Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
Charakter das Ergebnis bestimmt, denn in der Realität, an der wir teilhaben, kann selbst aus dem Akt des Denkens etwas authentisch Neues entstehen. Das Denken, wie wir es in der Tat täglich vollziehen, ist nicht nur Bewusstsein im Sinne von Begleiterscheinung (Epiphänomen) des Naturgeschehens, sondern es ist eine echte und kreative
Ursache
. Wenn ein Mensch denkt, geschieht etwas, was sonst nicht geschehen wäre. Das bedeutet Selbst-Verursachung als authentische dritte Möglichkeit in unserem bekannten Dilemma.» [21]
Das Erwachsenen-Ich ist also der Ort, wo die Dinge geschehen, wo sich Hoffnung regt und wo Veränderung möglich ist.
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5. Wie man die Transaktion analysiert
Denn ich weiß nicht, was ich tue.
Apostel Paulus
Nachdem wir nun eine Terminologie entwickelt haben, kommen wir zu der entscheidenden Frage: Wie wird diese Begriffssprache angewandt bei der
Analyse einer Transaktion
? Die Transaktion besteht aus dem Reiz, den ein Mensch ausübt, und aus der Reaktion eines anderen Menschen auf diesen Reiz, wobei die Reaktion wiederum zum neuen Reiz für die Reaktion des ersten wird. Sinn der Analyse ist die Feststellung, welcher Teil jedes Beteiligten – Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich oder Kindheits-Ich – den jeweiligen Reiz und die jeweilige Reaktion auslöst.
Es gibt viele Anhaltspunkte zur Erkennung von Reizen und Reaktionen nach ihrem Ursprung im Eltern-Ich, im Erwachsenen-Ich oder im Kindheits-Ich. Diese Anhaltspunkte oder Indizien finden sich nicht nur in dem, was ein Mensch spricht, sondern auch in dem, wie er spricht: im Ton der Stimme, in Gestik und Mimik. Je sicherer wir diese Indizien erkennen, desto mehr Informationen gewinnen wir für die Transaktions-Analyse. Wir brauchen nicht andekdotisches Material aus der Vergangenheit ans Licht zu zerren, um zu entdecken, was im Eltern-Ich, im Erwachsenen-Ich und im Kindheits-Ich aufgezeichnet ist. Wir offenbaren uns heute.
Woran ist das Eltern-Ich zu erkennen?
Körperliche Indizien für das Eltern-Ich
gerunzelte Brauen
Stirnfalten
gespitzte Lippen
Zungenschnalzen
Seufzen
einem anderen den Kopf tätscheln
der ausgestreckte Zeigefinger
der «entsetzte Augenaufschlag»
mit dem Fuß auf den Boden klopfen
die Arme in die Seiten stemmen
Arme vor der Brust verschränken
Händeringen
Das sind typische Eltern-Ich-Gesten. Es kann jedoch noch andere Eltern-Ich-Gesten geben, die eine Eigentümlichkeit des persönlichen Eltern-Ichs widerspiegeln. Wer zum Beispiel einen Vater hatte, der die Angewohnheit besaß, sich jedes Mal zu räuspern und gen Himmel zu blicken, bevor er einen tadelte für schlechtes Benehmen, der wird diese Manieriertheit selber dauernd vorbringen als Vorspiel zu Äußerungen seines Eltern-Ichs, auch wenn dieser Fimmel nicht als Eltern-Ich-Merkmal bei den meisten Menschen anzusehen ist. Außerdem gibt es auch nationale Unterschiede. In Amerika zum Beispiel atmen die Leute aus beim Seufzen, die Schweden dagegen seufzen, indem sie einatmen.
Sprachliche Indizien für das Eltern-Ich:
«Ich werde dafür sorgen, dass das ein für alle Mal aufhört.»
«Ich kann es auf den Tod nicht leiden, dass …»
«Du musst immer daran denken, dass …»
«Du darfst nie vergessen, dass …»
(Immer
und
nie
sind
fast immer
Eltern-Ich-Wörter, die die Trennungslinien um ein archaisches System herum markieren, das keine neuen Informationen hereinlässt.)
«Wie oft habe ich dir schon gesagt …»
«Wenn ich du wäre …»
Viele wertende Ausdrücke, seien sie nun positiv wertend oder negativ,
können
charakteristisch sein für das Eltern-Ich, sofern sie ein Urteil über einen anderen Menschen enthalten, und zwar ein Urteil, das nicht nach Abwägung verschiedener Gesichtspunkte durch das Erwachsenen-Ich zustande kommt, sondern sich
automatisch
wie ein archaischer Reflex einstellt. Beispiele solcher «eingefleischten» Vorurteile sind:
«dumm»
«widerlich»
«faul»
«böse»
«froh»
«schlapp»
«unartig»
«empörend»
«unsinnig»
«lächerlich»
«idiotisch»
«sinnlos», «ekelhaft»
«Unfug»
«Nein, nein, nein!»
«Wie konntest du nur …»
«Armes Ding»
«Herzchen»
«Tropf»
«Schätzchen»
«Was fällt Ihnen ein …»
«Trottel»
«Mein lieber Mann!»
«Trampel»
«Mein Allerbester!»
«Sehr schlau»
«Tölpel»
«Kinder [chen]!»
«Na na!»
«Von allen guten Geistern verlassen»
«Menschenskind»
«Und jetzt?»
«Schon wieder!»
Man darf nicht vergessen, dass es sich bei solchen Ausdrücken nur
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