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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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und diese Trübung macht es möglich, dass Vorurteile oder ungeprüfte Daten des Eltern-Ichs als wahr nach außen projiziert werden.
    Abb. 8
    Vorurteil
    In Anlehnung an Sokrates, der glaubte, dass das «ungeprüfte Leben nicht lebenswert ist», können wir sagen, dass das ungeprüfte Eltern-Ich es nicht wert ist, unsere Lebensbasis zu sein: Es könnte sich irren.

Das emanzipierte Erwachsenen-Ich
    Die Transaktions-Analyse will den Menschen zur Freiheit der Wahl befähigen, zur Freiheit, sich nach eigenem Willen zu ändern und die Reaktionen auf wiederkehrende oder neue Reize zu ändern. Viel von dieser Freiheit geht in der ersten Kindheit verloren, womit nach L. S. Kubie der «neurotische Prozess» seinen Anfang nimmt. In diesem Prozess geht es ständig um die Lösung archaischer Probleme, sodass für eine effektive Auseinandersetzung mit der heutigen Realität kein Raum mehr bleibt.
    «Die Wurzeln des neurotischen Prozesses können in einem … Phänomen des Säuglings- und/oder frühen Kindesalters liegen: der Bildung stereotyper Verhaltensmuster oder Fixierungen. Zu diesen wären zu rechnen Affektäußerungen – zum Beispiel Weinen, Schreien, nächtliche Angstanfälle. Ferner rechnen dazu Instinkthandlungen und Verweigerung von instinktiven Handlungen – zum Beispiel Essen, Aufstoßen, Erbrechen, Wiederrunterschlucken, Nahrungsverweigerung, zwanghafte Speisenwahl, Angewohnheiten bei der Ausscheidung oder beim Zurückhalten respiratorischer Angewohnheiten wie Atemanhalten und so weiter. Und schließlich rechnen dazu Angewohnheiten im Allgemeinverhalten – zum Beispiel Ticks, Kopfschlagen, Schaukeln, Saugen und so weiter.
    Keine dieser Handlungen ist an sich und aus sich heraus eine angeborene Anomalität. Solange diese Handlungen als Reaktion auf sich verändernde äußere oder innere Impulse frei geändert werden können, bleiben sie normal. Es ist der Verlust der Freiheit zur Veränderung, der den Beginn des neurotischen Prozesses kennzeichnet.»
[15]
    Behandlungsziel muss es sein, die Freiheit zur Veränderung wiederherzustellen. Diese Freiheit erwächst aus der Kenntnis dessen, was im Eltern-Ich und was im Kindheits-Ich registriert ist und wie diese Daten in gegenwärtige Transaktionen eingehen. Diese Freiheit gibt es nicht ohne Wahrheit, nicht ohne beweiskräftige Indizien dafür, wie die Welt, in der wir leben, wirklich ist. Solche Freiheit setzt das Wissen voraus, dass jeder, mit dem man zu tun hat, ein Eltern-Ich, ein Erwachsenen-Ich und ein Kindheits-Ich hat. Sie braucht die ständige Erkundung nicht nur «erkennbarer» Gebiete, sondern auch unbestimmter Bereiche, die am besten durch eine andere Funktion des Erwachsenen-Ichs verstanden werden können, nämlich der Wahrscheinlichkeitsabschätzung. Das Dilemma des Menschen entsteht auch aus der Tatsache, dass wir häufig Entscheidungen treffen müssen,
bevor
wir alle Fakten kennen. Das gilt für jede Festlegung. Es gilt für die Ehe. Es gilt für die politischen Wahlen. Es gilt für die Unterschrift unter einen Aufruf. Es gilt für das Setzen von Prioritäten. Es gilt für die Werte, die wir uns selbständig zu eigen machen – das heißt, mit dem Erwachsenen-Ich.
    Das Kindheits-Ich in uns verlangt nach Sicherheit. Das Kind will wissen, dass jeden Morgen die Sonne aufgeht, dass Mutter immer da ist, dass der «Bösewicht» immer am Ende unterliegt. Doch das Erwachsenen-Ich kann die Tatsache akzeptieren, dass es nicht immer Sicherheit gibt. Der Philosoph Elton Trueblood sagt:
    «Die Tatsache, dass wir keine absolute Gewissheit im Hinblick auf irgendwelche menschlichen Schlussfolgerungen haben, bedeutet nicht, dass alles Forschen letztlich doch eine fruchtlose Bemühung wäre. Es stimmt, wir müssen stets auf dem Boden der Wahrscheinlichkeit vorangehen, aber wo es Wahrscheinlichkeit gibt, da gibt es die Möglichkeit zum Fortschritt. Was wir in jedem Bereich menschlichen Denkens suchen, ist nicht die absolute Gewissheit, denn die bleibt uns als Menschen verborgen, sondern eher der bescheidenere Pfad jener, die verlässliche Möglichkeiten zur Unterscheidung verschiedener Grade der Wahrscheinlichkeit finden.» [16]
    Das Erwachsenen-Ich in unserem Geschäftsmann, der mit dem Wohngesetz-Aufruf konfrontiert ist, kann zugeben, dass ungewiss ist, welche Wirkungen seine Unterschrift haben werde. Unterschreibt er, kann er sich lächerlich machen. Wenn seine Anschauung ICH BIN O.K . – DU BIST O.K . alle Menschen ohne Ansehen von Rasse oder Religion umfasst,

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