIN O.K.  – DU BIST NICHT O.K . leidet an Streichelhunger. Ein Streicheln ist nur so gut wie der, von dem man es empfängt. Nun gibt es aber keine O.K .-Menschen. Darum kann es auch kein O.K .-Streicheln geben. Ein solcher Mensch kann sich mit einem Gefolge von Jasagern umgeben, das ihn unermüdlich lobt und streichelt. Doch er weiß, dass dieses Streicheln nicht echt ist, weil er es selbst inszenieren musste, genau wie er von vornherein für sein eigenes Streicheln sorgen musste. Je mehr sie ihn loben, um so mehr verachtet er sie, bis er sie schließlich alle verstößt zugunsten einer neuen Gruppe von Jasagern. «Komm her, damit ich’s dir geben kann», ist eine alte Aufzeichnung. So ist es von Anfang an gewesen.
    Ich bin o.k. – du bist o.k.
    Aber es gibt eine vierte Lebensanschauung, auf sie gründet sich unsere Hoffnung. Das ist die Grundanschauung: ICH BIN O.K.  – DU BIST O.K . Zwischen den ersten drei Lebensanschauungen und dieser vierten besteht ein qualitativer Unterschied. Die ersten drei sind unbewusst, weil sie früh im Leben entschieden worden sind. ICH BIN NICHT O.K.  – DU BIST O.K . kommt zuerst und bleibt für die meisten Menschen ein Leben lang erhalten. Bei bestimmten äußerst unglücklichen Kindern wurde diese ursprüngliche Lebenseinstellung gegen die zweite oder dritte Grundanschauung ausgetauscht. Bis zum dritten Lebensjahr ist eine dieser Anschauungen in jedem Menschen fixiert. Die Entscheidung für eine

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