Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt
zum vierten Wagen, da mir sonst die S-Bahn davonfahren würde. Ein kleiner Triumph.
Vierter Tag: Ich gehe die eine Treppe nach unten, nehme die andere nach oben und erinnere mich schon auf der Treppe, dass ich hinten einsteigen muss. Ich gehe schneller. Oben angekommen, laufe ich am Bahnsteig sofort zurück und schaffe es gerade noch bis zum letzten Wagen, bevor die S-Bahn losfährt. Ich bin glücklich.
Fünfter Tag: Ich gehe schon zu Hause zügig los. Im Bahnhof nehme ich die eine Treppe nach unten und die andere nach oben. Schnurstracks gehe ich zum Haltepunkt des letzten Wagens. Die S-Bahn fährt ein, und ich steige in den letzten Wagen. Ich bin begeistert.
Sechster Tag: Ich denke nicht. Ich gehe die eine Treppe nach unten, steige die andere nach oben und gehe direkt zum letzten Wagen. Als ich in der S-Bahn sitze, fällt mir auf, dass ich heute frei habe und gar nicht zur Messe muss. Ich juble trotzdem!
»Entschuldigen Sie, könnten Sie mich bitte duzen!«
Ein Workshop mit einer Firma. Einige siezen sich, andere duzen sich. Wir führen zu Beginn unserer Trainings immer das »Arbeits-Du« ein, für den Zeitraum des Workshops duzen wir uns also alle und sprechen uns mit Vornamen an. Am Ende der Veranstaltung wird diese Regel wieder aufgehoben und alle machen wieder weiter wie zuvor. Funktioniert prima und erleichtert das Arbeitsklima immer wieder ungemein.
Bei diesem Workshop aber sollte es anders kommen: Der 65-jährige Geschäftsführer wollte nicht geduzt werden. Kein Problem für uns - alle anderen stimmten zu. Der Workshop begann, es wurde viel gelacht, und zunehmend entwickelte sich eine spontane Atmosphäre. Nach einer Weile kam der Geschäftsführer zu uns und flüsterte: »Bekommen Sie es irgendwie hin, dass man mich auch duzt? Ich bin der Stefan.«
Kommt Ihnen das vielleicht bekannt vor? Zuerst weigert man sich mitzumachen oder lässt sich nicht auf die Regeln ein - und nach einiger Zeit ärgert man sich, nicht von Anfang an dabei gewesen zu sein.
Alle unerwarteten Situationen lassen sich auf folgendes Grundschema reduzieren:
Sie finden sich in einer Situation wieder, die Sie nicht erwartet haben.
Sie müssen diese Situation akzeptieren. Denn sie existiert, ob Sie wollen oder nicht.
Sie müssen spontan reagieren.
Sie müssen aus dem Moment heraus handeln, Planung ist nicht möglich.
Sie müssen eine Entscheidung treffen, ohne die Folgen oder mögliche Fehler absehen zu können.
Sie müssen präsent sein und die Verantwortung für Ihre Entscheidung und Ihr Handeln übernehmen.
Hilfe! Was tun? Wir geben Ihnen drei (3) Regeln mit auf den Weg.
Nur drei? Ja, nur drei! Sie könnten auch mehr Regeln bekommen (oder denken Sie sich selber welche aus). Aber wir sind der Meinung, dass die Drei eine schöne Zahl ist und man sich drei Regeln einfacher merken kann als beispielsweise 7 oder 18 oder 512. Eine Regel wäre ausreichend, aber das sähe dann irgendwie nicht so professionell aus.
TROMMELWIRBEL!
DER HIMMEL VERDUNKELT SICH!
EIN BLITZ ERHELLT DEN HORIZONT!
EIN SCHEINWERFER FÄHRT SUCHEND DEN HIMMEL AB!
NEBEL WABERT ÜBER DEN BODEN!
DA PLÖTZLICH ERSCHEINT IN FLAMMENSCHRIFT AM FIR-MAMENT:
EIN RAUNEN GEHT DURCHS PUBLIKUM. STIMMENGEWIRR.
»Das ist alles?«
»Das kann sich ja sogar mein Mann merken.«
»Hat das schon mal jemand den Politikern gesagt?«
DAS STIMMENGEWIRR GEHT ÜBER IN EINEN JUBELCHOR!
So ist das immer, wenn wir unsere Regeln vorstellen. Ehrlich. Ungelogen.
Es ist egal, welche der Regeln Sie zuerst anwenden. Alle hängen miteinander zusammen, voneinander ab und bedingen sich gegenseitig. Sie sind spontan! Das ist das Erste, was Sie wissen müssen - und wollen müssen!
Spontaneität ist wie eine Tür, die Sie immer übersehen haben, an der Sie dauernd vorbeigegangen sind. Wie gelingt es Ihnen, diese Tür zu öffnen? - Nicht nur einen kleinen Spalt, nein, Sie sollen die Tür aufreißen und hindurchgehen.
Stellen Sie sich einen langen Korridor vor. Am Ende ist die Tür, durch die Sie sonst immer gehen. Dahinter wartet Ihre gewohnte Welt mit Ihrem gemütlichen Sofa auf Sie. Links und rechts entlang des Gangs befinden sich weitere Türen. Die haben Sie noch nie bemerkt. Sie hatten ja immer Ihren Plan und wussten, wohin Sie wollen. Wenn Sie ab jetzt offen für den Moment sind, wenn Sie nicht mehr alles vorausplanen, werden Sie das erste Mal vor einer dieser Türen stehen bleiben und sich wundern, wo sie auf einmal herkommt, und sich vor allem aber fragen, wohin sie führt. Gut,
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