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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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und versuche mir nicht allzu viel daraus zu machen, dass sie es nicht sind. Dann machen wir drei weiter mit unserem Familientag, als wäre alles ganz normal.

    In der Abenddämmerung sehe ich draußen vor dem Fenster einen Mann. Er steht auf der anderen Straßenseite hinter einem Auto, sodass ich ihn nicht ganz erkennen kann – nur ein Stück von seinem Kopf, einen Arm, eine Veränderung in Licht und Textur, eine Bewegung hinter Glas, eine Trübung des Silbers, ein Fleck auf dem Stahl. Ich bilde es mir nicht ein. Vom Wohnzimmer aus beobachte ich ihn und warte darauf, dass er sich bewegt. Ich bin zurzeit extrem nervös, reagiere auf die kleinste Unregelmäßigkeit.
    Sie haben »meinen Stalker« noch nicht erwischt – ihn so zu nennen kling ein wenig angeberisch, aber ich weiß keinen anderen Begriff. Eigentlich ist er eher wie ein Geist, eine aktive Phantasie, das Gefühl eines Menschen. PC Evans, dem Polizisten, der mit dem Fall betraut ist, habe ich erzählt, dass ich einmal dachte, jemand sei im Haus gewesen. Ich roch ein widerwärtiges Aftershave. Ein andermal, versuchte ich zu erklären, fühlte ich mich beobachtet und beschattet. Aber es stimmt, ich habe nie wirklich eine Person gesehen, es sind nur komische Sachen passiert. Fragen nach Millie auf Twitter: »Was macht die Erkältung der Kleinen?«, Geschenke – ein Paar Pantoffeln von Toast , eine CD mit irgendwelchen Liedern (Ben Folds: »You Don’t Know Me«, Joe Jackson: »Another World«), ein Buch ( Lieber G-Punkt: Klartext über Sex und Liebe ) von Amazon . »Vielleicht will ja bloß jemand nett sein«, sagte der Polizist, »und Ihnen was Gutes tun.« Ich habe ihn gefragt, ob er je Angst vor dem Klappern des Briefkastens hatte. Seit ich meinen Twitter-Account gelöscht habe, sind die Geschenke seltener geworden. »Manchmal langweilen sie sich irgendwann«, hat PC Evans gesagt.
    Ich stehe rechts vom Erker, hinter den Klappläden verborgen, und schaue raus. Die Körpergröße verrät mir, dass es ein Mann ist. Es könnte ein Nachbar sein, der im Haus nicht rauchen darf. Ein Makler, der auf einen Kunden wartet. Ein Anwohner, der sich ausgesperrt hat. Oder was? Wovor habe ich Angst?
    Millie ruft aus der Küche. Sie ist am Verhungern. Wann gibt es Abendessen? Darf sie was naschen?
    Ich kümmere mich um sie – mache ihr ein Sandwich und einen heißen Kakao. Ich suche Philip, doch ich kann ihn nicht finden. Ich bin nicht lange weg, aber als ich zum Fenster zurückkomme, ist die Gestalt verschwunden.

Montag
    Gestern fing es an. Ich wurde vom Telefon geweckt. Ein Journalist namens Jack Hayward war dran, der mich um ein Interview bitten wollte.
    »Was ist Ihr Aufhänger?«, fragte ich misstrauisch, doch so höflich, wie ich es angesichts dessen, dass ich noch halb schlief, zustande brachte.
    »Dieser bedauerliche Vorfall mit der toten Frau: zwei Welten, die miteinander kollidieren oder so.«
    »Das ist ein sehr kompliziertes Konzept für diese frühe Morgenstunde«, sagte ich, während mein Gehirn ratterte. Es war also zu spät. Inzwischen war bekannt geworden, dass ich damit zu tun hatte. Hatte die Polizei eine Pressekonferenz abgehalten? Oder »ihre Quellen« mobilisiert? Wie auch immer, die Information war draußen. Ich konnte nichts mehr dagegen tun. »Sie wollen doch sicher bloß Schmutz über meine Ehe, meine Seitensprünge, meine Teenagerbulimie?«
    Dieser Jack Hayward lachte, und es war ein nettes Lachen, ein Lachen, das im Laufe der Zeit einige Zigaretten mitgekriegt hatte, aber versuchte, den Konsum einzuschränken. »Geben Sie mir eine Chance«, sagte er kläglich.
    Ich entschuldigte mich freundlich, sagte, er würde das sicher verstehen.
    »Kann ich Ihnen meine Nummer geben, für den Fall, dass Sie es sich doch noch überlegen?«
    »Werd ich nicht«, erwiderte ich, notierte mir aber trotzdem seine Nummer.
    Ich rief Alison Brett, die Pressefrau von Mornin’ All , zu Hause an. Hoffentlich hatte ich sie nicht geweckt. Wenn ja, dann war sie erstaunlich schnell auf Zack. »Reden Sie möglichst wenig«, sagte sie. »Aber wenn irgendwelche Paparazzi auftauchen, geben Sie ihnen, was sie wollen. Dann gehen sie wieder. Posieren Sie ein wenig. Ich weiß, dass das lästig ist, aber so eine private Aufnahme kann die Einschaltquoten beflügeln. Sie wissen ja, wie so was läuft. Lässig, modisch, zugänglich. Cool, aber nicht zu cool.«
    Also, Letzteres kriegte ich bestimmt hin. Im »natürlichen Look« (das heißt ein bisschen Lippenstift) und Jeans (also das,

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