Ich bin total spontan - wenn man mir rechtzeitig Bescheid gibt
dir, mach mal lieber gar nichts« manipulieren, tritt der Zensor in Aktion: »Gestatten,
ich bin Ihr innerer Zensor.« Sein Wunsch nach Kontrolle beherrscht uns stärker als nötig. Er macht es sich vor allem in der linken Gehirnhälfte bequem. Der innere Zensor ist die innere Stimme in uns, die unsere gesellschaftlichen Werte- und Moralvorstellungen vertritt, was zum Teil ja auch ganz vernünftig sein mag. Leider ist der innere Zensor oft etwas zu rigide und bequem geworden, und wenn er nicht weiterweiß, dann zensiert er auch da, wo es gar nicht notwendig wäre. Damit blockiert er uns und versperrt den Weg in ein Leben voller Spontaneität. Er nimmt auch gern getarnte »Nein«-Sätze in den Mund:
»Das kann man doch nicht machen.«
»Haben wir alles schon mal ausprobiert.«
»Damit mache ich mich doch lächerlich.«
»Das funktioniert nie.«
»Was sollen denn die Nachbarn denken?«
»Tstststststs«, sagt er kopfschüttelnd und schaut dabei über den Rand seiner Brille, wie Omas das tun, wenn sie ihre Enkelkinder beim Stibitzen von Schokolade erwischen.
Ein spontaner Mensch weist seinen inneren Zensor in seine Schranken. Sobald Sie herausgefunden haben, wie Ihr innerer Zensor tickt, wird Ihnen das »Ja«-Sagen leichter fallen. Sobald Ihr innerer Zensor das merkt, wird er klein beigeben.
Übung 6:
Den inneren Zensor in seine Schranken weisen
Sie brauchen dazu:
• sich selbst
• Ihre innere Stimme, sprich, den inneren Zensor
• eine Situation, in der etwas entschieden werden muss
• Ihr Ja-Buch
Und so geht’s:
Lernen Sie Ihren inneren Zensor kennen. Er ist die Stimme Ihrer Gedanken, die Ihnen viele Argumente liefert, warum Sie etwas nicht versuchen oder anfangen sollten. Antworten Sie das nächste Mal: »Ja, ja, ich habe deine Bedenken gehört. Aber an dieser Stelle entscheide ich!« Malen Sie ein Bild von Ihrem inneren Zensor in Ihr Ja-Buch und sagen Sie bloß nicht, Sie könnten nicht malen.
Was soll das?
Der innere Zensor ist nicht immer ein Störenfried. In vielen Situationen schützt er uns und lässt uns mit gesundem Menschenverstand handeln. Man sollte ihn deshalb ernst nehmen. Manchmal aber schießt er über sein Ziel hinaus und blockiert uns, etwas Neues auszuprobieren oder zu wagen. Die Vorschläge und Zensur-Sätze des inneren Zensors haben sich über all die Jahre Ihres Lebens entwickelt und verfestigt. Das können übernommene Sätze von Lehrern, Eltern, Vorgesetzten, Partnern sein ebenso wie Sätze, mit denen der innere Zensor Sie mal beschützte, als Sie noch klein waren. Und nun flüstert er Ihnen diese Sätze wieder ein, hat aber gar nicht gemerkt, dass Sie kein kleines Kind mehr sind, sondern ein
erwachsener Mensch, und dass seine Ratschläge alles andere als hilfreich sind.
Indem wir mit dem inneren Zensor in Dialog treten, erkennen wir ihn an und übernehmen gleichzeitig die Kontrolle über die Entscheidung. Dieser Dialog hilft, die Vermischung aus realer Situation und erlernten Zensursätzen klar zu trennen und in einer neuen Situation angemessen zu handeln.
Eigentlich klingt es doch ganz vernünftig, in einer geschützten Zone bleiben zu wollen. Warum sollte man daran etwas ändern? Sicherheit ist wie gesagt nur eine Illusion - es gibt sie nicht oder nur in einem begrenzten Rahmen. Und dann stehen wir da mit der Veränderung, die auf uns einstürmt. Kaninchen-Feeling! Fangen Sie also lieber jetzt an zu trainieren, mit unerwarteten Situationen umzugehen. Lassen Sie sich davon überraschen, was alles Wunderbares passieren wird. Sehen Sie das »Ja« und die damit verbundenen Ereignisse nicht als etwas Bedrohliches, das Sie nicht kontrollieren können, sondern als Chance für Neues.
Wir spielen regelmäßig in kleinen Kulturzentren. Zwei Scheinwerfer, 50 Zuschauer. Back to the Roots. Bei einem solchen Auftritt baten wir die Zuschauer um Anregungen für eine Beziehungsszene zwischen zwei Personen. Normalerweise kommen dann immer Vorschläge wie »Vater - Sohn«, »Schüler - Lehrer« oder »Schornsteinfeger - Zimmermann«. Von diesen Vorgaben lassen wir uns inspirieren und entwickeln eine Szene. Diesmal saßen in der letzten Reihe zwei etwa 16-jährige Jungs, die halblaut, wohl um zu provozieren, »Auf die Fresse hauen!« riefen. Während ein Raunen durch das Publikum ging, huschte über unsere Gesichter ein Strahlen. Innerhalb von Sekunden entstand ein Musical über einen Türsteher,
der es satthat, nur »auf die Fresse zu hauen«, und dessen Traumberuf Leuchtturmwärter
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