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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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geht nicht um mich.«
    »Ich weiß nicht viel über die tote Frau«, fährt Terri fort. »Was war sie … eine polnische Putzfrau, die nebenher anschaffen ging?«
    Ich zucke zusammen. »Ich bin mir nicht sicher …«, setze ich an.
    »Ist ja auch egal. Ich stelle mir nur vor, also, wenn ihr so was zugestoßen ist, dann war ihr Leben doch bestimmt ganz anders als deins, sie hat sich sicher«, sie zuckt die Achseln, als wäre sie sich durchaus bewusst, auf welch dünnes Eis sie sich mit ihren Mutmaßungen begibt, »in ganz anderen Kreisen bewegt.«
    »Zwei Welten kollidieren«, sage ich, »so was in der Art.«
    »Ganz genau.« Rasch reibt sie sich mit den Händen über den Kopf, vor und zurück, als würde sie da oben Teig rollen. Sie hat kurze Haare mit gebleichten Spitzen. Das macht sie oft. Es hat nichts mit Juckreiz zu tun, es ist vielmehr eine Geste der Ungeduld: Sie möchte die Dinge ins Laufen bringen, sie beschleunigen.
    »Die Empörung, die du empfindest«, schlägt Dawn vor. »Du und viele andere.«
    »Ich bin nicht empört«, erwidere ich.
    »Vielleicht wissen wir noch zu wenig, aber es hat sie ganz schön erschüttert, die Mittelklasse-Enklaven von …«, Terri, in Hackney geboren und aufgewachsen, versucht sich zu erinnern, wo ich lebe, »N ew Malden oder wo auch immer.«
    »Ich glaube nicht«, sage ich und stelle mich in Gedanken schützend vor Jude, Margot und Suzanne.
    »Komm schon«, drängt sie, wie jemand, der ein Kind überreden will, einen Mantel anzuziehen. »Es ist gut. Wir brauchen dich. Es ist faszinierend.«
    »Das ist mir egal«, sage ich und bemühe mich, ruhig und konzentriert zu bleiben, bemühe mich, die Panik in Schach zu halten, indem ich mir Longmans Zeitachse des Zweiten Weltkriegs vor Augen führe. »Ich fühle mich nicht wohl dabei. Ich würde das Programm lieber gar nicht machen, als sie so auszunutzen.«
    »Mein Horror.« Stan hat die tiefe, kratzende Stimme von Don LaFontaine aufgesetzt, dem Amerikaner, der die ganzen »In einer Welt …«-Kinotrailer gesprochen hat. Kürzlich hatten wir Redd Pepper, das britische Pendant zu LaFontaine, in der Sendung. »Mein Leid.«
    Wahrscheinlich hätte ich gar nicht darauf reagiert, doch ich kriege mit, dass er um einen Blick von India buhlt. Sie hockt mit angezogenen Knien auf ihrem Stuhl, dreht an ihren Haaren herum und hält sich möglichst raus. Er zwinkert ihr zu. Mag gut sein, dass es moralinsauer von mir ist, mag sein, dass ich es unter anderen Umständen auch lustig gefunden hätte, aber ich merke, dass etwas in mir ausrastet.
    »Ich empfinde keinen Horror«, sage ich. »Ich empfinde kein Leid. Eine arme Frau ist tot.«
    Ich habe die Stimme gehoben. Alle sehen betreten weg. Stan grinst blöd.
    Dawn, die die ganze Zeit auf ihrem Laptop herumgetippt hat, kommt zum Glück zu meiner Rettung. Sie schnipst zufrieden mit den Fingern und sagt, sie habe nachgesehen und wir könnten Großbritanniens dickste Frau bringen, über eine Videoschaltung aus ihrem Haus in Tyne and Wear. (Sie hat das Haus seit vier Jahren nicht mehr verlassen.)
    »Als Live-Einspeisung«, wirft Stan in einer anderen Kinotrailerstimme ein. Später wird er natürlich ein Ausbund an gequältem Mitgefühl sein.
    Alice schlägt vor, wir sollten Adam Phillips trotzdem holen – für psychologische Einblicke in das Thema Fettleibigkeit –, und Terri, deren Panik bezwungen ist, wirkt immerhin beschwichtigt. Für heute bin ich davongekommen, und mit ein bisschen Glück ist meine Geschichte morgen schon kalter Kaffee.
    Nach dem Meeting habe ich fünf versäumte Anrufe und jede Menge SMS , darunter eine von Jude Morris. »Du stilles Wasser! Warum hast du nichts gesagt? Du musst Margot, Suzanne und mich doch für Idioten halten!« Clara hat zweimal angerufen, und Margaret, Philips Mutter, einmal. Unser heiß geliebtes Exkindermädchen, das uns leider verlassen hat, hat eine Nachricht hinterlassen: »Hi, Schatz. Himmel, was ist denn bei euch los? Kann ich euch nicht eine Minute allein lassen?«
    Auf dem Weg zum Make-up rufe ich Clara an, doch sie ist wohl im Unterricht, denn ich erreiche nur die Voicemail. Also versuche ich es bei Jude. »Hasst du mich jetzt, weil ich nichts gesagt habe?«, sage ich, als sie rangeht. »Es ist kompliziert. Ich erkläre es dir.«
    Sie sagt, natürlich hasse sie mich nicht. Ich sage, es tue mir leid, es tue mir leider als leid – eine Formulierung, die Millie und ihre Freundinnen die ganze Zeit benutzen –, und sie lacht. »Aber keine Lügen

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