Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
der möglichen Grundeinstellungen ist vielleicht eine der ersten Funktionen des Erwachsenen-Ichs im Säugling, das versucht, einen Sinn im Leben zu finden, damit das unentbehrliche Maß an Vorhersagbarkeit ins wirre Durcheinander aus Reizen und Gefühlen eingeführt werden kann. Die Lebensanschauungen werden auf Grund von Daten aus dem Eltern-Ich und aus dem Kindheits-Ich aufgebaut. Die Grundanschauungen gehen aus Emotionen oder Sinneseindrücken hervor ohne Korrekturmöglichkeit durch die äußere Realität.
Die vierte Lebensanschauung, ICH BIN O.K . – DU BIST O.K ., ist eine bewusste und begrifflich artikulierbare Entscheidung. Sie kann daher nicht nur eine unendlich viel größere Anzahl Informationen über die eigene Person und über andere umfassen, sondern auch die noch nicht selbst erlebten Möglichkeiten einbeziehen, die in den Abstraktionen von Philosophie und Religion vorhanden sind.
Die ersten drei Lebensanschauungen beruhen auf Gefühlen. Die vierte beruht auf Denken, Glauben und Einsatzbereitschaft.
Die ersten drei entspringen der Frage: Warum? Die vierte bildet sich aus der Fragestellung: Warum nicht? Unser O.K .-Verständnis ist nicht auf unsere eigenen persönlichen Erfahrungen beschränkt, weil wir diese in eine Abstraktion umsetzen können, die allen Menschen zugänglich ist.
In eine neue Lebensanschauung werden wir nicht hineingedrängt. Wir entscheiden uns dafür!
In dieser Hinsicht gleicht der Vorgang einem Damaskuserlebnis. Um uns für die vierte Grundanschauung entscheiden zu können, brauchen wir sehr viel mehr Informationen, als die meisten Menschen je erhalten, über die Bedingungen und Umstände der ursprünglichen Anschauungen, die so früh im Leben entschieden werden. Glücklich sind die Kinder, die immer wieder Situationen ausgesetzt werden, in denen sie sich selbst ihren eigenen Wert und den der anderen beweisen können. Sie entdecken früh im Leben, dass sie O.K . sind. Unglücklicherweise ist die verbreiteste Grundanschauung der «Erfolgreiche» wie der «Erfolglose»: ICH BIN NICHT O.K. – DU BIST O.K . Die meisten versuchen damit fertig zu werden, indem sie Verhaltensspiele treiben.
Ein Spiel
(game)
ist nach Eric Berne:
«… eine fortlaufende Folge verdeckter Komplementär-Transaktionen, die zu einem ganz bestimmten, voraussagbaren Ergebnis führen. Es lässt sich auch beschreiben als eine periodisch wiederkehrende Folge sich häufig wiederholender Transaktionen, äußerlich scheinbar plausibel, dabei aber von verborgenen Motiven beherrscht; umgangssprachlich kann man es auch bezeichnen als eine Folge von Einzelaktionen, die mit einer Falle bzw. einem trügerischen Trick verbunden sind.» [14]
Ich glaube, dass alle Verhaltensspiele ihren Ursprung in dem einfachen Kinderspiel haben, das man leicht bei jeder Gruppe von Dreijährigen beobachten kann: «Meins ist besser als deins.» Dieses Spiel soll vorübergehend die drückende Bürde des NICHT-O.K . ein wenig erleichtern. Es kommt ganz entscheidend darauf an, sich vor Augen zu halten, was die Anschauung: ICH BIN NICHT O.K. – DU BIST O.K . für ein Dreijähriges bedeutet. ICH BIN NICHT O.K. heißt: Ich bin ein Dreikäsehoch, ich bin hilflos, ich bin schutzlos, ich bin schmutzig, ich mache alles falsch, ich bin ungeschickt, und ich habe keine Worte, um dir verständlich zu machen, wie man sich da vorkommt. DU BIST O.K . heißt: Du bist ein Meter achtzig groß, du bist stark, du hast immer recht, du weißt alle Antworten, du bist gescheit, du bist mein Herr über Leben und Tod, du kannst mich schlagen und mir weh tun, und es ist immer noch O.K .
Jede Milderung dieser ungerechten Verteilung von Nachteilen und Vorzügen ist dem Kind willkommen. Eine größere Portion Eis, sich vordrängeln, über den Fehler der Schwester lachen, den kleinen Bruder verhauen, die Katze treten, mehr Spielzeug haben – all das bedeutet momentane Erleichterung, obwohl die nächste Katastrophe schon vor der Tür steht: Ohrfeigen, vom kleinen Bruder verhauen werden, von der Katze gekratzt werden oder jemanden treffen, der mehr Spielzeug hat.
Erwachsene widmen sich verfeinerten Variationen des Spiels «Meins ist besser». Manche Menschen verschaffen sich eine vorübergehende Erleichterung, indem sie Besitztümer anhäufen, in größeren, schöneren Häusern leben als Schmidts, Schulzes oder Lehmanns, oder indem sie sich an ihrer Bescheidenheit weiden: Ich bin nicht so anspruchsvoll wie du. Diese Manöver, die auf dem beruhen, was Alfred Adler
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